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Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Titel: Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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»sie haben die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen, und wir haben inzwischen ihre Hochzeit gefeiert. So weit man unter den gegebenen Umständen von ›feiern‹ sprechen kann.« Sein Gesicht wurde hart. »Wir müssen diesen Feind stoppen, koste es was es wolle. Und das sage ich nicht als Angehöriger eines ihrer Opfer. Das sage ich als Kommandant eines Raumschiffes, der eine gewisse Verantwortung gegenüber allen fühlenden Wesen empfindet. Auch für jene, die keine J’ebeem sind.«
    »Das ehrt Sie, Kommandant Talas«, sagte Lexington ernst. »Wir denken da nicht anders. Seien Sie sich unserer Unterstützung gewiss.«
    »Danke, Captain Lexington. Wir treffen uns bei Serotis. Je eher wir hinkommen, desto besser.« Er unterbrach die Verbindung.
    »Ruder, geben Sie Kurs nach Serotis ein«, befahl Lexington. »Wo immer das liegt.«
    Lieutenant Santos legte eine Sternenkarte des betreffenden Gebiets auf den Bildschirm und markierte das entsprechende System. »Hier, Sir.«
    Sun-Tarin, der kridanische Berater, der zu Lexingtons Linker saß, beugte sich interessiert vor.
    »Legen Sie bitte das Schema der bisher Überfallenen Welten über die Karte«, bat er. Santos gehorchte, und Sun-Tarin studierte das Schema ebenso intensiv wie die restliche Brückenbesatzung. »Wie es aussieht, bewegen sich die Morax mit ihren Raubzügen wieder zum Rand des J’ebeem-Gebiets«, stellte er fest.
    »Bei allem Respekt, Sun-Tarin, aber woran wollen Sie das erkennen?«, fragte Lexington. »Ich sehe nichts dergleichen.« Er machte eine wedelnde Handbewegung Richtung Bildschirm. »Da ist nur das undefinierbare Chaos willkürlich gewählter Angriffspunkte ohne Sinn und Verstand.«
    »Das sehe ich nicht so, Captain«, widersprach der Kridan ruhig. »Ich bin der Überzeugung, dass es, wenn schon kein erkennbares Muster, so doch eine gewisse Logik enthält, die wir nur nicht verstehen können, weil wir nichts über die Mentalität der Morax wissen. Nicht genug jedenfalls, um ihre Denkweise analysieren zu können. Eine Rasse, die in der Lage ist, solche riesigen Mutterschiffe zu bauen, besitzt natürlich logisches Denkvermögen. Und mir ist noch kein Volk begegnet, das einerseits folgerichtig denkt und handelt und trotzdem seine Angriffsziele derart willkürlich und scheinbar chaotisch wählt. Es muss ein Muster geben. Wir haben es nur noch nicht entschlüsseln können.«
    »Weshalb es uns nicht viel nützt«, erinnerte Lexington ihn.
    »Sie wollten uns sagen, Sun-Tarin«, warf van Deyk ein, »woran Sie zu erkennen glauben, dass die Morax sich auf den Rand des J’ebeem-Gebiets zubewegen.«
    »Nennen Sie es Instinkt, Commander«, antwortete Sun-Tarin. »Oder wie die Menschen es ausdrücken: Meine Nase sagt es mir.«
    Verdammt, das hat Dana Frost auch gesagt, als sie uns zielsicher zum nächsten Angriffspunkt der Morax geführt hat , dachte van Deyk. Sie hat recht behalten. Und bei dem darauf folgenden Gefecht wurde sie entführt. Hat Sun-Tarin diesen Vergleich als bewusste Anspielung darauf gewählt?
    »Und deshalb«, fuhr der Kridan fort, »vermute ich, dass Serotis tatsächlich die nächste Welt sein wird, die sie angreifen.« Er blickte Lexington direkt an. »Wir sollten das Kommandant Talas mitteilen«, schlug er vor.
    »Das würde ich gerne tun, Sun-Tarin, wenn ich auch nicht glaube, dass die J’ebeem etwas auf vage Vermutungen geben«, sagte Lexington. »Aber als Begründung für diese ›Schlussfolgerung‹ würde ich gerne mehr als nur Ihren Instinkt anführen.«
    Der Kridan starrte ihn aus seinen Vogelaugen an. Dana Frost hätte auf seinen Rat gehört, falls sie nicht selbst zu demselben Schluss gekommen wäre. Ebenso van Deyk. Aber Lexington wusste den Rat eines erfahrenen Tanjaj einfach nicht zu schätzen. Nun gut. Sun-Tarin würde sich ihm nicht aufdrängen, die Sache aber auch nicht auf sich beruhen lassen.
    »Da wir ohnehin nach Serotis fliegen«, sagte er gleichmütig, »werden wir sehen, ob meine instinktgeleitete Schlussfolgerung zutreffend ist.«
    Lexington nickte nur und ließ die Angelegenheit ebenso auf sich beruhen wie der Kridan. Doch nach dem Ende seines Dienstes zog sich Sun-Tarin in seine Kabine zurück, ließ sich die Daten auf seinen Bildschirm spielen und versuchte, das verborgene Muster hinter dem scheinbaren Chaos zu entschlüsseln. Falls es tatsächlich existierte, war er entschlossen, es zu finden.
     
    *
     
    Akunin Boriak war bisher stets ein ruhiger und besonnener Mann gewesen. Seine Kollegen kannten ihn als

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