Sternenfaust - 021 - Mars-Parasiten
Entscheidung war richtig! , dachte sie. Wieso sind wir in der Simulation dennoch gescheitert?
Frost nahm sich vor, einfach mit kühlem Sachverstand zu entscheiden, anstatt jetzt die eigentlich vernünftigere Option auf Grund der gescheiterten Simulation zu meiden.
»Wir nehmen den Weg durch die Ebene«, entschied Frost.
»Sie machen denselben Fehler wie bei der Simulation«, knurrte Stein. »Wollen Sie unser aller Leben aufs Spiel setzen, Captain?«
Die Stimme des Ortungsoffiziers dröhnte regelrecht durch den allgemeinen Helmfunk. Der Lautsprecher übersteuerte leicht und wurde erst Sekunden später entsprechend runtergeregelt. Offenbar war selbst das interne Rechnersystem von Steins Druckanzug auf diesen akustischen Ausbruch nicht vorbereitet, hatte es sich doch in den vergangenen Stunden an die spezielle Sprechweise seines Trägers angepasst.
»Wenn Sie einen sachlichen Einwand haben, dann äußern Sie ihn bitte, David«, erwiderte Frost und versuchte dabei, sich ihre Verwunderung stimmlich nicht anmerken zu lassen.
Lieutenant Stein wandte sich von seiner Kommandantin ab. Er schleuderte in einem Anfall völlig unmotivierter Wut das Ortungsgerät von sich. Es flog dreißig, vierzig Meter weit und prallte dann auf Grund der geringen Schwerkraft in Verbindung mit dem kaum vorhandenen atmosphärischen Widerstand gegen einen Felsen.
»Was soll’s, Messdaten legen Sie ja doch nicht Ihren Entscheidungen zu Grunde!«, rief er ärgerlich und begann auf die vor ihnen liegende Ebene zu stapfen.
*
Bruder William wandte sich über einen geschützten Einzelkanal an Frost, sodass ihre Unterhaltung nicht von allen Teammitgliedern mitgehört werden konnte.
Im Gegensatz zu sonst gelang es ihm diesmal, seine Schüchternheit vollkommen abzulegen. Er brachte die Sache kurz und bündig auf den Punkt. »Captain, ich denke, dass sich gegenwärtig bei zwei Teammitgliedern mehr oder weniger schwer wiegende Persönlichkeitsveränderungen zeigen, die unsere Aufmerksamkeit erfordern und auch Ihnen eigentlich unmöglich entgangen sein können.«
»Sie meinen David und Michael, richtig?«, vergewisserte sich Dana.
»Ja.«
»David scheint am schlimmsten getroffen zu haben.«
»Captain, ich hatte erst vermutet, dass möglicherweise irgendeine private Angelegenheit auf der Seele des Lieutenants lastet«, erläuterte der Christophorer. »Es hätte ja schließlich sein können, dass die Beziehung, die er zu seiner Freundin hier auf dem Mars unterhält, den Belastungen auf Dauer nicht standgehalten hat. Schließlich befindet sich der Lieutenant den überwiegenden Teil seiner Zeit weit weg.«
»Aber das ist nicht der Fall?«
»Wir Christophorer leben zwar im Gegensatz zu den Angehörigen anderer Ordensgemeinschaften nicht im Zölibat – aber ein Experte für Liebeskummer bin ich deswegen auch noch nicht.« William machte eine Pause. Er blieb stehen und schien nachzudenken.
Dana trat neben ihn, blickte durch sein Helmvisier und musterte seinen Gesichtsausdruck. »Was denken Sie, Bruder William?«
»Ich glaube, dass da etwas viel Tiefgreifenderes geschehen ist als eine Beziehungskrise oder dergleichen. Ich kenne David nun schon eine Weile und kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er in so einem Fall derart unkontrolliert reagieren würde …«
»Ich habe auch glaubt, ihn zu kennen«, bekannte Frost und dabei sprach sie mehr zu sich selbst als an Bruder William gewandt. »Offenbar lernen wir beide eine bisher unbekannte Seite seiner Persönlichkeit kennen.«
»Wenn Sie mich fragen, so wirkt er traumatisiert.«
»Wodurch?«
»Ich weiß es nicht«, gestand der Christophorer. »Aber als Sie die Entscheidung trafen, den Weg durch die Ebene zu nehmen, war das für ihn offensichtlich der Auslöser zu einer völlig irrationalen Reaktion.«
»Tun Sie mir einen Gefallen, Bruder William?«
»Natürlich, Captain.«
»Wenn Sie den Eindruck haben, dass Stein eine Gefahr für das Team bedeutet«, sagte Dana, »dann unterrichten Sie mich unverzüglich über Ihre Einschätzung.«
»Ja, Captain.«
»Halten Sie weiter die Augen offen.«
»Aye, aye.«
Dana und William waren gegenüber den anderen etwas zurückgefallen, die inzwischen ein ganzes Stück vorangehüpft waren. Kaboli bemerkte das, machte kehrt und kam auf die beiden zu.
»Gibt es irgendwelche Probleme?«, fragte er.
»Wir hoffen nicht«, erklärte Frost.
»Warum benutzen Sie dann offensichtlich einen geschützten Kommunikationskanal?« Kaboli wartete Frosts Antwort
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