Sternenfaust - 013 - Schlacht um die Wega
meldete der Kridan-Offizier in strammer Haltung seinem Kommandanten.
General Falran-Gor ließ zunächst nur ein Krächzen hören, bevor er sich an den Kommunikationsoffizier wandte. »Ich möchte eine Verbindung zu Branan-Tor!«
»Sehr wohl, ehrenwerter Kommandant.«
»Auf dem Hauptschirm.«
»Sofort.«
Im nächsten Moment waren der Chefwissenschaftler und sein Assistent auf dem Hauptschirm der Kommandozentrale zu sehen. Die Isolierung war sofort, nachdem Branan-Tor Eindringlingsalarm gegeben hatte, aktiviert worden. Weder er noch sein Assistent hatten die Gelegenheit dazu gehabt, vorher noch die Laborsektion zu verlassen.
»Was hat das alles zu bedeuten, Branan-Tor?«, verlangte Falran-Gor zu erfahren. »Weshalb wurde Eindringlingsalarm ausgelöst?«
»Ich weiß nicht, ob diese Bezeichnung wirklich zutreffend ist, aber sie erscheint mir am ehesten das zu treffen, was hier vor sich geht«, erklärte Branan-Tor. »Es geht um die Materie, zu der das Rohrelement wurde, das für den Störfall in Meiler 2 verantwortlich gemacht wird. Es ist definitiv kein Leben …«
»Dann hätten auch unsere automatischen Sensoren und Scanner bereits Eindringlingsalarm auslösen müssen«, stellte Falran-Gor fest.
Branan-Tor senkte den Schnabel um ein paar Grad, was in diesem Zusammenhang durchaus als Geste der Zustimmung zu werten war. »Das stimmt. Wie gesagt, es handelt sich auf keinen Fall um Leben, zumindest nicht nach unserer Definition, was Leben ist. Vielmehr scheint es sich um anorganische, tote Materie zu handeln, die in der Lage ist, sich auf sehr eigenartige und in mancher Hinsicht den bekannten Naturgesetzen widersprechende Weise zu organisieren – und zwar in Sechseckgitter bis auf Subatormare Ebene. Ich verfolge die Theorie, dass …«
»Ist es gefährlich?«, unterbrach Falran-Gor den Chefwissenschaftler auf eine Weise, die nur respektlos erscheinen konnte, letztlich aber nur Ausdruck von Falran-Gors eigener Unsicherheit war.
»Die beobachtete Materiestruktur verfügt über ein paar Eigenschaften, die tatsächlich an Leben erinnern: Sie reproduziert sich in jedwedes Material.«
»Auch in lebende Zellen?«
»Das möchte ich nicht ausprobieren«, sagte Branan-Tor. »Aber ob die Bezeichnung ›lebend‹ noch auf einen Körper zutrifft, der von dieser Struktur verändert wurde, wage ich zu bezweifeln. Dieses Etwas , mit dem wir es zu tun haben, besteht aus winzigen Partikeln. Nano-Teilchen, wenn sie so wollen, die offenbar einerseits aus ganz gewöhnlicher Materie bestehen, die aber auf eine ganz bestimmte und sehr charakteristische Weise programmiert sind.«
»Wie sollte es möglich sein, Atome oder noch kleinere Teilchen zu programmieren?«, erkundigte sich Falran-Gor krächzend. Er legte den Kopf schief und schabte mit dem oberen und dem unteren Schnabelrand gegeneinander.
»Wir wissen durch das Abhören ihres Funk- und Datennetzes, dass die Menschen schon seit fast zweihundert Jahren Nano-Sonden in der Medizin einsetzen«, sagte Branan-Tor. »Ich weiß, es würde unserem Glauben widersprechen, einen derart hohen Aufwand für die Erhaltung eines einzelnen Lebens zu betreiben, anstatt den Tod und die Krankheit als Teil der göttlichen Ordnung zu akzeptieren. Es ist also nicht meine Absicht, den Ketzern das Wort zu reden, die das Glück des Einzelnen für wichtiger halten als das Anstreben der Heiligen Ordnung …«
»Es braucht sich hier niemand zu rechtfertigen«, schnitt Falran-Gor ihm das Wort ab. »Das Einzige, was mich in diesem Fall interessiert sind die Fakten …«
Und nicht die Frage, ob diese Fakten sich mit unseren Glaubensdogmen in Einklang bringen lassen! , setzte der Kommandant noch in Gedanken hinzu, hütete sich aber davor, dies laut auszusprechen.
Branan-Tor verstand seinen Vorgesetzten auch so. »Was ich damit sagen wollte ist nur, dass es tatsächlich funktioniert, Materie auf subatomarer Ebene zu codieren und kleine Nano-Mechanismen zu konstruieren, von denen jeder Einzelne nur ganz wenige Regeln befolgt. Zusammengenommen können sich auf diese Weise aber komplexe Erscheinungen ergeben, die an das Verhalten von Lebewesen erinnern!«
»Wir haben es also mit einem Angriff zu tun«, stellte Falran-Gor fest.
»Bei einem Lebewesen würde man das so ausdrücken. Aber das würde auch voraussetzen, dass eine Absicht dahinter steckt. Aber es handelt sich höchst wahrscheinlich nur um einen Vorgang, der einer chemischen Reaktion ähnlicher ist als einer sozialen.«
»Könnte es sein, dass es
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