Sternenfaust - 033 - Operation Nachtschatten
seinem Gehirn verbargen, was mit der neuen speziell zu diesem Zweck entwickelten Droge ohne weiteres hätte möglich sein müssen.
Doch Ingvarsson hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem er sich umgebracht hatte, bevor sie allzu viel Relevantes aus ihm herausgepresst hatten. Der Geheimdienst wusste nicht einmal, wie viele Agenten noch existierten. Sie besaßen lediglich einige Codeworte, mit denen sich die Agenten untereinander zu erkennen gaben. Doch damit ließ sich auch etwas anfangen …
Die Geheimdienstwissenschaftler hatten aus der DNA des toten Ingvarsson mit einem neuen Verfahren eine Kopie von ihm erschaffen, indem sie seine DNA-Sequenz einem Freiwilligen implantiert hatten. Altmodische äußere chirurgische Eingriffe waren schon lange viel zu leicht zu erkennen. Mit der neuen Methode aber besaß der »Klon« die biologische Identität seines Originals und war vom echten Ingvarsson äußerlich und innerlich durch nichts zu unterscheiden. Bis auf die fatalen Wissenslücken.
Deshalb sah der ursprüngliche Plan vor, mit Ingvarssons Hilfe wenigstens ein paar der übrigen Agenten zu fangen und von ihnen die wirklich wichtigen Informationen zu bekommen, hinter denen der Geheimdienst eigentlich her war. Wie viele Agenten gab es? Wer waren sie? Und vor allem: Was hatten sie schon herausgefunden, das die Genetics lieber geheim halten wollten?
Leider war auch dieser Plan weitgehend gescheitert. Mit Ingvarssons Hilfe hatten sie zwar die fünf Agenten enttarnen können, doch keine einzige Information von ihnen bekommen. Damit war auch sinnlos geworden, von ihnen ebenfalls Kopien zu erschaffen und mit denen den Geheimdienst der Solaren Welten zu unterwandern. Natürlich hatte Vupado diesen Plan langfristig nicht aufgegeben, aber er ließ sich zurzeit nicht realisieren.
Ingvarsson berichtete, dass sich nach der ersten Nachrichtensendung über die fünf Agenten keiner mehr mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. Gun R. Vupado war sich sicher, dass alle, die sich dadurch in unmittelbarer Gefahr wähnten, inzwischen Darelis II und die übrigen Genetikerwelten verlassen hatten. Zumindest aber hatten sie alle Informationen, die sie bis dahin gesammelt hatten, ihren Vorgesetzten übermittelt oder anderweitig in Sicherheit gebracht.
Eine letzte Chance hatte Vupado sich durch die Ankunft von Botschafter Maunga ausgerechnet. Er war sich sicher, dass sich in dessen Gefolge mindestens ein Agent der Solaren Welten befand. Aber natürlich war der durch die von Jurij R. Diaz inszenierte öffentliche Propaganda gewarnt worden und hielt sich bedeckt. Somit hatte auch die Überwachung der Delegation und die ständige Beobachtung der Wohnungen der toten Agenten bisher nichts ergeben.
Noch eine Woche, spätestens bis zur Abreise des Botschafters, und wir werden die Sache abblasen müssen , dachte er missmutig und verfluchte Diaz insgeheim. Mochte der Lord Manager eine gewisse Taktik mit der Veröffentlichung im Sinn gehabt und sie vielleicht auch erreicht haben, Vupados Arbeit war dadurch jedenfalls erheblich erschwert worden. Und der Geheimdienstchef besaß leider nicht die Machtbefugnis, Diaz in diesem Punkt Vorschriften machen zu können.
Er hat schon sehr gekonnt dafür gesorgt, dass niemand über ihm steht , dachte Vupado verärgert. Doch was konnte man schon anderes von einem Mann erwarten, der von sich selbst immer stolz betonte, dass er geboren sei, um zu herrschen. Als ob er der Einzige mit einem R im Namen wäre!
Er schob diese unerfreulichen und fruchtlosen Gedanken entschlossen beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Lösung seines Problems. Die Methode, durch »Kopien« an die restlichen Agenten der Solaren Welten heranzukommen, hatte sich als nicht besonders wirkungsvoll erwiesen, und Vupado bezweifelte, dass sie es in absehbarer Zeit sein würde. Aber es gab noch andere Möglichkeiten, und zwar solche, die nur den Genetics zur Verfügung standen …
*
Michelle Masters ging zusammen mit ihrer Chefin die Gästeliste für den nächsten Empfang durch, wobei Valentina Duchamp ihr wieder das Leben schwer machte, indem sie ständig jemanden von der Liste strich, dafür jemand anderen hinzufügte und hinterher alles wieder ummodelte.
Natürlich war auch das ein wohl einstudiertes Theater. Es war in jedem Fall besser, kein Risiko einzugehen.
Die »Gästeliste« war kodiert wie alles andere und enthielt aktuelle Informationen über die noch im Einsatz befindlichen Agenten. Valentina hatte
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