Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt
Funkkanäle der anderen im Helm. Mit anderen Worten, es gab kein Entrinnen, man war nie allein, von Ruhe ganz zu schweigen und das auf einer riesigen, toten Welt.
Inzwischen hatten sie auch weite Teile des Kraterrandes mit der L-1 besucht. In der ganzen erschreckenden Monotonie des Alltags, der nur aus wissenschaftlicher Datenerhebung und ewigen Messungen bestand, eine aufregende Abwechslung, sahen sie hier doch ein Stück weit den Planeten in seinem ursprünglichen Zustand. Eine Art Dunkelwüste mit gewaltigen Gebirgszügen und weiten von großen Felsbrocken übersäten Ebenen. Nichts deutete darauf hin, dass hier einmal irgendetwas gelebt hatte.
Selbst so untrügliche Zeichen wie ehemalige Flusstäler, die man selbst auf Methanwelten antraf, gab es auf Schmetzer 23 nicht. Abgesehen von der astro-archäologischen Entdeckung der gigantischen Pol-Hieroglyphen schien alles darauf hinzuweisen, dass die von Professor Schmetzer durchgeführte Exploration keine der insgeheim erwarteten Resultate zu Tage fördern würde. Bisher waren keine Anhaltspunkte für das Vorhandensein »abweichender Elemente«, wie sich der Professor ausdrückte, gefunden worden. Andererseits aber auch kein Hinweis, der die Masse-Anomalie erklären würde.
Beim Gestein handelte es sich um leicht eisenhaltige Granite. Irgendwelche Einschlüsse fremdartiger Substanzen waren ihnen bis dato nicht untergekommen. Vulkanische Aktivitäten waren nirgendwo mehr nachweisbar.
Dieser Planet musste tatsächlich sehr alt, er musste uralt sein. Dennoch gab er ihnen viele Rätsel auf. Denn irgendwo tief in seinem Inneren musste sich noch ein glühender Rest Magma befinden, ansonsten wären die Temperaturmessungen nicht erklärbar, die doch deutlich über dem absoluten Nullpunkt lagen.
Wie ein Stück Holzkohle, das verglüht … dachte Dana Frost, während sie in ihrem Raumanzug in Sichtweite der L-1 herumstapfte.
Sie war nicht die Einzige, die sich nach draußen begeben hatte. Hinter dem langen Schlagschatten, den eine der beiden Kuppeln warf, kam eine unförmig wirkende Gestalt hervor und winkte, als sie Dana entdeckte.
Dana Frost wusste, dass auch sie nicht viel anders aussah in diesem Raumanzug, der für die Schwerelosigkeit des Weltalls ebenso ausgerüstet war, wie für den Einsatz auf einem Planeten ohne atembare Atmosphäre.
Es handelte sich um einen so genannten leichten Anzug, der über Servomotoren und entsprechende Sensoren verfügte, die eine Fortbewegung auch unter erschwerten Bedingungen möglich machten und den Umgang mit dem Eigengewicht des Anzugs erleichterten.
Eine Reihe von Raketendüsen verliehen ihm zudem im All eine gewisse Manövrierbarkeit. Ein Antigravantrieb wäre für so einen Anzug zu groß gewesen, weshalb er mit einer konventionellen, fast altmodischen Technik ausgestattet war.
Integrierte Survival-Sets ermöglichten im Notfall für einige Tage das Überleben und eine rasche Ortung. Zuerst würde der Sauerstoff ausgehen, der naturgemäß den größten Platz beanspruchte.
Die Bedienung der Anzüge bedurfte einer intensiven Schulung und viel Erfahrung, weshalb Zivilisten wie Professor Schmetzer nur eine »abgespeckte«, vor allem unbewaffnete Version benutzen durften. Ihm stand eine speziell für wissenschaftliche Untersuchungen entwickelte Variante zur Verfügung, in deren Funktion er sich fluchend und murrend während des Fluges hatte einweisen lassen.
Auch Bruder William trug eine so genannte Zivilversion. Er war es, der sich Dana näherte.
»Sie kommen mir gerade recht«, sagte Dana, »sind Sie beschäftigt oder haben Sie etwas Zeit?«
»Zeit?«, erklang lachend Bruder Williams Stimme aus dem Helmlautsprecher neben Danas Ohr. »An diesem Ort scheint gerade Zeit überreichlich zur Verfügung zu stehen. Aber … was lehrte schon der weise Lao Tse?«
»Verraten Sie es mir, ich weiß es nicht.«
»Von allen Feinden, denen du in deinem Leben begegnen wirst, ist die Zeit dein furchtbarster Gegner. Denn ihr engster Verbündeter ist der Tod.«
»Ah – interessant, Bruder William. Ich fürchte Ihr Lao Dings hat Recht.«
»Lao Tse, Dana.«
»Kommen Sie William. Ich leide unter Untätigkeit, Heimweh nach der STERNENFAUST, akutem Bewegungsmangel und dergleichen. Zu zweit können wir uns etwas weiter vorwagen, als allein.«
»Und zwei Helmscheinwerfer beleuchten mehr als einer«, fügte William noch hinzu.
Schon nach wenigen Schritten hatten sie das scharf ausgeleuchtete Areal ihres Forschungs- und Landeplatzes verlassen, da
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