Sternenfaust - 039 - Der neue Offizier
nichts dagegen, nach Ebeem zu fliegen. Für Borzan schon.
Er hatte sogar verdammt gute Gründe, sich von Ebeem so fern wie möglich zu halten. Borzan fühlte sich nicht als Verräter an der Menschheit, obwohl er das natürlich nach den Buchstaben des Gesetzes war.
Er war Wissenschaftler mit Leib und Seele und hatte zu der Zeit, als die Starr noch Verbündete der Menschen gewesen waren, eine intensive Freundschaft zu einem Starr-Wissenschaftler namens Truskon entwickelt. Sie teilten beide dieselbe Leidenschaft für technische Tüfteleien und scherten sich einen Dreck um Politik.
Deshalb hatten sie den Kontakt zueinander auch aufrecht erhalten, nachdem das Bündnis zwischen Starr und Menschen zerbrochen war und weiterhin ihre Erkenntnisse und Forschungsergebnisse ausgetauscht. Natürlich in aller Heimlichkeit, denn ihnen beiden war klar, dass sie ernste Schwierigkeiten bekommen würden, sollte ihre fortdauernde Beziehung entdeckt werden.
Was schließlich auch geschehen war. Borzans Schuld war das nicht. Er kannte sich mit allem bestens aus, was Funktechnik betraf; das war schließlich sein Spezialgebiet. Deshalb hatte er seinen geheimen Kontakt mit Truskon derart gut verborgen und verschlüsselt, dass es schon mit mehr als nur dem herkömmlichen Teufel zugehen musste, um sie zu entdecken und zu dechiffrieren.
Nein, Truskon hatte die Sache verbockt. Er hatte eine Entwicklung, die von Borzan stammte, dazu benutzt, im Auftrag seiner Regierung den J’Ebeem eins auszuwischen. Man hatte Borzan nicht konkret darüber informiert, was genau Truskon damit angestellt hatte. Jedenfalls hatten die J’Ebeem herausgefunden, dass dessen Technologie aus den Solaren Welten stammte und beim Hohen Rat Druck gemacht.
Der hatte – natürlich – den Geheimdienst eingeschalten. Und von dem Moment an war es nicht allzu schwer gewesen, Noriyuki Borzan als den ursprünglichen Erfinder der gegen die J’Ebeem eingesetzten Technik zu lokalisieren und festzustellen, dass er diese Technologie an die Starr weitergegeben hatte – nachdem das Bündnis mit ihnen bereits gelöst war und sie als Feinde galten. Das reichte für eine Anklage und Verurteilung wegen Hochverrats allemal aus.
Natürlich war das dem Triumvirat von Ebeem mitgeteilt worden. Ein Vertreter des Triumvirats hatte sogar Borzans Prozess beigewohnt, um sich davon zu überzeugen, dass ein Mensch, durch dessen indirekte Mithilfe es den Starr gelungen war, den ruhmreichen Söhnen von Ebeem Schaden zuzufügen, nicht ungestraft davonkam.
Jedenfalls war das der Grund, warum Borzan beinahe sogar die Dronte als Zuflucht lieber gewesen wären als die J’Ebeem. Bei näherer Betrachtung war sogar eine lebenslange Inhaftierung auf Mimas V wahrscheinlich dem vorzuziehen, was die J’Ebeem mit ihm anstellten, sobald sie herausfanden, wer er war.
Rona Hill hatte in gewisser Weise Recht mit ihrem Vorwurf, er sei naiv. Er hätte sich an den fünf Fingern einer Hand abzählen können, dass sein fortgesetzter Kontakt mit Truskon als Hochverrat eingestuft werden würde. Trotzdem war er blauäugig auf seine eigene Genialität vertrauend davon ausgegangen, dass sie beide genug raffinierte Vorkehrungen getroffen hatten, um nicht entdeckt zu werden.
Aber Borzan war nicht naiv genug zu glauben, dass der j’ebeem’sche Geheimdienst Temuran ausgerechnet ihn mit offenen Armen empfangen würde. Mit Sicherheit würden dessen Agenten alle 13 Verurteilten genauestens überprüfen und dabei sehr schnell auf Borzans Prozess und seine Verbindung zu den Starr stoßen. Vielleicht würden sie die restlichen Verräter mit Freuden in ihren Reihen auf nehmen. Aber nicht Borzan. Mit Sicherheit würden sie ihn in eins ihrer eigenen Gefängnisse stecken und dort versauern lassen. Oder – noch schlimmer – ihn ausquetschen und anschließend hinrichten.
Doch wenn er schon sein Leben in einem Gefängnis beschließen musste, so war ihm eins der Solaren Welten hundertmal lieber als eins bei den J’Ebeem. Nach reiflicher Überlegung sah Noriyuki Borzan nur eine einzige Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen. Die war zwar überaus gefährlich und hatte unabwendbar seinen vorzeitigen Tod zur Folge, wenn er entdeckt würde. Aber auch das, so entschied er, war besser als die übrigen Alternativen.
Und wenn er sein gesamtes Wissen, Können und seine Geschicklichkeit auf dem Gebiet der Technik in die Waagschale warf, konnte es bei sorgfältiger Planung sogar klappen …
*
Drelur Laktraan, Chef des
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