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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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umklammerte das tote Kabel, das ihn erst zu diesem Weg veranlasst hatte.
    Du bist tot, dann rette wenigstens mir das Leben! , schoss es ihm durch den Kopf.
    Er bekam das Kabel auch mit der zweiten Hand zu fassen. Doch das verbesserte seine Lage nur unwesentlich. Jetzt hing er über dem Abgrund und das, woran er hing, löste sich gerade mit schnalzenden Lauten aus den Verankerungen, mit denen es an der Brücke befestigt war. Ruckartig ging es ein weiteres Stück abwärts.
    Wrugal sah mit schreckgeweiteten Augen, dass er ausgerechnet jetzt die Stelle gefunden hatte, an der das Kabel gerissen war. Kurz hinter der Brücke auf der gegenüberliegenden Seite, die er noch nicht erreicht hatte. Die er nie mehr erreichen würde. Denn immer schneller rissen jetzt die kleinen Schnüre, mit denen die Telegrafenarbeiter die Leitung an der Brücke befestigt hatten. Und es war nur noch eine Frage weniger Herzschläge, bevor sich das Kabel ganz losreißen und ihn mit mächtigem Schwung gegen die Felswand krachen lassen würde. Spätestens dann, so war ihm auf erschreckende Weise klar, würde er sich nicht mehr halten können. Vielleicht war das Schicksal gnädig mit ihm und er verlor schon beim Aufprall gegen die Felswand das Bewusstsein. Längst baumelte er tief unterhalb der Brücke und gleich würde sich die letzte Verankerung lösen, die das abgerissene Ende des Kabels noch mit der Seilkonstruktion der Brücke verband. Der entstehende Schwung würde die restlichen Verankerungen in rasender Geschwindigkeit zerreißen, da diese kleinen Schnüre, mit denen man das Kabel befestigt hatte, niemals dazu gedacht gewesen waren, einen so schweren Brocken wie Wrugal halten zu müssen.
    Direkt über ihm tauchte ein kleiner, runder, faltiger Kopf auf, der von einem breiten blauen Schnabel beherrscht wurde. Der Ruschtu legte den Kopf leicht schräg und beobachtete ihn neugierig mit seinen großen, runden Augen. Sollte dieser Blick das Letzte sein, was er in seinem Leben zu sehen bekam?
    In diesem Augenblick riss die letzte Verankerung.
     
    *
     
    Seit einigen Stunden stolperten sie bereits in Polnähe des Planeten herum. Aus ihrer Perspektive waren die gigantischen Hieroglyphen nicht mehr als solche zu erkennen. Hier auf dem fein säuberlich bearbeiteten Felsboden stellten sie nur ein lästiges Hindernis bei der Fortbewegung zu Fuß dar. Denn so weit das Auge reichte durchzogen höchstens knietiefe Gräben oder entsprechend hohe Erhebungen die Landschaft. Natürlich war von ihrem Standort aus auch die konische Form des gigantischen, kreisrunden Kraters nicht auszumachen. Dafür war er in seiner viele tausend Kilometer messenden Ausdehnung einfach zu groß und die aus dem All messbare Vertiefung zur Mitte hin mit gerade einmal einhundert Kilometern kaum erkennbar.
    Dana Frost kam es in ihrem Raumanzug so vor, als laufe sie über eine völlig ebene Fläche, die nur von den beschriebenen Strukturen unterbrochen wurde. Inzwischen hatte sich die kleine Truppe, mit der sie auf Schmetzer 23 gelandet war, schon beinahe häuslich auf dieser kargen, abstoßenden Welt ohne Atmosphäre und – abgesehen von den Bodenerhebungen – komplett reizarmen Umgebung eingerichtet. Abseits von der L-1 waren im Modulbauverfahren zwei Kuppeln errichtet worden. Eine, in der sie lebten, die andere für das umfangreiche wissenschaftliche Arsenal.
    Beide Kuppeln waren mit atembarer Atmosphäre geflutet worden und verfügten über entsprechende Luftschleusen. Zusätzlich verband sie ein Schlauch, um den Menschen zu ermöglichen, ohne Raumanzug zwischen den beiden Bereichen hin und her zu wechseln. Aus Sicherheitsgründen befanden sich dennoch an beiden Eingängen zu dem Verbindungsschlauch kleine Schleusen.
    Dana Frost sehnte sich mittlerweile nach ihrem Schiff zurück. Hier auf dieser Welt würde sie sich niemals heimisch fühlen, zu kalt und lebensfeindlich und vor allem ohne jede Abwechslung bot sie sich dar, trotz der ungeheuren Entdeckung, die sie gemacht hatten. Auf Grund der räumlichen Enge in den Kuppeln gab es für das kleine Landungsteam abgesehen von der winzigen Hygienekabine nur eine einzige Rückzugsmöglichkeit, wenn man mal alleine sein wollte. Dann hieß es rein in den Raumanzug und draußen über die endlose Ebene mit ihren Vertiefungen laufen. Dabei galt der Befehl, den sie selber ausgegeben hatte, dass man sich alleine nicht außerhalb der Sichtweite der Scheinwerfer und der automatischen Kameras der L-1 begeben durfte. Zudem hatte man ständig die

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