Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 009 - Verschollen in der Hohlwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
fertig werden würden, denn seit sie auf dem Meer trieben, hatte noch keine einzige Wolke seinen Blick verschleiert.
    »Segel!«
    Die hohe, noch jungenhafte Stimme Sungurs riss Mrandil aus ihren Träumen. Mit einem Schlag war sie wieder hellwach. Den anderen – egal ob zu den Passagieren oder zur Mannschaft gehörend – ging es genauso. Doch nur wer über so scharfe Augen wie Sungur verfügte, konnte die winzigen dunklen Spitzen in der Ferne bereits ausmachen. War das Blickfeld senkrecht nach oben zum Auge Rarals zwar ungetrübt und frei, so galt dies nicht für die endlosen Weiten der Wargato-See, deren weiterer Verlauf nach einer Strecke von fünf bis zehntausend Sprüngen mit schöner Regelmäßigkeit hinter einem dunstigen Schleier verschwand – Nebelschwaden des verdunstenden Meerwassers, das in der Ferne – wie es schien – immer dichter war, als dort, wo man sich selber gerade befand. Eine optische Täuschung, das wusste Mrandil. Doch dann erkannte auch sie die spitzen, dreieckigen Segel, die sich dem Wrack der LUCCRA näherten.
    Die plötzlich ausbrechende Fröhlichkeit angesichts nahender Rettung erstarb ebenso schnell, wie sie aufgeflackert war.
    »Es sind typische Schiffe der Randständigen«, flüsterte Sungur und Mrandil nickte nur. Doch seine Heimlichkeit war unnötig, denn auch unter den anderen hatte sich diese Entdeckung bereits herumgesprochen.
    »Sie werden uns alle umbringen!«, schrie eine Passagierin und Mrandil erkannte, dass es sich um eine der zahllosen Neben-Prinzessinnen des kaiserlichen Hofes handelte.
    »Bitte, gnädige Frau. Regen Sie sich nicht auf«, versuchte der Steuermann zu beschwichtigen, »nicht alle Barbaren sind Mörder.«
    »Aber die meisten«, entgegnete ein würdig dreinblickender Alter, dessen mächtiger, weißer Backenbart sein Gesicht umrahmte. »Ich war vor vielen Zyklen befehlshabender Oberst der kaiserlichen Brigade Markass. Sie wissen, was das bedeutet?«
    Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    So alt wie der Oberst war, überlegte Mrandil, konnte er ohne weiteres bei der ersten Schtukuhl-Offensive dabei gewesen sein.
    »Ich kenne diese Burschen. Man kann ihnen nicht trauen!«, fuhr der Oberst a.D. fort. »Und spätestens, wenn sie herausbekommen, wer ich bin, ist nicht nur mein Leben, sondern auch das meiner Begleiter nichts mehr wert.« Mit den letzten Worten hob er seinen Arm und beschrieb mit ihm langsam einen Kreis. Diese Geste schloss jeden an Bord ein.
    »Von uns erfahren Sie nichts, Sir«, sagte Hrogal.
    »Glauben Sie, darauf kann ich vertrauen«, fauchte der Alte, »und glauben Sie, ich vertraue vor allem denen da …« Er wies aufs Meer hinaus, wo die Segel allmählich größer wurden. »Vielleicht ist schon auf einem der Schiffe ein älteres Besatzungsmitglied, das sich erinnert und mich erkennt …«
    »Was wollen Sie tun, Sir?«, fragte Hrogal.
    »Das will ich Ihnen sagen, Steuermann«, erwiderte der ehemalige Oberst. »Wenn ich recht informiert bin, haben wir im oberen Teil der LUCCRA noch ein funktionierendes Geschütz und Munition. Wir werden den randständigen Barbaren einen heißen Empfang bereiten.«
    »Das können Sie nicht tun!«, schrie Sungur. »Die Schiffe kommen, um uns zu helfen …«
    »Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt, Junge. Wir mögen dir zwar das Leben verdanken, wenn es stimmt, was der Steuermann und diese Offizierin über dich erzählen, aber von den Randständigen weißt du nichts! Also schweig.«
    »Wenn Sie unsere Retter unter Feuer nehmen, dann bringen Sie uns um«, rief Sungur, ohne sich einschüchtern zu lassen.
    »Sie haben keine Befehlsgewalt über dieses Schiff, Sir …«, sagte Hrogal.
    »Wissen Sie, was Sie damit sagen, Mann«, schrie jetzt der Alte. »Ich bin Oberst a.D. der kaiserlichen Streitkräfte, aber ab sofort bin ich wieder im Dienst. Und glauben Sie mir, wenn wir diese Geschichte hier überleben sollten, werde ich dem Kaiser persönlich berichten. Über so eine Möglichkeit verfügen Sie nicht!«
    Hrogal stellten sich alle Haare auf, denn er wusste nur zu gut, dass der ehemalige Oberst ihn und seine Karriere mit einem einzigen Wort am Hof vernichten konnte. Aber er war sich auch bewusst, dass keiner von ihnen einen Angriff auf die Schiffe überleben würde.
    »Sie werden zurückschießen, Sir«, sagte er deshalb und versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. »Und Sie wissen, was das bedeutet, Sir.«
    »Ein einziger Treffer und wir alle fahren auf einem Feuerball direkt zu Rarals Auge«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher