Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken
als van Deyk kaum merklich zustimmend nickte.
*
Dana Frost genoss ein paar kostbare Augenblicke des Nichtstuns. Nachdem sie den halben Tag damit hatte verbringen müssen, ihren »Herren« Atraan von einem Arenakampf zum nächsten zu begleiten und ständig für Nachschub an »Snacks« und Getränken zu sorgen, war sie rechtschaffen erschöpft.
Normalerweise hätte ihr das wenig ausgemacht. Aber auf den Schiffen der Morax herrschten hohe Strahlungswerte, die alle Arbeitskräfte mit der Zeit schwächten. Früher oder später starben sie unweigerlich daran. Was einer der Gründe war, weshalb die Morax sich von jedem Planeten, den sie ausplünderten, auch neue Arbeiter holten, Sklaventiere , wie sie sie abfällig nannten. Und entsprechend behandelten.
Dana hatte, seit sie von der STERNENFAUST entführt worden war, eine bemerkenswerte Karriere hinter sich gebracht. Von einer Arbeitsbiene, die innerhalb der Sklavenhierarchie nicht einmal Anrecht auf eigene Kleidung, einen Schlafplatz oder einen Essnapf gehabt hatte, war sie vorübergehend zur Botin eines Schamanen und danach zu einer Arenakämpferin mit gewissen Privilegien aufgestiegen. Schließlich hatte ihr »Herr« Taur sie an Atraan verschenkt, den Oberhäuptling der Zuur-Morax.
Seitdem war sie dessen »Mädchen für alles«, dessen einzige Aufgabe es war, für seine Bedürfnisse zu sorgen. Er nahm sie aus irgendeinem Grund überall mit hin. Dana kam sich manchmal tatsächlich schon wie ein Haustier vor, ein Schicksal, in dem sie keineswegs allein war.
Die meisten Sklaven an Bord waren J’ebeem. Allerdings begriffen die Morax nicht, dass es zwischen Menschen und J’ebeem einen Unterschied gab. In deren Augen waren beide Rassen identisch. Jedenfalls hatte Dana feststellen müssen, dass einige von Atraans Frauen – jeder Morax-Krieger hatte mindestens vier oder fünf – sich einen oder zwei J’ebeem wie Haustiere hielten. Eine Morax, die wohl Atraans Lieblingsfrau war, schleppte einen jungen J’ebeem ständig mit sich herum, der sie von vorn bis hinten bedienen musste. Zur Belohnung bekam er dafür Essen von ihrem Tisch persönlich gönnerhaft zugeworfen. Atraan ging zwar nicht ganz so weit mit Dana, aber sie hatte sich ständig zu seiner Verfügung zu halten.
Jetzt lag er in seinem Bett und schlief, und Dana konnte ein bisschen ausruhen. Die ständige Strahlung, der sie an Bord der Morax-Schiffe ausgesetzt war, machte sich inzwischen deutlich bemerkbar. Wenn nicht bald Rettung kam, würde sie daran sterben wie alle anderen Gefangenen. Bei einem Freund von ihr, Bran Larsson, hatte sie dabei zusehen müssen.
Sie war müde und hätte gern geschlafen. Aber ihre Aufmerksamkeit wurde gefangen gehalten von etwas, das sich noch als sehr nützlich erweisen konnte, besonders auch hinsichtlich ihrer Fluchtpläne, die sie keine Sekunde lang aufgab. Auch wenn sie noch nicht wusste, wie sie die konkret in die Tat umsetzen konnte.
Eine von Atraans Frauen gab ein paar Moraxkindern Unterricht und brachte ihnen Lesen und Schreiben bei. Dank ihres Translators, der ihr hier unschätzbare Dienste erwies, war sie in der Lage zu verstehen, was die Morax den Kindern beibrachte.
Schon vor einiger Zeit war Dana aufgefallen, dass die Schrift der Morax identisch war mit der der »Toten Götter«, einer scheinbar ausgestorbenen Rasse von technisch hoch entwickelten Lebewesen, die überall in der Galaxis Artefakte hinterlassen hatte. Die Toten Götter – wer immer sie gewesen sein mochten – waren in der Lage, künstliche Welten mit einem funktionierenden Ökosystem zu schaffen, Völker nach ihren Vorstellungen zu formen, ganze Sonnensysteme zu verschieben und vielleicht sogar zu erschaffen, Transmitter zu bauen und wer weiß was noch alles.
Bisher war es nicht möglich gewesen, ihre Schrift zu entziffern. Dana sah hier nun die Möglichkeit, etwas mehr darüber zu erfahren. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ihre Leute sie aufgespürt hatten und befreien würden, falls ihr aus eigener Kraft nicht die Flucht gelang. Sie hatte auf einer Welt, auf der sie zum Plünderkommando eingeteilt war, in einer Funkstation eine Botschaft hinterlassen, die die STERNENFAUST inzwischen sicherlich empfangen hatte. Seitdem hielt die Hoffnung auf Rettung sie aufrecht und machte sie trotz aller Unbill optimistisch.
Hätte sie gewusst, dass die Morax die gesamte Station vernichtet hatten, nachdem sie mit ihrer Plünderung fertig waren, wäre
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