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Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Titel: Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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besser , nicht mehr so intensiv zu fühlen. Zumindest vorübergehend.
    Er warf einen kurzen Blick zur Seite, wo Captain Milton Lexington III. im Kommandosessel saß, den man ihm als Ersatz für Dana Frost aufs Auge gedrückt hatte. Dem Mittfünfziger mit dem schütteren Haar und dem rundlichen Bauch stand das Entsetzen im Gesicht geschrieben. Lexington erweckte den Eindruck, als würde ihm jeden Moment übel werden und er sich entschuldigen, um auf die Toilette zu eilen, wo er wohl den Rest seines Frühstücks wieder von sich gab.
    Van Deyks Gesichtsausdruck verhärtete sich kaum merklich. Verdammt, er ist der Captain! Er sollte mit gutem Beispiel vorangehen und sich zusammenreißen. Die Moral der Crew hängt von seinem Vorbild ab. Dana Frost hätte niemals ihre Gefühle so offen gezeigt.
    Aber Dana Frost war nicht an Bord. Es war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch lebte. Das Flottenkommando hatte bereits eine Trauerfeier für sie abgehalten und für jene, die tatsächlich im Kampf gegen die Morax gefallen waren. Stephan van Deyk würde aber erst von ihrem Tod überzeugt sein, wenn er ihre Leiche gesehen hatte. Oder wenn so viel Zeit seit ihrer Entführung vergangen war, dass die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, gleich null war.
    Er mochte es sich nicht einmal vor sich selbst eingestehen, aber er wollte Dana Frost zurück auf dem Kommandosessel der STERNENFAUST haben.
    Milton Lexington war ein armseliger Ersatz. Genau genommen konnte er Dana nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen. Er hatte es überhaupt nur bis zum Captain geschafft, weil er aus einer einflussreichen Familie stammte und altersmäßig mit den jeweiligen Beförderungen an der Reihe gewesen war. Er hatte sich, anders als Dana, van Deyk und eine ganze Reihe anderer Führungsoffiziere, seinen jeweiligen Rang nie durch Leistung im Kampf verdient.
    Und das merkte man. Als Kommandant eines Kriegsschiffs war er eine absolute Fehlbesetzung. Er verstand allenfalls in der Theorie etwas von Taktik und hätte Schiff und Crew schon manches Mal in die Bredouille geritten, hätte die Koordination der Gefechte nicht dem Ersten Offizier und somit van Deyk oblegen. Davon abgesehen behandelte er die Crew immer noch teilweise wie unmündige Schulkinder, was nicht dazu beitrug, dass er besonders wohlgelitten war.
    Unter Dana Frost hatte jedes Crewmitglied seinen Dienst mit Begeisterung und Stolz versehen. Unter Milton Lexington III. machten fast alle nur noch Dienst nach Vorschrift, und van Deyk hatte schon einige Versetzungsgesuche gesehen. Zumindest von jenen, die unter Frost gedient hatten.
    Nach dem verlustreichen Kampf gegen die Morax, bei dem es denen gelungen war, die STERNENFAUST zu entern, hatten 17 Besatzungsmitglieder und 12 Marines ersetzt werden müssen, die gefallen waren. Außerdem noch einige weitere Leute, die es psychisch nicht verkraftet hatten, dass die Morax nicht nur die STERNENFAUST geknackt hatten wie eine Konservendose, sondern ihren Captain direkt von der Brücke, also mitten aus dem Herzen des Schiffes entführt hatten, wohin sie eigentlich niemals hätten vordringen können und dürfen.
    »Scans abgeschlossen«, meldete Ortungsoffizier Ashley Briggs tonlos. »Da unten gibt es nichts mehr außer der Strahlenwüste, die wir auf dem Bildschirm sehen.«
    Lexington starrte immer noch erschüttert auf die zerstörte Landschaft von Yaksaka VII und schwieg.
    »Sir?« Van Deyk brachte es fertig, in dieses einsilbige Wort eine Bandbreite von Ausdruck zu legen, die von kaum wahrnehmbarer Schärfe über Mahnung bis hin zu ebenso kaum wahrnehmbarem Vorwurf reichte.
    Lexington zuckte leicht zusammen und schien wie aus einem tiefen Schlaf zu erwachen, nach dem er erst mal einen Moment wie orientierungslos war. »Eh, ja«, sagte er schließlich. »Ruder! Wir verlassen den Orbit.«
    »Ja, Sir«, bestätigte Lieutenant John Santos. »Welchen Kurs?«
    »Hm …«, lautete Lexingtons Kommentar.
    Jetzt fehlt nur noch, dass er sagt: »Der Nase nach!« oder ähnlichen Blödsinn von sich gibt , dachte van Deyk ungnädig und rief sich gleich darauf selbst zur Ordnung. Verdammt, Stephan, reiß dich zusammen! Der Mann ist immerhin der Captain, egal was für ein unfähiger Klotz er ist. Das predigst du doch auch immer der Mannschaft. Also halt dich gefälligst selbst an deine eigene Prämisse.
    Lexington warf van Deyk einen kurzen Blick zu. »Fliegen Sie das nächste bewohnte System an, Lieutenant«, befahl er und lehnte sich erleichtert zurück,

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