Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
Die Grotten waren von der Mannschaft der Starr schon lange vor den Wettkämpfen für die gesamte Dauer der USW angemietet worden. Die immerzu nervös und hektisch wirkenden Starr schienen sich in den einer düsteren Höhlenwelt nachempfundenen Räumen sehr wohl zu fühlen. Vielleicht entsprach diese Umgebung ihrer Idealvorstellung von Urlaub und Freiheit. Jedenfalls hatten sie als einen Höhepunkt sogar eine terranische Band eingeladen, um die ohnehin ausgelassene Stimmung zum Kochen zu bringen.
Wegen dieses klugen Schachzuges schon am ersten Abend der offiziellen Wettkämpfe konnten sie davon ausgehen, dass sie ihre Party nicht nur unter ihresgleichen verbringen würden. Immerhin besaß der Name der Band – Maschinenraum – weit über die Solaren Welten hinaus einen geradezu magischen Ruf.
»Wann war es das letzte Mal, das Maschinenraum überhaupt öffentlich aufgetreten sind?«, fragte D’koh in die Kamera. »Der präzise, technische Klang der Musik von Maschinenraum ist legendär. In nahezu allen Regionen der Galaxis werden ihre Stücke gerne gehört. Und dort, wo die Musik von Maschinenraum verboten ist, kursieren die Daten ihrer beliebtesten Hits unter der Hand im Untergrund als Samisdatware. Viele andere Musiker der unterschiedlichsten Welten versuchten schon, den Sound von Maschinenraum zu kopieren. Vergeblich. Diese Mischung aus unterkühlter, beinahe robotartiger Eleganz mit einem dennoch alle Sinne anregenden Rhythmus, verbunden mit verblüffend einfach klingenden Melodien, die dennoch höchste Virtuosität ausstrahlen – das alles gehört zur Musik von Maschinenraum . QXKG ist stolz darauf, die exklusiven Senderechte für die Siegesparty der Starr hier in den Grotten von Lor Els Auge erworben zu haben. Denn wir wissen natürlich, dass allein wegen dieser Band zahllose Zuschauer unser Programm verfolgen werden.«
D’koh trat zur Seite und ließ Kkiku’h die Kamera über die Köpfe der in den Hauptsaal der Grotten hineinströmenden Massen gleiten. Anschließend übernahmen in einem unmerklichen Übergang zahllose fliegende Robotkameras die Aufzeichnung.
Feierabend.
Ab sofort konnten sich die beiden Mantiden dem Vergnügen hingeben.
Für Dana Frost und ihre der terranischen Sektion des Sicherheitsdienstes zugeteilten Leute galt dies natürlich nur eingeschränkt. Selbst außerhalb der jeweiligen Arbeitsschichten war eine Sicherheitsfrau beziehungsweise ein Sicherheitsmann immer im Dienst. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, die Party zu besuchen und sich zu ihren beiden mantidischen Freunden zu gesellen. Sie war nicht wenig überrascht, auch auf Tatjana Wendrowicz zu treffen, die sich gerade angeregt mit Kkiku’h unterhielt.
Sie standen in einem der Gänge der Grotten. Die Haupthalle war bereits völlig überfüllt, obwohl die Musiker noch gar nicht die Bühne betreten hatten. Da der Gang ein Stück abwärts führte, hatten sie einen hervorragenden Blick über das Gedränge hinweg.
In diesem Augenblick ertönte ein tief dröhnender Gong und gleichzeitig setzte ein nicht minder tief ratterndes, vibrierendes Geräusch ein, das den Menschen bis in den Magen drang und die Chitinpanzer der Mantiden erbeben ließ. Mit einem Schlag war die Hallenbeleuchtung erloschen und fünf scharf gebündelte, senkrecht strahlende Scheinwerfer mit bläulich schimmerndem Licht aufgeflammt, die die leere Bühne anstrahlten. Vom Bühnenboden zischte Nebel empor, kochenden Dampf aus alten Maschinen darstellend, das Symbol der Band.
Da setzte mit ohrenbetäubender Lautstärke die Musik ein und in den erleuchteten Nebel-Licht-Säulen formierten sich wabernde Gestalten. Hoch über den Köpfen dieser amorphen Figuren wiederholte sich das Bild in einem vergrößerten Ausschnitt, der die stoisch-unbeweglichen, kaum voneinander zu unterscheidenden Gesichter der Musiker zeigte. Die merkwürdig wabernden Gestalten der fünf Musiker strahlten einen höchst befremdlichen, unwirklichen Eindruck aus.
»Sie arbeiten bei diesem Auftritt ausschließlich mit Projektionen«, knatterte es im Getöse der Musik kaum verständlich aus Kkiku’hs Translator.
Dana konnte von sich nicht gerade behaupten, zu den Fans und erst recht nicht zu den Kennern der Musik von Maschinenraum zu gehören. Dennoch konnte sie sich der Faszination der Bühnendarbietung nicht entziehen.
»Sie verstecken sich hinter ihrer Musik«, sagte sie, »aber diese Maskerade macht sie nur umso interessanter … Wo stecken die wirklichen Musiker, das ist doch ein
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