Sternenfaust - 019 - Jagd auf Agent 183
sammelte und mit seinem Werkzeug die Ader freilegte, ging Laila Kuhn langsam die Senke an der Wand entlang ab. Plötzlich blieb sie stehen.
»L-3, haben Sie das auch gerade gemessen?«, fragte sie über Funk Michelle Torana.
»Meinen Sie irgendetwas Bestimmtes?«, fragte die Pilotin zurück. »Ich habe hier nur die normalen Messwerte, und an denen ist nichts Auffälliges.«
»Mein Scanner hat gerade eine schwache Energieströmung im Inneren dieses Adersystems angezeigt«, antwortete Kuhn. »Wie ein kurzer, aber sehr schwacher Blitz.«
»Die Instrumente der L-3 haben nichts angezeigt«, gab Torana zurück. »Sind Sie sich sicher, dass Ihr Handscanner einwandfrei funktioniert?«
»Eigentlich ja. Aber es kann sich natürlich um eine unbedeutende Fluktuation handeln.«
»Ich halte auf jeden Fall die Augen offen«, versicherte Torana. »Trotzdem sollten Sie sich beeilen und möglichst schnell wieder an Bord kommen. Ich traue diesem Vagabunden nicht. Immerhin hat er noch vor ein paar Stunden eine immense Energie gehabt. Ich wage nicht daran zu denken, was mit uns passiert, wenn die plötzlich und unerwartet wieder auftaucht. Da wir nicht wissen, warum sie so schlagartig verschwunden ist – und vor allem wohin – schlage ich vor, dass wir uns hier nicht länger aufhalten als unbedingt erforderlich.«
Das musste Lailas Kuhn trotz aller Begeisterung auch einsehen. »Da haben Sie wohl Recht. Wir beeilen uns.«
*
Gol träumte. Er fühlte einen leichten Druck auf seinem Oberhaupt, sanft wie eine Berührung von Ka, untermalt von dem Energiefluss, der die Paarung einleitete. Er verspürte auch einen leichten Stich, mit dem sie ihn zu stimulieren versuchte. Was für ein schöner Traum!
Er seufzte wohlig und öffnete langsam den Kanal, durch den sie ihm ihr noch im Larvenstadium befindliches Kind übergeben würde, damit er es in seinem Körper mit seiner Energie zur Reife brachte, bevor er viele Zyklen später das voll entwickelte junge Nerdai ins Leben entlassen konnte.
Doch was er direkt über dem Kanal spürte, war noch nicht die Larve, sondern ein Energiepaket, das Ka ihm als Paarungsgabe schenkte. Gol ließ es sanft, sehr sanft nach innen gleiten und sog dessen Energie in sich ein. Sie war köstlich, auch wenn sie etwas seltsam schmeckte.
Ka spielte mit ihm. Sie zog ihm das Paket wieder ein Stück fort, um ihn zu necken. Sie liebte solche Spiele! Er sog die gesamte Energie mit einem Ruck in sich hinein, und das Paket stürzte auf den Boden des Kanals. Er schob es in eine Seitenkammer neben der, in der er die Larve unterbringen würde. Die Hülle des Energiepakets selbst enthielt ebenfalls noch Energie, die er durch den ganz normalen Verdauungsvorgang freisetzen würde, wenn es an der Zeit war.
Jetzt erwartete er erst einmal die Larve …
*
Michelle Torana traute ihren Augen nicht, als sie auf die Energieanzeige der L-3 blickte. Während sie über die Außenkameras auf dem Bildschirm die Aktivitäten der Techniker draußen verfolgte, hatte die L-3 einen unerklärlichen Energieverlust erlitten. Die Energie war einfach verschwunden, wie es schien.
Sie kontrollierte alle möglichen Maschinen und Generatoren auf ein Leck, aber nirgends wurde eins angezeigt. Sie rief den Außentrupp.
»Mrs. Kuhn, kehren Sie mit Ihren Leuten sofort an Bord zurück! Wir verlieren Energie, und ich kann nicht verantworten, dass wir hier noch länger bleiben.«
»Aber …«, begann Laila Kuhn zu protestieren.
Doch Torana schnitt ihr energisch das Wort ab. »Sofort! Oder ich starte ohne Sie!«
»Wir kommen!«, bestätigte Kuhn missmutig und sammelte ihre Leute ein, während die beiden Marines ihren Rückzug deckten.
Torana rief die STERNENFAUST. »Captain, die L-3 verliert aus unerklärlichen Gründen Energie. Sobald die Techniker wieder an Bord sind, starten wir.«
»Das halte ich für das Beste, Crewman Torana«, antwortete Frost. »Wir messen Ihren Energieverlust auch, können aber nicht sagen, was ihn verursacht. Sehen Sie zu, dass Sie da so schnell wie möglich wegkommen. Reicht die Energie noch aus für einen Start?«
»Im Moment noch«, bestätigte Torana. »Aber sie fließt immer schneller ab. Wenn wir in spätestens zehn Minuten nicht hier weg sind, wird es kritisch.« Sie überprüfte die Messwerte noch einmal. »Außerdem scheint die Senke, in der wir uns befinden, sich vertieft zu haben. Entweder das oder meine Instrumente spinnen.«
»Bestätigt, Crewman«, antwortete Frost einen Augenblick später.
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