Sternenfaust - 042 - Einsatzziel Sharrakk-Station
Moment lang starrten ihn seine drei Kameraden sprachlos an. Dann brachen sie in bittere Heiterkeit aus. Allerdings dauerte der Ausbruch nicht lange.
»Sie sind wahnsinnig«, beschied ihm Kreysha, die in der Verwaltung tätig gewesen war.
»Ja!«, gab Shoyashorr unumwunden zu. »Wahrscheinlich bin ich das. Aber ich nutze lieber eine – zugegeben geringe – Chance zur Flucht, als wie ein Sandwühler darauf zu warten, zur Schlachtbank geführt zu werden.«
Gromokk machte eine abwehrende Geste. »Nehmen wir einmal an, es gelänge uns tatsächlich, hier herauszukommen. Wohin sollten wir fliehen? Wir haben kein eigenes Schiff hier stationiert, und es wird nie wieder ein Versorgungsschiff kommen. Jedenfalls keines von uns. Die einzigen Schiffe, die Sharrakk noch anfliegen, sind Dronte-Raumer.«
»Gromokk hat recht«, stimmte Kreysha zu. »Selbst wenn wir fliehen könnten, ist es unmöglich, den Planeten zu verlassen. Wir würden nur den Tod hier eintauschen gegen den Tod draußen in der Wüste jenseits der Station. Keiner von uns ist dafür geschaffen, so große Hitze längere Zeit auszuhalten. Mal ganz abgesehen von den Hornzangen.«
Shoyashorr gab ein lautes Zischen von sich. »Sie haben vollkommen recht. Aber ich sterbe liebe durch die Hitze oder die Hornzangen als durch die Dronte meine Persönlichkeit zu verlieren und ihnen dadurch auch noch meinen Körper zu ihrer verfluchten Fortpflanzung zu geben!«
Die einzige Antwort seiner Leidensgenossen darauf bestand aus Schweigen. Doch verglichen mit vorher war es ein nachdenkliches Schweigen, nicht das dumpfe, wortlose Harren auf das Unvermeidliche. Denn das war auf einmal nicht mehr ganz so unvermeidlich geworden.
»Wie haben Sie sich unsere … Flucht vorgestellt?«, fragte Trokshorru, der Vierte im Bunde. »Ich nehme an, Ihnen ist nicht entgangen, dass wir keinerlei Waffen haben.«
»Die brauchen wir vorerst auch gar nicht«, antwortete Shoyashorr. »Nicht wenn wir es richtig anfangen.«
»Wie also sieht ihr Plan aus?«
Shoyashorr hatte keinen. Aber er konnte sich einen einfallen lassen. »Die besten Chancen haben wir wohl, wenn wir den Roboter überwältigen, der uns das Essen bringt«, sagte er spontan. »Zu viert dürfte es uns gelingen, ihn hier einzusperren.«
Gromokk zischte verächtlich. »Und dann? Ich sehe nicht, wie uns das hier hinausbringen sollte.«
»Denken Sie doch mal nach!«, hielt Shoyashorr ihm vor und kam über seine eigene Idee in Fahrt. »Wenn wir erst einmal diesen Raum verlassen haben, können wir uns Waffen besorgen und …« Er zögerte kurz, ehe ihm einfiel, wie es weitergehen konnte. »Und über die Laderampe nach draußen gelangen. Vielleicht gelingt es uns sogar, ein paar andere auch zu befreien. Wir befinden uns hier direkt über der Lagerebene. Die Dronte halten sich weitgehend in der Waffensektion und der Zentrale auf der ersten Ebene auf. Wir kennen die Verriegelungsmechanismen, mit denen sich die Zugänge blockieren lassen. Wenn wir unseren Fluchtweg abriegeln, schaffen wir es nach draußen, bevor sie kommen und uns wieder einfangen können.«
Er sah seine Kameraden auffordernd an. Sie zweifelten, das war ihnen anzusehen. Aber Shoyashorr erkannte, dass sie auch Hoffnung geschöpft hatten.
»Es könnte klappen«, meinte Kreysha nach einer Weile.
»Illusorisch«, war Trokshorru überzeugt. »Und überhaupt! Wenn es so einfach wäre, hätten andere schon längst dieselbe Idee gehabt. Aber nichts ist passiert, außer dass wir immer weniger werden.«
»Unsinn!«, widersprach ihm Kreysha. » Wir sind doch auch erst jetzt auf die Idee gekommen. Warum sollte es den anderen besser ergehen? Schließlich haben wir keine Chance zu überleben, selbst wenn uns die Flucht gelingt. Keine allzu große jedenfalls«, fügte sie abschwächend hinzu.
»Wer ist dafür, es zu versuchen?«, fragte Shoyashorr und hob als Erster die Klaue. Kreysha und Gromokk schlossen sich ihm an.
Trokshorru schüttelte den Kopf. »Es ist dumm, aber ich erkenne die Abstimmung an und werde euch voll unterstützen.«
»Gut. Überlegen wir also, wie wir das am besten bewerkstelligen.«
Der Plan war schnell gefasst und recht einfach. Doch die einfachen Pläne waren oft die erfolgversprechendsten. Da die nächste Essenausgabe bald fällig war, brauchten sie auch nicht allzu lange zu warten. Der Essensroboter kam immer allein. Bisher hatte auch kein Grund dafür bestanden, einen weiteren zur Bewachung mitzuschicken. Er öffnete die Tür, schob den Wagen mit dem
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