Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
er sich wieder »Okay, Lebenszeichen vorhanden. Cannlan lebt …«
*
Ungeachtet aller Vor- und Zwischenfälle hatten die ersten Vorausscheidungen begonnen.
Der Legende nach sollen Terraner, speziell Leute aus Kalifornien die ersten Space-Waver gewesen sein. Aus dieser Tradition erklärte sich, dass nach wie vor so gut wie alle Disziplinen, Besonderheiten und Fachbegriffe englische Namen trugen, die von allen Spezies, die mittlerweile diesen Sport betrieben, übernommen worden waren, selbst wenn sie etwa für Mantiden nahezu unaussprechlich waren.
»Fangen wir bei den Boards an«, erläuterte D’koh in die Kamera. »Schon oft wurde mit Formen und Funktionen experimentiert. Letztlich durchsetzen konnten sich aber nur Neuerungen, die das klassische Aussehen des Surfbretts beibehielten. Heutzutage gehört Space-Race mit hochgetunten, leistungsstarken Kleinraketenantrieben zu den Klassikern. Aber das war nicht immer so. Und es gibt nach wie vor Surfer, die es für unter ihrer Würde halten, auf ein Board mit künstlichem Antrieb zu steigen. Solo-Surfer suchen nach ihrer Wave-Line, jenen elektromagnetischen Wellen im All, die besonders hier vor Pictoris Wunder so häufig anzutreffen sind. Von diesen Wave-Lines werden die Surfer auf schier unglaubliche Geschwindigkeit beschleunigt. Aber – was noch viel wichtiger ist – sie dürfen den Kontakt zu diesen Lines nicht verlieren.
Niemals, zu keiner Sekunde. Einmal auf Tempo und dann einen winzigen Augenblick unachtsam – schon kann es sie aus der Bahn schleudern, und sie segeln, da sie über keinen aktiven Antrieb verfügen, auf ewig verloren im All. Hier bei mir begrüße ich jetzt einen heimlichen Favoriten des Solo-Surfens, Simon E. Jefferson, der uns hoffentlich ein paar Geheimnisse seiner Kunst verraten wird …«
Die von Kkiku’h geführte Kamera schwenkte zu einem für menschliche Verhältnisse ungewöhnlich großen Mann, der es gewohnt war, ohne Probleme über die Köpfe seinesgleichen hinwegblicken zu können. Gerade Jeffersons Augen verrieten bereits, dass es sich bei ihm – wie bei George-Luis E. Gesbro – um eine genetische Modifikation handelte.
»Danke, D’koh. Sie nannten mich zu Recht einen heimlichen Favoriten. Der eigentliche Favorit und Held des Solo-Surfens wird, wie Sie alle wissen, dieses Jahr nicht an den Wettkämpfen teilnehmen können. George-Luis – falls du gerade zusiehst – komm rasch wieder auf die Beine. Ohne dich macht das hier alles nur halb so viel Spaß. Baldige Besserung, auf dass du so schnell wie möglich wieder die Lines unter deinen Füßen vibrieren spürst!«
Die rein im Infrarotbereich wahrnehmenden Facettenaugen Jeffersons wandten sich von der Kamera wieder zu seinem Interviewer.
»Mr. Jefferson«, fuhr D’koh fort, »hat die Tatsache, dass Sie schon vor ihrer Geburt einem komplexen genetischen Manipulationsprozess unterworfen wurden, etwas mit Ihren Fähigkeiten und Chancen beim Surfen zu tun?«
»Ja und nein. Meine genetische Modifikation war ursprünglich für ganz andere Aufgaben vorgesehen. Die Tatsache, dass ich meinen Metabolismus auf Methanatmung umstellen kann und wesentlich weniger temperaturanfällig als unmodifizierte Menschen bin, macht aus mir noch keinen guten Surfer. Doch durch meinen Einsatz auf Methanwelten, speziell im Bergbau, konnte ich aber meinen Körper ganz anders trainieren, als das jemandem möglich ist, der sich etwa auf Pranta IX nur mit einem Aquarium auf dem Kopf fortbewegen kann.«
»Aquarium … Verstehe, Mr. Jefferson. Abschließend bitte ich Sie noch um einen kurzen Kommentar zu den Vorausscheidungen im Space-Race, die gerade begonnen haben.«
»Hm, da bin ich nicht gerade sehr kompetent, aber wenn Sie es wünschen …«
»Bitte, Mr. Jefferson!«
»Nun, Sie wissen, dass ich mich selbst niemals freiwillig auf ein Board mit Raketenantrieb stellen würde. Trotzdem habe ich großen Respekt vor allen Könnern dieser Disziplin. Schauen Sie nur mal, wie dieser Starr – äh, ich glaube das ist Rreggrrod Klarrkan, ein echter Champion – die Pipe nimmt. Sehr schnell, sehr elegant und – jetzt ein perfekter Loop. Das macht ihm so schnell niemand nach. Ich bin schon gespannt, wie er im Wettkampf seinen Gegnern Feuer zu schlucken gibt. Da kommt doch keiner mehr mit. Wollen Sie mit mir wetten? Er ist für mich ein klarer Favorit, ein Sieger!«
»Danke für das Gespräch Mr. Jefferson. Und was Wetten anbelangt, liebe Zuschauer, hier wird gezockt, dass die Socken qualmen, wie
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