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Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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ihn der Tod ereilte.
    Dieser Anblick allein hätte genügt, um Kanturiol das ganze Ausmaß der Katastrophe vor Augen zu führen. Der Entschluss, die Bäume zu fällen, die verborgenen Lianenbrücken ins Innere des Heiligtums zu kappen, war zu spät getroffen worden. Viel zu spät. Der Feind strömte bereits in einer unaufhörlichen Flut auf diesem Weg in die Festung und es wurden immer mehr.
    Was allerdings Kanturiol vor allem verblüffte, war die unübersehbare Tatsache, wer sich hier anschickte, die Tempelanlage zu besetzen. Die Fellfarben der Feinde wurden von Dunkelbraun- bis Schwarztönen dominiert. Hinzu kam die unverkennbare Form ihrer Harnische und Helme. Das alles war wie ein optischer Schrei.
    Knapp außerhalb der Reichweite von Katapulten und schweren Armbrüsten lagerten gut sichtbar die Heere von Fürst Malachenko. Doch die Soldaten, die gerade im Begriff waren, das Heiligtum zu erobern, gehörten eindeutig zu den Truppen Fürst Schaschellons.
    Wie ein feuriger Schmerz durchfuhr Kanturiol der Gedanke, dass Odiras Verrat und die Ermordung Prinz Lamfars vergeblich gewesen waren. Obwohl es ihr gelungen war, einige Tempelwachen zu bestechen, musste sie wieder in die Hände des machtbesessenen Nachbarfürsten geraten sein. Wahrscheinlich hatte Schaschellon sie foltern lassen und so vom Geheimnis der Luftbrücken erfahren.
    Es war alles aus.
    Immer mehr schwer bewaffnete Kämpfer drangen ungehindert in die Tempelanlage ein und eroberten sie fast kampflos und beinahe unter den Augen von Malachenkos Truppen, die sich in ihrem Lager ihrerseits darauf vorbereiteten, die Festung zu stürmen.
    Doch bevor sich Kanturiol vom Sog seiner finsteren Gedanken wegspülen lassen konnte, schreckte ihn eine wohlbekannte Stimme auf: »Komm her, Söhnchen. Es geschieht dir nichts!«
    »Herzog …«
    »Jetzt starr mich nicht so entsetzt an, mein Junge! Ja, ja, komm her! Und ihr!«, Rigbalton herrschte die Armbrustschützen an, die sie umzingelt hatten. »Nehmt den Arbeitern das Werkzeug ab, damit nicht tatsächlich noch jemand auf die Idee kommt, zu versuchen, die Bäume umzusägen …«
    Rigbalton von Rauni hatte ebenfalls Kettenhemd und Harnisch angelegt. Noch verzichtete er auf den Helm, der an seinem Gürtel hing. Direkt daneben befand sich in Griffweite ein prächtig verzierter Säbel. Während die kostbare Armbrust an einem Halfter unter der linken Schulter hing, von wo sie der Herzog mit einer einzigen Bewegung ergreifen, spannen und abschießen konnte. Nur den Köcher für die Bolzen zum Nachladen hatte er ungünstig platziert, da der Helm, der am Gürtel baumelte, halb darüber hing und einen raschen Zugriff verhinderte.
    Doch was sollte Kanturiol mit dieser raschen Einschätzung der Lage anfangen? Die Gedanken schwirrten in seinem Kopf wie Insekten über verwestem Fleisch.
    »Sei mir nicht böse, dass ich dich nicht in meine Pläne eingeweiht habe, aber wir kennen uns noch viel zu wenig, als dass ich dir hätte trauen dürfen.«
    Der Herzog legte seinen Arm um Kanturiols Schulter, während sie mit gemächlichen Schritten fortgingen. Es ist unglaublich! Wir spazieren hier durch den Park der Tempelanlage, als seien wir Müßiggänger, während rings um uns herum Schaschellons Soldaten das Heiligtum erobern …
    »Wa … warum?«, stammelte Kanturiol, der noch immer fassungslos war und nach Worten rang.
    »Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort, Söhnchen …« Der Herzog blieb stehen und sah ihm tief in die Augen. Dann fuhr er mit seiner brummelnden Stimme fort: »Der Held der Fünf-Heere-Schlacht steht niemals auf der Seite der Verlierer.« Erneut schwieg er einen Moment. »Komm weiter, mein Junge. Ich muss dir etwas zeigen …«
    Sie verließen den Park. Auch auf der Straße beschleunigte der Herzog seine Schritte nicht, was Kanturiol immer absurder vorkam. Nicht zuletzt weil rings um sie herum das blanke Chaos herrschte. Es war jedoch weniger das Chaos einer blutigen Eroberung, als das einer kopflosen, unkontrollierten Geschäftigkeit. Aus den Augenwinkeln sah er, wie einige Bewaffnete einen gefesselten Mönch vor sich hertrieben. Es war Hillprar, Sprecher des Dreierrats.
    »Siehst du«, sagte Rigbalton, der ebenfalls zusah, wie Hillprar weggebracht wurde, »er war einfach zu jung und zu dumm für die Stellung, die er innehatte. Während der Rriarchgon und sein Stellvertreter sich ganz pragmatisch auf Fürst Schaschellons Seite gestellt haben, hat er die Zeichen der Zeit nicht begriffen. Aber ich bin sicher, dir

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