Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken
berechtigte Hoffnung, dass man uns endlich befreien wird. So lange die Alternative nur Tod durch Strahlungsschäden oder Tod durch Hinrichtung lautete, war es mir verdammt egal, wann mein Leben hier ein Ende finden würde. Aber jetzt gibt es wieder Hoffnung, und deshalb möchte ich am Leben bleiben. Darum habe ich jetzt wieder Angst um mein Leben, Dana.«
»Ich auch, Brekken«, gestand sie. »Ich auch.«
Vor allem da sie wusste, dass sie für sich und möglichst viele andere Gefangenen einen Weg finden musste, Atraans Schiff zu verlassen, bevor das wahrscheinlich kommende Gefecht begann. Andernfalls würden sie alle zusammen mit dem Schiff vernichtet werden.
Sie warteten zur Sicherheit noch eine halbe Stunde, bevor sie sich auf den Rückweg in Atraans Quartier machten. Sie hatten kaum die Tür zu seinen Unterkünften geöffnet, als Dana schon von dem Morax gepackt und in die Luft gehoben wurde.
»Wo bist du gewesen?«, brüllte er sie an.
Brekken trat vor und hielt dem Oberhäuptling einen Behälter mit einer Chemikalie hin. »Sie hat mir gezeigt, wo ich das hier finde. Lemaro geht es wieder schlechter, deshalb brauchte ich Zutaten für eine neue Medizin für ihn.«
»Mitten in der Nacht?«, fragt Atraan misstrauisch.
»Ich wollte nicht bis zum Morgen warten, da es Lemaro bis dahin noch schlechter gehen würde.«
Der Morax akzeptierte das und ließ Dana fallen wie einen nassen Sack. So lange sie dafür sorgte, dass Brekken sich um Lemaro kümmern konnte, lag ihm Kresh nicht mehr ständig in den Ohren damit, wie schlecht es ihrem Sklaventier doch ging. Und das empfand Atraan als große Erleichterung.
»Hol mir trokknokk «, befahl er und meinte damit das alkoholische Getränk, das sich die Morax bei jeder Gelegenheit literweise einverleibten. »Und ein paar Trepran . Ich habe Hunger.« Atraan verschwand wieder in seinem Zimmer.
Dana atmete zum zweiten Mal in dieser Nacht erleichtert auf. »Danke, Brekken. Wieso hast du die Medikamente bei dir?«
Der J’ebeem grinste. »Die habe ich in weiser Voraussicht mitgenommen, für den Fall, dass wir erwischt werden sollten. Und es hat gut funktioniert.«
Dana war überaus dankbar für seine Voraussicht und beeilte sich, Atraans Wünsche zu erfüllen …
*
Atraan tobte. Sein Schiff hatte den nächsten Sprung einleiten wollen, und der Antrieb hatte versagt. Zum fünften Mal innerhalb weniger Tage. Jetzt brüllte er seinen obersten Schamanen an, der immerhin für die Einsatzfähigkeit der VONDRASH zuständig war.
»Setz mehr Sklaven für die Wartung der Module ein!«, schloss Atraan. »Wir haben doch genug davon.«
»Es liegt aber nicht an der Wartung«, verteidigte sich der Schamane. Er blieb ruhig, war sich gewiss, dass ihn seine Position vor Atraans Zorn beschützen würde. »Solche gehäuften Ausfälle treten nicht aus heiterem Himmel auf.«
»Was willst du damit sagen?«
Dana, die hinter Atraans Sessel in Deckung gegangen war, um nicht versehentlich ebenfalls Schläge abzubekommen, hielt den Atem an. Unmittelbar vor jedem Sprung hatten sie und Brekken in der Nacht die Module manipuliert und dadurch die Ankunft bei Kessira-Tamo bereits um fast zwei Tage verzögert.
Der Schamane war offenbar auf den Gedanken gekommen, dass Sabotage im Spiel war. Doch dessen nächste Worte zerstreuten ihre Befürchtung. »Ich will damit sagen, dass ein paar Modulblöcke – unter anderem die für den Antrieb und die für die Navigation – die Dauerbelastung nicht aushalten. Wir sind seit 17 selens ständig unterwegs. Ich weiß, wir hatten keine Wahl. Die Anhänger des falschen Gottes könnten uns noch immer auf der Spur sein. Aber auch jetzt haben wir keine andere Wahl. Wir müssen die Module durch neue ersetzen.«
»Dann tu das! Worauf wartest du noch!«
»Das dauert aber drei Tage. Und bis zum Abschluss der Tests der neuen Module noch mindestens einen weiteren, ehe wir den nächsten Sprung machen können.«
Atraan knurrte wütend, sah aber ein, dass sein oberster Schamane in diesem Punkt Recht hatte. »Was stehst du hier nochmm!«, brüllte er. »Schick die Sklaven an die Arbeit, damit wir so schnell wie möglich weiterkommen!«
Der Schamane wandte sich bedächtig um, um zu zeigen, dass er keine Angst vor Atraans Zorn hatte. Dana frohlockte innerlich. Drei bis vier Tage Aufschub plus der zwei, die sie bereits erreicht hatte, mussten genügen, um die Abwehr für Kessira-Tamo zu organisieren. Sobald die Morax die neuen Modulblöcke installiert hatten, war es
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