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Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Titel: Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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es um ihre Moral weniger gut bestellt gewesen …
    Dana bewegte sich unauffällig an die lernenden Moraxkinder heran, sodass sie einen guten Blick auf den Bildschirm werfen konnte, an dem sie arbeiteten und spitzte die Ohren. Vielmehr die Minilautsprecher ihres Translators.
    Die Morax-Frau rief jeweils eine Reihe von Zeichen auf dem Bildschirm auf und nannte die dazugehörigen Begriffe, die sich die Kinder einprägen mussten. Nach jeweils acht Zeichen wiederholte sie die gesamte Sequenz, doch diesmal mussten die Kinder die Begriffe nennen. Wer es nicht richtig machte, bekam eine kräftige Kopfnuss verpasst. Das war sicherlich nicht die beste Lehrmethode, aber sie garantierte, dass die junge Morax mit höchster Konzentration bei der Sache waren.
    Dana ertappte sich dabei, dass sie dem Unterricht mit derselben Aufmerksamkeit folgte wie die jungen Morax. Wenn es ihr gelang, noch mehr von dieser Schrift zu lernen, wäre das ein ungeheurer Vorteil für die Wissenschaftler, die immer noch vergeblich an der Entschlüsselung dieser Symbole arbeiteten. Sie musste unbedingt versuchen, bei so vielen Unterrichtsstunden wie möglich anwesend zu sein.
    Sie fuhr zusammen, als ein lautes Gebrüll ertönte. » Atraaaaaan! «
    Das Gebrüll stammte von einer Morax-Frau, die Dana inzwischen als Liebling des Häuptlings identifiziert hatte. Ihr Name war, wenn sie den richtig verstanden hatte, Kresh.
    Ein nicht minder heftiges Gebrüll antwortete aus Atraans Schlafkammer. Die Kinder, ihre Lehrerin und Dana gingen fluchtartig in Deckung. Den Häuptling in seinem Schlaf zu stören, war keine gute Idee. Atraan reagierte darauf sehr allergisch. Jetzt stürmte er heraus und stürzte sich auf Kresh, die sich ihm entgegenwarf und seine Beine umklammerte, was ihn beinahe zu Fall gebracht hätte. Er versuchte sie brüllend wegzustoßen, aber sie hielt an ihm fest.
    »Atraan, es geht ihm schlecht!«, jammerte sie. »Du musst etwas tun!«
    Atraan brauchte einen Moment, ehe er begriff, worauf seine Lieblingsfrau anspielte. Der Stein des Anstoßes war der J’ebeem, den Kresh wie einen Hund überall mitschleppte. Er lag zusammengekauert in einer Ecke mit geschlossenen Augen und rührte sich nicht. Atraan befreite sich gewaltsam aus dem Griff seiner Frau und schleuderte sie von sich. Mit einem hässlichen Geräusch krachte sie gegen die Wand und jaulte auf.
    »Wegen einem Sklaventier wagst du es, mich zu stören?«, wütete er. »Wir haben doch genug von denen an Bord! Such dir ein neues und wirf das da in den Abfall, wenn es nicht mehr funktioniert!«
    Diese Einstellung war eine der Barbareien der Morax, die Dana von Anfang an zutiefst abstieß. Einerseits durfte niemand ihr »Stammeseigentum«, als das sie ihre Gefangenen sahen, »beschädigen« – außer ihnen selbst natürlich. Andererseits hatten sie keinerlei Skrupel, einen von ihnen zu töten oder einen ganzen »Pferch« von ihnen zum Beispiel bei einer auftretenden ansteckenden Krankheit lebendig in den Weltraum zu werfen. Ebenso hielten sie eine medizinische Versorgung der Sklaven für überflüssig. Wer zu krank, erschöpft oder zu sehr verletzt war, um noch arbeiten zu können, wurde in die Müllkonverter entsorgt – selbst wenn er zu dem Zeitpunkt noch am Leben war. Für die Morax waren die Gefangenen buchstäblich Wegwerfartikel.
    »Aber es gefällt mir doch so gut«, jammerte Kresh. »So einen wie ihn gibt es nicht noch einmal. Atraan!«
    Sie kroch auf allen vieren zu ihm hin, schmiegte sich an ihn und leckte seine Beine ab. Bei den Morax war das, wie Dana inzwischen herausgefunden hatte, eine ähnlich intime Geste wie Küssen unter Menschen. Sie wandte angeekelt den Blick ab, denn das Abschlecken – etwas, dessen sich ausschließlich die Frauen bedienten – ging nicht nur mit entsprechend schmatzenden Geräuschen einher, sondern auch mit erheblicher Schleimabsonderung.
    Immerhin zeigte Kreshs Taktik Wirkung. Atraans ungnädiges Knurren wandelte sich zu einem erregten Grollen. »Was willst du denn, mein smakkrattr ?«, fragte er, schon erheblich besänftigt und begann, sie ins Gesicht zu beißen, ebenfalls eine Zärtlichkeit für die Morax.
    »Smakkrattr« war ein Begriff, den der Translator nicht übersetzen konnte.
    Doch Dana wusste inzwischen, dass es die Bezeichnung für ein ungezieferartiges Schmarotzerwesen war. Die Morax verwendeten es unter anderem auch als Kosenamen.
    »Hilf meinem Tierchen, Atraan«, winselte Kresh unterwürfig bettelnd.
    »Ach, ich schenke dir ein paar neue

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