Sternenfaust - 048 - Das Bündnis von Tarka
dafür zu verurteilen. Außerdem mache ich mich an Ihrem Verrat mitschuldig, da ich Sie dafür bezahle.«
Rosku hätte diese Antwort für eine Ausrede gehalten, wenn er nicht zu dem Zeitpunkt bereits gewusst hätte, dass die Shisheni grundsätzlich meinten, was sie sagen und Ausreden ihnen ebenfalls fremd waren.
»In dem Fall verstehe ich umso weniger, warum Sie es tun, Herrscherin, wenn Sie selbst Verrat ablehnen.«
»Die übrigen Völker in unserer Nachbarschaft sind uns nicht alle freundlich gesonnen. Wir lebten bis vor gut einem Jahr noch abgeschieden in unserem Sonnensystem und wussten nichts von ihnen. Dann kamen die J’Ebeem und haben uns überfallen. Wir hätten es vorgezogen, weiterhin für uns zu bleiben und in unserem eigenen Tempo unsere Nachbarsysteme zu erforschen und Kontakt zu den dort lebenden Nachbarn zu knüpfen. Leider haben sich die Dinge anders entwickelt. Wir sind ein nur kleines Volk. Wir können es uns nicht mehr leisten, uns nur auf uns zu konzentrieren. Wie wir wissen, hat jedes unserer Nachbarvölker einen so genannten Geheimdienst, ein Kollektiv von Leuten, das nichts anderes tut als Informationen über die internen und auch eben die geheimen Dinge der anderen Völker zu sammeln. Dieses Wissen entscheidet manchmal in einem Konflikt über Sieg oder Niederlage. Wir können uns nicht mehr leisten, in solchen Dingen unwissend zu bleiben. Da es uns aber aus verständlichen Gründen nicht möglich ist, unsere eigenen Leute für die Beschaffung dieser Informationen zu den anderen Völkern zu schicken, sind wir darauf angewiesen, dass die Informationen auf anderem Weg zu uns kommen. Es wäre absolut unlogisch, diejenigen, die sie uns beschaffen für diesen für uns so wichtigen Dienst zu verachten.«
An diesem Tag hatten die Shisheni Roskus Respekt gewonnen. Ja, er empfand ihnen gegenüber sogar eine gewisse Loyalität, die er keinem anderen seiner Geschäftspartner entgegenbrachte. In gewisser Weise hatte er – völlig untypisch für ihn – ihre Sache zu seiner eigenen gemacht. Er hatte ihnen Kontakte zu vertrauenswürdigen Leuten bei den Kridan und den Sharaan vermittelt und hielt Augen und Ohren offen für alle Dinge, die für die Sauroiden wichtig sein konnten. Auch jetzt kam er mit interessanten Neuigkeiten.
Herrscherin Sishu’a begrüßte ihn diesmal sogar schon auf dem Landefeld. »Willkommen auf Shishena, Rosku Namak. Wir haben einen Auftrag für Sie.«
Rosku hatte sich längst an die ungewöhnliche Direktheit der Shisheni gewöhnt. »Ich bin immer gern für Sie tätig, Herrscherin Sishu’a. Und ich habe einige Dinge für Sie, die Sie sicherlich hochinteressant finden werden.« Er zog einen Datenträger aus seiner Tasche und reichte ihn ihr.
Sishu’a nahm ihn entgegen. Am Anfang hatte sich Rosku darüber amüsiert, mit welch naivem Vertrauen die Sauroiden seine Informationen für bare Münze nahmen. Bis er eines Tages versucht hatte, aus diesem Vertrauen Kapital zu schlagen und ihnen falsche Informationen zu verkaufen. Er wusste bis heute nicht, wie ihnen das gelungen war, aber sie hatten die Täuschung sofort durchschaut und ihm unmissverständlich klargemacht, dass er bei einem zweiten derartigen Versuch ernste Konsequenzen zu erwarten hatte. Das war noch vor seinem vertraulichen Gespräch mit Sishu’a gewesen, und Rosku hatte nie wieder versucht, die Shisheni zu hintergehen.
»Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein, Herrscherin?«, fragte er.
»Wir brauchen wieder einmal j’ebeemische und kridanische Delikatessen. Können Sie uns die besorgen?«
»Kein Problem. J’ebeemische habe ich an Bord, und kridanische kann ich Ihnen innerhalb von drei Wochen beschaffen.«
Rosku fragte nicht, wozu die Shisheni die brauchten. Schließlich verköstigten sie ihn bei seinen Aufenthalten mit eben den Delikatessen, die er ihnen zuvor verkauft hatte. Und wahrscheinlich wollten sie dieselbe Höflichkeit auch ihren kridanischen Kontaktleuten angedeihen lassen.
»Sind Sie bereit, an einem Experiment teilzunehmen?«, fragte Sishu’a unvermittelt. »Gegen Bezahlung natürlich.«
»Was für ein Experiment?«, fragte Rosku misstrauisch.
»Unsere Wissenschaftler haben eine Stasiskammer entwickelt und experimentieren mit verschiedenen Lebensformen. Sie funktioniert perfekt und wurde auch schon erfolgreich für Menschen und Kridan modifiziert. Jetzt ist sie auch für j’ebeemische Physiognomie angepasst. Uns fehlt nur noch der Freiwillige, der sie testet. Sind Sie interessiert?«
Das war
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