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Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken

Titel: Sternenfaust - 060 - Fluchtgedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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…«
     
    *
     
    Dana wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie unsanft geweckt wurde. Allerdings nicht von Atraan, wie sie vermutet hatte, sondern von Kresh.
    »Du bist von derselben Art wie mein Tierchen«, sagte sie ohne Umschweife. »Was ist los mit ihm?«
    Dana brauchte ein paar Augenblicke, ehe sie begriff, was die Morax-Frau von ihr wollte. Kresh half ihr mit einem Hieb in die Seite auf die Sprünge. Dana stöhnte auf.
    »Ich sehe ihn mir mal an«, sagte sie, kam mühsam auf die Beine und folgte ihr.
    Der junge J’ebeem lag vor Kreshs bevorzugtem Platz, hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Er schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Dana setzte sich neben ihn. Zwar sah sie ihn jeden Tag, hatte aber bisher nicht mit ihm sprechen können. Eine verschlungene Tätowierung im Stirnbereich wies ihn als Mitglied eines Adelshauses aus.
    »Hallo«, sagte sie leise zu ihm.
    Er öffnete müde die Augen. »Lass mich doch in Ruhe«, murmelte er.
    »Das kann ich nicht«, antwortete Dana. »Ich bin beauftragt worden herauszufinden, was dir fehlt. Ich denke, ich muss dir nicht sagen, was passiert, wenn ich keine Antwort darauf habe. Atraan wollte dich schon bei lebendigem Leib in den Müllkonverter werfen lassen.«
    Das hatte immerhin die Wirkung, dass er die Augen weit aufriss und sie angstvoll ansah.
    »Wenn du also noch nicht so geschwächt und krank bist, dass du den Tod willkommen heißt, würde ich dir empfehlen, dich entweder zusammenzureißen oder mir zu sagen, was dir fehlt, damit ich – hoffentlich – dafür sorgen kann, dass dir geholfen wird. Ich bin übrigens Dana Frost.«
    »Du bist eine J’erde«, sagte er verächtlich und benutzte das Jubar-Wort für »Mensch«. »Wie könnte eine wie du mir helfen.«
    Sieh mal an! , dachte Dana mehr amüsiert als verärgert. Es geht ihm noch nicht so schlecht, dass er die alten Vorurteile seiner Leute über Bord wirft . Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn dir der Müllschlucker lieber ist, sage ich Kresh, dass du im Sterben liegst und sie Atraans Angebot annehmen soll, ihr ein paar neue ›Tierchen‹ zum Spielen zu schenken.«
    »Nein!« Er packte ihren Arm. »Ich …«, er schluckte und es fiel ihm sichtlich schwer weiterzusprechen, was allerdings nichts mit seiner geschwächten Konstitution zu tun hatte, sondern nur mit seinem Stolz. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    Na bitte, es geht doch auch anders. »Leidest du unter der Strahlung? Ist es das, was dich schwächt? Wie uns alle.«
    »Das auch«, gab er zu. »Aber ich ertrage es nicht, dass diese ekelhaften … Tiere mich behandeln wie … wie … schlimmer als einen Sukknek ! Ich bin schließlich Lemaro Kardis aus dem Hohen Haus Tekurnak!«
    Für das Wort »Sukknek« fand der Translator keine Entsprechung in Solar. Doch Dana verstand auch so, was er meinte. »Wenn das alles ist«, sagte sie und gab sich keine Mühe, die Verachtung aus ihrer Stimme herauszuhalten, »schlage ich vor, du schickst deinen Adelsstolz zugunsten deines Überlebens in Urlaub. Falls du es noch nicht begriffen hast: Wir sitzen hier alle im selben Boot und werden gleichermaßen mies behandelt, egal was wir vorher waren.«
    Lemaro Kardis sackte wieder in sich zusammen. »Das ist es natürlich nicht alleine«, gab er zu. »Ich vertrage das Zeug nicht, das dieses Monster«, er deutete unauffällig zu Kresh hin, »ständig in mich reinstopft. Ich vermute, dass irgendetwas darin ist, das für uns J’ebeem unverdaulich oder sogar giftig ist. Aber je schlechter ich mich fühle, desto mehr füttert sie mich damit.« Er sah Dana in die Augen. »Der Müllschlucker wird, ehrlich gesagt, mit jedem Tag attraktiver.«
    »Du brauchst also einen Arzt.«
    Er gab ein Geräusch von sich, das ein Gemisch aus Lachen und Hustenanfall war, der seinen ganzen Körper schüttelte und ihn schwer atmend und erschöpft zurücksinken ließ.
    »Du brauchst einen Arzt«, stellte Dana nachdrücklich fest.
    »Ich glaube kaum, dass sich die Morax damit aufhalten, mir einen Arzt zu besorgen. Ihre Sklaven haben doch für sie überhaupt keinen Wert. Außerdem ist mir hier noch kein J’ebeem-Arzt begegnet.«
    »Mir schon«, sagte Dana. »Und ich kann zumindest versuchen, ihn für dich zu bekommen. Es sei denn, du legst keinen Wert darauf, noch ein bisschen weiterzuleben.«
    Lemaro schloss die Augen. »Wozu denn?«, fragte er resigniert.
    Dana hatte keine Lust und auch keine Kraft, einem lebensüberdrüssigen J’ebeem neuen Mut und Durchhaltewillen

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