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Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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einer der Matrosen.
    »Falls die Barbaren überhaupt Schusswaffen an Bord haben«, knurrte der Alte.
    »Dann gibt es erst recht keinen Grund, das Feuer zu eröffnen, Sir«, mischte sich jetzt Mrandil in die Auseinandersetzung ein.
    »Ich werde mich nicht, niemals und unter keinen Umständen, in die Hände randständiger Barbaren begeben!«, schrie der Alte nun. »Selbst wenn sie kommen, um mir das Leben zu retten.«
    In diesem Moment ertönte ein lautes Klatschen vom hinteren Rand des nur wenige Stufen höher liegenden Freidecks. Ohne ein weiteres Wort rannten alle nach oben.
    »Was hast du gemacht?«, rief Mrandil.
    »Ich habe mir erlaubt, während ihr noch mit diesem Oberst a.D. diskutiert habt, das Geschütz abzuschrauben und ins Wasser zu werfen«, sagte Sungur ruhig.
    »Was!«, schrie der Alte und hatte auf einmal sichtlich Mühe, genug Luft zu bekommen.
    Inzwischen waren die vier Schiffe auf Rufweite heran und Mrandil konnte die wilden, verwegenen Gesichter der Randständigen sehen, die neugierig zu dem Wrack herüberblickten. Hatte sie für einen Moment Sungurs Aktion, das Geschütz von Bord zu werfen, gut geheißen, so kamen ihr jetzt nur wenige Herzschläge später massive Zweifel, ob es wirklich gut gewesen war, sich ihrer einzigen Waffe zu entledigen.
    »Sie werden uns alle umbringen!«, jammerte die Passagierin wie vorhin, doch diesmal nur noch mit einem wimmernden Stimmchen, bevor sie ohnmächtig zu Boden sank.
     
    *
     
    Ein heftiger Ruck riss an Wrugals Schultergelenken. Er stöhnte auf vor Schmerz. Er hatte das Gefühl, als würden ihm die Arme aus dem Leib gerissen. Alles in ihm schien in Flammen zu stehen. Mit letzter Kraft drehte er seinen Kopf nach oben und blickte in die großen, runden Augen seines Ruschtus, der sich mit beiden Hinterbeinen fest in die Brückenbohlen geklammert hielt, während seine langgliedrigen Vorderpfoten das Kabel mit den Krallen umfasst hatten. Jetzt schnappte auch noch der breite Schnabel zu und packte ebenfalls ein Stück des Kabels.
    Dann sah Wrugal, wie das Tier mit einem vorsichtigen Schritt nach hinten trat. Dann ein weiterer. Langsam zog es ihn auf die schwankenden Planken der Brücke zurück.
    Lange lag Wrugal ausgestreckt auf den Bretterbohlen, atmete tief durch, sah dabei hoch über sich das leicht umwölkte Auge Gottes, das ihn vom Himmel herab ungerührt beobachtete, und spürte, wie ganz allmählich wieder Gefühl in seine gezerrten, schmerzenden Glieder zurückkehrte. Noch immer hielt er das Telegrafenkabel umklammert.
    Als sich der Ruschtu über ihn beugte und ihn mit dem blauen Schnabel leicht anstieß, kam endlich wieder Bewegung in seinen Körper. Schweigend umarmte er das Tier, das dabei seinen langen Hals fast vollständig um ihn herumschlang.
    Später, nachdem er endlich mitsamt der gerissenen Leitung das andere Ende der Brücke erreicht hatte, fand er auch schnell die Stelle, an der es gerissen war. Vor dem ersten Mast baumelte das abgetrennte Teil der Leitung leicht im Wind.
    Wrugal sah auf den ersten Blick, dass das Kabel sauber durchschnittene Enden aufwies. Kein Sturm, kein Unwetter hatte die Leitung unterbrochen, sondern ein bewusster Akt der Sabotage. Unsicher blickte Wrugal sich um, aber er war auf dem ganzen Ritt niemandem begegnet. Abgesehen von den wenigen Karawanen wurden Weg, Pass und Brücke nur selten benutzt. Seine empfindlichen Ohren hörten auch keine verdächtigen Geräusche, seine Nase roch nur den kalten Höhenwind.
    Er und sein Ruschtu waren allein auf weiter Flur. Wer auch immer für die Zerstörung der Telegrafenleitung verantwortlich war, hatte längst das Weite gesucht.
    Bevor er sich an die Reparatur machte, schloss er seinen mobilen Telegrafen an die Leitung an. In den Ohrhörern erklang das vertraute Rauschen. Mit sicherer Hand bewegte er die Taste.
    Viele zigtausend Sprünge entfernt vernahm in einem der Kommunikationsbüros des kaiserlichen Palastes ein wachhabender Beamter die eingehenden Signale. Zwei Kennungen wurden ausgetauscht.
    Dann unterhielt sich erstmals seit Bestehen der Leitung der randständige Telegrafenmeister Wrugal ganz außerplanmäßig mit dem kaiserlichen Beamten namens Kuchta und berichtete mittels des komplexen Codes aus kurzen und langen Signalen über alles, was sich ereignet hatte, wo er sich gerade befand, wie kalt und stürmisch es so hoch oben im Gebirge sei und dann erst führte Kuchta die so jäh unterbrochene Mitteilung zu Ende.
     
    *
     
    In ihrem Helm gellten die Schreie von Bruder

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