Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
angeboten.«
»Könnte ein Trick sein.«
»Oder auch nicht. Wir werden sehen.« Wredan schaltete den Außenlautsprecher ein. »Hallo, hören Sie mich?«, fragte er.
»Wir hören Sie!«, bestätigte ein Shisheni. »Sind Sie verletzt?«
»Nein, nicht der Rede wert. Aber, äh … die Tür klemmt. Wir haben Schwierigkeiten, sie zu öffnen.«
»Halten Sie durch und bleiben Sie ruhig«, riet der Wortführer. »Wir werden versuchen, Sie zu befreien, sobald wir das Schiff stabilisiert haben.«
»Vielen Dank. Wir … bleiben wo wir sind.«
Was keine sonderlich intelligente Bemerkung war, wie Wredan im selben Moment erkannte, denn sie konnten ohnehin nirgendwo anders hin. Aber sie hatten erst einmal Zeit gewonnen.
»Die Verantwortlichen für diese Tat werden zur Rechenschaft gezogen«, versprach der Wortführer. Er gab dabei ein Geräusch wie eine wütende Klapperschlange von sich »Wir alle sind entsetzt über diesen Vorfall. So etwas hat es auf Shishena noch nie gegeben. Und so etwas wird es auch nie wieder geben, sobald die Herrscherin davon erfährt!«
Bevor Wredan etwas erwidern konnte, piepte sein Armbandfunkgerät …
*
Obwohl Dana Frost von dem vergangenen Tag erschöpft war, konnte sie nicht schlafen, was nicht unbedingt an der ungewohnten Schlafstatt lag. Shesha’a und ihre Physischen Helfer hatten sich alle Mühe gegeben, herkömmliche Schlafstellen – die nichts anderes waren als halbkugelige, gepolsterte Mulden im Boden – für menschliche Körper bequem zu gestalten, was ihnen auch recht gut gelungen war. Aber Frost gingen einfach zu viele Gedanken im Kopf herum, die ihr den Schlaf raubten.
Außerdem fühlte sie sich nicht wohl dabei, bei fremden Wesen zu übernachten, die sie gerade erst wenige Stunden kannte und immer noch nicht einschätzen konnte. Shesha’a hatte ihnen die Stadt gezeigt, in der es jedoch außer der Universität und den Wohnhäusern der Shisheni nichts zu sehen gab. Alle Produktionsstätten, von denen sie auch einige besichtigen durften, befanden sich in unterirdischen Höhlenkomplexen außerhalb der Städte. Produziert wurde nur nach Bedarf ohne Überschuss, sodass jeder Shisheni mit allem versorgt werden konnte, was er benötigte.
Geld und Handel kannten sie nicht. Ihre gesamte Existenz war darauf ausgerichtet, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, mit denen sie ihrem Volk bestmöglich nach ihren individuellen Veranlagungen dienen konnten. Das Wohl aller hatte Priorität. Deshalb würde ein Bündnis mit den Solaren Welten auch nur dann zustande kommen, wenn die Herrscherin der Überzeugung war, damit dem Wohl ihres Volkes zu dienen.
Und genau das war der Punkt, der Frost einige Sorgen bereitete. Während ihrer Besichtigungen hatte sie deutlich gemerkt, dass viele Shisheni den Menschen mit Misstrauen oder sogar Angst begegneten. Bruder William hatte das bestätigt, und er konnte Fremdvölker viel besser einschätzen als sie. Niemand hatte sie bedroht, aber sie waren offensichtlich auch nicht bei jedem willkommen. Welche Folgen das für die diplomatischen Beziehungen haben mochte, konnte Dana nicht abschätzen. Sie war Soldatin, keine Diplomatin. Doch sie wusste, dass auch Botschafterin Chang sich über diesen Punkt Sorgen machte.
Du solltest versuchen zu schlafen, Dana , schalt sie sich selbst. Du löst das Problem nicht durch Grübeln. Außerdem ist das Changs Job, nicht deiner.
Aber es war gar nicht so leicht, auch ohne ein ständig im Kopf kreisendes Gedankenkarussell in dieser ungewohnten Umgebung Schlaf zu finden. Sie hatte darauf bestanden, dass sie alle im selben Raum untergebracht wurden. Shesha’a hatte das akzeptiert, obwohl sie ursprünglich jedem von ihnen einen einzelnen Raum zur Verfügung stellen wollte. Der Nachteil war, dass Dana noch nie in Gemeinschaftsunterkünften gut hatte schlafen können. Unter anderem auch deshalb nicht, weil grundsätzlich mindestens ein Mitbewohner schnarchte. Hier waren es gleich drei: Stein, Gardikov und DiMarco.
Außerdem fiel durch den Schlingpflanzenvorhang, der den Raum von dem Rest der Wohnung abtrennte, Licht ins Innere, was dem Schlaf auch nicht förderlich war, ebenso wenig wie die geschäftige Aktivität jenseits des Vorhangs.
Ralff Olafsson und Robert Kerr standen unmittelbar hinter dem Vorhang Wache und beobachteten die Tätigkeit der Shisheni durch die Lücken darin. Bis jetzt gab es draußen aber lediglich Shisheni zu sehen, die ihren wohl ganz normalen Tätigkeiten nachgingen wie Aufräumen, Reinigen und
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