Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
dergleichen. Trotzdem ließen die beiden in ihrer Wachsamkeit nicht nach.
Falls die Shisheni bemerkt hatten, dass sie von den Menschen beobachtet wurden, gaben sie es mit keiner Geste zu erkennen.
Dana Frost zuckte zusammen, als Olafssons Schatten auf sie fiel. Der Sergeant hatte sich vollkommen lautlos bewegt.
»Captain, da draußen tut sich was«, flüsterte er ihr zu.
Sie war schlagartig hellwach. »Was ist los?«
»Sieht beinahe aus wie eine Wachablösung«, erklärte Olafsson. »Ich kann die Shisheni nicht auseinander halten, aber da sind ein paar Neue gekommen, und wie es aussieht ist unsere Gastgeberin abberufen worden. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Vielleicht nichts, vielleicht eine Menge.«
Frost stand auf und trat so dicht an den Pflanzenvorhang, wie sie glaubte, es unentdeckt tun zu können. In dem Raum davor hielten sich sieben Shisheni auf, die leise miteinander sprachen. Zu leise, als dass die Translatoren es hätten aufnehmen können. Nun war eine solche Zusammenkunft an sich nichts Besonderes. Doch diese Shisheni hielten Waffen in den Händen, jene speerartigen Dinger, die auch ihre Ehrenwache getragen hatte.
»Wecken Sie die anderen, Sergeant!«, befahl sie leise. »Und halten Sie Ihren Nadler bereit.«
Der blonde Marine gehorchte. Er hatten den ersten Schläfer noch nicht erreicht, als Kerrs Warnschrei ihn herumfahren ließ und an seiner Stelle das Wecken übernahm.
»Vorsicht!«
Kerr wich zurück. Im selben Moment flog ein Shisheni regelrecht durch den Vorhang auf ihn zu, den Speer stoßbereit in der Hand. Der Marine schoss ohne zu zögern, und das Schlangenwesen stürzte ohne einen Laut zu Boden.
Schon war ein zweites heran. Ein drittes stürzte sich auf Frost, die sofort schoss.
Aber der Shisheni war schneller, duckte sich unter dem Schuss hinweg und prellte ihr mit einem Schlag des kräftigen Schwanzes den Nadler aus der Hand.
Der Hieb ließ den Arm augenblicklich taub werden, und ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, sodass Frost vermutete, er müsse zumindest angebrochen, wenn nicht gar ganz gebrochen sein.
Ein weiterer Schwanzschlag riss sie von den Füßen. Der Shisheni nagelte sie mit seinem zweiten Armpaar am Boden fest und hob mit dem ersten den Speer zum tödlichen Stoß.
Ein Nadlerschuss von Olafsson schrammte über die Brust des Wesens und lenkte den Stoß ab, sodass er nur Danas Schulter traf statt ihres Herzens und dort eine schmerzhafte Fleischwunde hinterließ. Sie schrie auf, ebenso wie ihr Gegner und wand sich in seinem Griff in dem verzweifelten Versuch, sich daraus zu befreien. Doch die Shisheni waren weitaus kräftiger als Menschen, und ihr Bezwinger holte zum zweiten Stoß aus.
Ihr Armbandfunkgeräte piepte. Hinter sich hörte sie Bruder William schreien, konnte aber kein Wort verstehen. Vereinzelt fielen Nadlerschüsse. Robert Kerr schrie auf und brach zusammen.
Dana sah die Szene mit einer plötzlichen unpersönlichen Entrücktheit, von der sie wusste, dass sie ein Vorbote des Todes war. Olafsson schoss mit grimmigem Gesicht auf die Shisheni, traf aber kaum, weil sie sich unglaublich schnell bewegten und er nicht riskieren wollte, einen Menschen zu treffen. Immerhin hatten einige Schlangenwesen dadurch genug damit zu tun, seinen Schüssen auszuweichen und waren von den Menschen abgelenkt.
Botschafterin Chang hatte sich in ihrer Schlafmulde verkrochen, hielt ihren Nadler krampfhaft fest und starrte die Szene wie paralysiert an, das blanke Entsetzen in den weit aufgerissenen Augen. Bruder William hing aus Leibeskräften strampelnd in den Klauen eines Shisheni, der gerade zum Todesstoß ausholte. DiMarco hatte seinen Nadler verloren und versuchte sich verbissen mit allen Nahkampftechniken, die er kannte, gegen seinen Angreifer zu wehren. Stein wich verzweifelt immer wieder den Klauen eines Angreifers aus. Auch er hatte seinen Nadler verloren. Lieutenant Gardikov schoss auf einen Angreifer, traf ihn aber nicht. Und Frosts Armbandfunkgeräte piepte immer noch.
Das ist also das Ende , dachte sie erstaunlich emotionslos. Aber warum tun sie das ?
Der Shisheni, der sie gepackt hielt, stieß zu und …
Ein anderer prallte wie ein Geschoss gegen ihn, der tödliche Speer fiel klappernd zu Boden. Der Raum wimmelte auf einmal von ineinander verkeilten und verschlungenen Shisheni, die sich unter lautem Zischen, schrillem Pfeifen und wütend klappernden Schuppen einen gnadenlosen Kampf lieferten.
Frost rappelte sich mühsam vom Boden hoch und taumelte in
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