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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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– in jedem Fall dafür stark machen, dass ihm kein Haar gekrümmt würde. Aber reichte ihr Einfluss tatsächlich so weit, um das auch wirklich zu erreichen? Wieder musste sie ehrlich zu sich sein und zugeben, dass dem nicht so war. Genau das wusste Kanturiol natürlich auch. Abgesehen davon, dass eine Rückkehr seinen Zielen ohnehin widersprach.
    Sein unverrückbares Ziel war, den Tempel unter allen Umständen zu erreichen und die dort stationierten Truppen des Kazan vor den Plänen ihres Vaters – und auch des Fürsten Schaschellon, wie sich herausgestellt hatte – zu warnen. Ein bitteres Lächeln huschte über ihr zartes Gesichtsfell.
    Armer Kerl. Er weiß genau, dass dieser Verrat weder ihm noch dem Häuflein kazanischer Söldner etwas nutzen wird. Er mag hoffen, dass er überlebt und der Kazan in der fernen Hauptstadt von seiner Tapferkeit und seinem Edelmut erfährt und es ihm lohnt.
    Doch die Chancen, dass das eintrat, waren geringer, als dass Rrre, der Alleserheller, vom Himmel stieg und persönlich in das Geschehen eingriff …
    Sie zuckte resigniert mit den Schultern. Odiras Entschluss stand fest. Sie würde bei Kanturiol bleiben. Zumindest vorläufig.
    Unterdessen war der Jäger, dem Odiras Gedanken galten, bis in die höchsten Spitzen des Urwaldriesen geklettert. Der Baum überragte die übrigen Wipfeln um einiges und so besaß Kanturiol eine fantastische Aussicht über das wogende Grün der Wipfel hinweg.
    Fast hätte er laut gerufen, um Odira seine Entdeckung mitzuteilen und sie nach oben zu locken. Doch er biss sich auf die Lippen und unterdrückte diesen Aufschrei der Überraschung und Begeisterung. Weit in der Ferne und doch deutlich zu erkennen sah er die turmhohen Erhebungen des Heiligtums, die aus dem grünen Meer herausragten wie die Spitzen einer Insel. Das allein war schon höchst beeindruckend … und beglückend. Wer sah den Tempel schon aus dieser Perspektive? Niemand außer Rrre, den Vögeln und den heiligen Affen.
    Kanturiol wusste, dass es ungebührlich war, auf einen Baum zu klettern. Er konnte sich lebhaft ausmalen, zu welchem Gerede es unweigerlich kommen musste, sobald es bekannt würde. »Wer hoch hinauswill, baut mit seiner Hände Krallen einen Turm. Das ist Recht getan. Wer dagegen den Weg zurücknimmt, den die Urahnen einst gegangen sind, als sie von den Bäumen stiegen, der handelt Unrecht. Da er alle Errungenschaften der Zivilisation, die seitdem der Natur abgerungen wurden, mit Verachtung straft …« Das war die offizielle Sichtweise, der Flüsterer und der Priester. Die einfachen Leute würden nur sagen: »Wer hoch klettert, fällt umso tiefer …«
    Egal. Er hatte ohnehin alle Brücken hinter sich abgebrochen. Und letztlich war ihm sogar Odira gefolgt, hatte in der Not ebenso unsittlich agiert wie er und dank dieses verrufenen Handelns überlebt.
    Es war nicht nur der Anblick des fernen Tempels, der ihn begeisterte. Er sah auch, wie er auf schnellstem Weg dorthin gelangen konnte.
    Er würde den luftigen Pfaden der heiligen Affen folgen. Sie würden es nicht nur erlauben, sondern sicherlich billigen. Schließlich war er unterwegs, um ihr Heiligtum zu schützen. Es trieb ihm Tränen in die Augen, als er die langen, sorgfältig aus Lianen und Ästen geflochtenen Brücken sah, die leise zwischen den Baumwipfeln im Wind hin und her schwangen. Niemand wusste bisher, dass die heiligen Affen ihre eigenen Wege über das Baummeer hinweg gebaut hatten. Gut möglich, dass dies selbst den Priestern des Tempels unbekannt war.
    Kanturiol spürte, wie sich ein Gefühl der Ergriffenheit seiner bemächtigte. Er empfand den Anblick der kreuz und quer über den Urwaldriesen hängenden, schlichten Lianenbrücken, die bis in die Nähe des Tempels führten, beinahe überwältigender als den Tempel selbst. Noch ganz unter dem Eindruck dieser erschütternden Entdeckung stieg er vorsichtig wieder zu Odira hinab.
     
    *
     
    »Während du deine Audienz bei Milan D’aerte hattest«, erzählte Bran Larson, nachdem Dana sein geschwollenes Auge notdürftig versorgt hatte, »kam Hergon Lakiv und hat unser Einzelquartier wieder für seine Gruppe beansprucht …«
    »Das sehe ich«, knurrte Dana und ihr Blick glitt über das gute Dutzend Sklaven hinweg.
    »Ich habe versucht, es zu verhindern«, sagte Bran trotzig. Die Augenbraue war aufgeplatzt und das linke Auge so weit zugeschwollen, dass er nichts mehr durch das Auge sehen konnte. »Wäre Xygor’an hier gewesen, hätten wir diesen Platz für uns

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