Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken
sein Verstand ihm sagte, dass die Direktiven »von oben« kontraproduktiv waren. In jedem Fall war er ein überaus wertvoller Verbündeter.
»Ich grüße Sie«, eröffnete er das Gespräch. »Leider kann ich Ihnen keine guten Neuigkeiten mitteilen. Jedenfalls nicht annähernd so gut, wie ich wünschte«, schränkte er ein.
»Lassen Sie hören«, forderte Lexington ihn auf.
»Die Angriffe der Morax setzten sich ungebrochen fort.«
Er sprach Solar, das er seit einigen Monaten lernte und darin enorme Fortschritte machte. Unter anderem auch deshalb, weil er es bei jeder sich bietenden Gelegenheit übte, so wie jetzt. Deshalb wurde die Bitterkeit in seiner Stimme auch nicht durch die unpersönliche Modulation eines Translators unterdrückt. Niemand wunderte sich darüber. Schließlich waren, so weit es das Menschen und J’ebeem bekannte Gebiet betraf, die J’ebeem diejenigen, die bisher als Einzige unter der Zerstörungswut der Morax zu leiden hatten. Zumindest war bisher nicht bekannt geworden, dass Menschen, Starr, Kridan oder andere Völker ebenfalls angegriffen worden waren.
»Wir haben immer noch kein Muster erkennen können, nach dem die Morax ihre Ziele aussuchen«, fuhr Siron fort. »Aber die gute Nachricht ist – sofern man da von ›gut‹ reden kann –, dass wir fünf verschiedene Systeme errechnet haben, die als mögliche Angriffsziele in Frage kommen. Sie liegen Yaksaka VII jedenfalls am nächsten. Ich übermittle Ihnen die Daten mit diesem Datenstrom.«
»Daten kommen an«, bestätigte Jamil gleich darauf.
»Meine Regierung bittet Sie, mit mir zusammen nach Serotis zu fliegen, um den Planeten zu schützen, sofern das möglich ist. Wir treffen dort mit einer weiteren Flottenabteilung zusammen.«
Und beten bis dahin, dass wir nicht zu spät kommen wie bei Yaksaka , dachte van Deyk.
Captain Lexington hatte wohl ähnliche Gedanken, denn er fragte: »Haben Sie schon von der Katastrophe mit Yaksaka gehört, Kommandant Talas?«
»Mir persönlich wurde zwar nichts mitgeteilt«, sagte Siron, »aber ich weiß, dass Yaksaka einen Notruf absetzte. Und wie wir alle wissen, erfolgt jeder Notruf zu spät, als dass noch rechtzeitig Hilfe eintreffen könnte. Was haben Sie vorgefunden?«
»Nichts als Zerstörung. Sie würden Yaksaka nicht wiedererkennen. Dort wird es vielleicht nie wieder Leben geben.«
Siron nahm das mit unbewegtem Gesicht hin. »Es ist ein Gesetz der Natur, dass sich das Leben immer wieder durchsetzt. Irgendwie. Und so bin ich zuversichtlich, dass auch Yaksaka eines Tages wieder Leben tragen wird. Allerdings werden wir das nicht mehr erleben.« Er machte eine kurze Pause, ehe er fragte: »Ich weiß, dass Captain Frost als gefallen gilt. Doch gibt es vielleicht irgendwelche Hinweise darauf, dass diese Annahme falsch sein könnte?«
Klug formuliert , dachte van Deyk.
»Mir ist nichts dergleichen bekannt«, sagte Lexington. »Leider.«
»Wir hatten das Schiff, auf das Captain Frost entführt wurde, so lange es ging verfolgt«, fügte van Deyk hinzu. »Aber wir haben die Spur verloren. Jetzt haben wir eine neue Chance, es wiederzufinden. Wir geben jedenfalls die Hoffnung nicht auf.«
»Auf keinen Fall«, bekräftigte auch Lexington und fühlte wieder die altvertrauten nagenden Selbstzweifel, gepaart mit einem Gefühl von Minderwertigkeit. Er wusste durch seine Beziehungen zum Oberkommando, dass Siron Talas Dana Frosts Familie eine persönliche Kondolation per Funk geschickt hatte und auch die Mantiden, die Kridan, zwei Starr und die Shisheni dasselbe getan hatten. Ihm war deutlich bewusst, dass keine Angehörigen fremder Völker seiner Familie kondolieren würden, wenn es ihn mal erwischte. Und er war sich auch bewusst, dass die Crew der STERNENFAUST ihn als Captain immer noch nicht akzeptiert hatte und das wahrscheinlich auch niemals tun würde. Jedenfalls nicht in demselben Maß wie Dana Frost.
»Kommandant Talas«, fragte van Deyk, »wie geht es Ihrem Cousin und seiner Begleiterin?«
Sirons Cousin Merlik war zusammen mit seiner Verlobten Sifana als einzige Überlebende von Otano gerettet worden, dem ersten Planeten des J’ebeem-Reichs, der von den Morax überfallen worden war.
»Wir haben sie in eine Spezialklinik gebracht, wo man für sie getan hat, was noch möglich war. Leider erwies sich die Diagnose Ihrer Dr. Gardikov als korrekt hinsichtlich ihrer noch verbleibenden Lebenserwartung. Sehr viel länger als ein halbes Jahr werden sie wohl nicht mehr haben. Aber«, fügte er hinzu,
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