Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
gekommen war und nicht zu einem der shishenischen Schiffe weitergeflogen war. Demnach war ihr Ziel die L-1 gewesen!
In ihm klingelten sämtliche Alarmsirenen Sturm. Er stürzte zum Ausgang, um nachzusehen. Er hatte ihn noch nicht erreicht, als eine Explosion die L-1 erschütterte, ein klaffendes Loch in den unteren Rumpf riss und das Schiff auf die Seite kippte. In diesem Moment versagte das Antigrav-Kissen, auf dem das Shuttle schwebte. Die L-1 stürzte drei Meter in die Tiefe, bevor sie auf den Boden prallte. Wredan wurde schmerzhaft gegen die Wand geschleudert und verfluchte seine Unachtsamkeit.
Er rappelte sich wieder auf und hangelte sich zurück zu seinem Platz, von wo aus er sich über Interkom nach dem Befinden von Takashi erkundigte. Dieser hatte ebenso wie er außer ein paar schmerzhaften Prellungen nicht viel abbekommen. Ein Teil der Außenkameras war ausgefallen. Die noch intakt waren, zeigten mehrere Shisheni, die teilweise in Fahrzeugen, teilweise im Galopp auf allen sechs Gliedmaßen auf die L-1 zueilten.
»Verdammt, was machen wir jetzt?«, überlegte Wredan laut.
»Den Captain informieren und uns vorerst hier drinnen verschanzen, so gut es geht«, schlug Roy Takashi vor. »Wer weiß, was die Schlangenköpfe vorhaben.«
Wredan griff zum Funkgerät und musste feststellen, dass es nicht mehr funktionierte. »Mist!«
Inzwischen hatten die ersten Shisheni die L-1 erreicht und versuchten hineinzugelangen. Wredan besaß noch genügend Geistesgegenwart, die Außenmikrofone einzuschalten und mit dem Translator zu koppeln.
»… uns hören?«, drang gleich darauf die Übersetzung aus dem Lautsprecher.
»Ist jemand verletzt? Können Sie Ihr Schiff verlassen? Brauchen Sie Hilfe?«
Wredan blickte Takashi an. »Das klingt nicht so, als wollten die uns umbringen.«
» Die vielleicht nicht. Aber wer hat die Explosion verursacht?«
Wredan befand sich in einer für ihn schwierigen Lage. Er war es nicht gewohnt zu kommandieren und hatte auch keinen Ehrgeiz dazu. Ihm genügte es, ein verdammt guter Pilot zu sein und davon abgesehen Befehle zu befolgen, die andere zu verantworten hatten. Offiziell hatte er jetzt, als Pilot der L-1, das Kommando, doch er wusste nicht, was er tun sollte. Wenn sie das Schiff verließen, könnten sie in eine Falle geraten. Wenn sie es nicht taten, verursachten sie dadurch möglicherweise einen diplomatischen Zwischenfall, weil die Schlangenköpfe sich durch ihr damit demonstriertes Misstrauen beleidigt fühlten.
»Versuchen Sie, den Captain über ein Armbandfunkgerät zu erreichen«, riet ihm Takashi.
»Natürlich!«
Wredan ärgerte sich, dass er nicht selbst auf den Gedanken gekommen war, ließ sich aber nichts anmerken. Die Ruhe, die der Marine ausstrahlte, färbte auf ihn ab. Er aktivierte sein Armbandfunkgerät und rief Captain Frost, erhielt jedoch keine Antwort.
Dafür sah er nur eine Erklärung: Das Außenteam steckte in Schwierigkeiten!
Und die Shisheni versuchten immer noch, irgendwie ins Schiff zu gelangen.
»Gehen wir nach draußen, bevor die Schlangenköpfe reinkommen«, schlug Wredan schließlich vor. »Vielleicht können die uns zum Captain bringen.«
»Das halte ich nicht für klug«, widersprach Takashi.
Wredan zuckte mit den Schultern. »Die sind in der Überzahl, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie drin sind. Außerdem können wir ohnehin nicht lange hier bleiben, so beschädigt wie das Schiff ist. Und von hier drinnen können wir auch den Captain nicht benachrichtigen.«
»Ich schlage trotzdem vor, wir verschanzen uns hier und spielen Toter Mann. So gewinnen wir Zeit.«
Zögernd stimmte Wredan zu. Sie verriegelten die Tür der Zentrale, warteten, versuchten weiter über Funk, das Außenteam zu erreichen und beobachteten über die noch intakten Kameras das Treiben der Shisheni.
Diese schienen über den Vorfall mindestens ebenso entsetzt zu sein wie die Menschen und kümmerten sich sofort darum, dass der Schaden an der L-1 wieder repariert wurde. Eine Gruppe organisierte eine Art Kran, mit dem sie das Schiff wieder aufrichtete, während eine zweite sich den Weg zur Zentrale bahnte und die Tür zu öffnen versuchte.
»Sie haben das Kommando«, erklärte Takashi grimmig und tätschelte bedeutsam seinen Nadler.
»Nein!« widersprach Wredan. »Keine Gewalt. Wir wissen nicht, was mit dem Captain und den anderen ist. Aber die Schlangenköpfe würden wohl kaum unser Schiff reparieren, wenn sie uns umbringen wollten. Außerdem haben sie uns Hilfe
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