Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
Informationen konnten die anderen Wissenschaftler weiterarbeiten.
Trotzdem rührte sich an der Anlage hinter dem Tempel der heiligen Affen nichts und es sah alles danach aus, dass sie noch Jahre damit beschäftigt sein würden, sich Schritt für Schritt in die Funktionsweise des Transmitters einzuarbeiten, um – wie viele befürchteten – letztlich irgendwann zu erkennen, warum er sich nicht mehr in Betrieb nehmen ließ. Eine nervenaufreibende Arbeit, die von den Wissenschaftlern der J’ebeem und der Solaren Welten vorangetrieben wurde.
Das Gerücht, dass die J’ebeem mit Kenntnissen und Geräten in die Hohlwelt gekommen seien, das diese mühselige Kleinarbeit beschleunigen würde, erwies sich als heiße Luft. Dennoch besaß ihre Anwesenheit einen disziplinierenden Effekt. Auf einmal arbeiteten von Schlichten und Professor Schmetzer miteinander, ohne sich ständig zu bekriegen. Manchmal schien es für ein paar Minuten sogar, als sei es niemals zu jenem folgenschweren Zerwürfnis zwischen ihnen gekommen, das zur Aufspaltung der Teams und letztlich zur Katastrophe geführt hatte. Dieser Aspekt jedoch sollte sich erst viel später klären, als sich Dr. Brounswig vor einem Untersuchungsausschuss des Hohen Rats der Solaren Welten dazu durchrang, seine Loyalität gegenüber Professor von Schlichten aufzugeben und dem Ausschuss gewisse Filmsequenzen übergab. Das ist allerdings eine andere Geschichte.
Der Durchbruch gelang wie so oft völlig unerwartet.
Und der heimliche Held dieser Wende war noch nicht einmal Wissenschaftler, sondern »nur« Ingenieur. Genauer gesagt, der Leitende Ingenieur der STERNENFAUST, Simon E. Jefferson.
Üblicherweise unterhält sich ein Ingenieur bevorzugt mit seinesgleichen und so sah man Jefferson oft mit dem informellen Leiter des Wissenschaftler-Teams Dr. Runek Navron im Gespräch. Meist drehte sich ihre Unterhaltung um technische Funktionsprobleme des riesigen Transmitters.
»Im Grunde ist es nicht die Frage der Energieversorgung, die uns allen hier Probleme macht«, sagte Dr. Navron, »noch nicht einmal die Frage, mit was für einer Art von Energie der Transmitter arbeitet, als vielmehr wie diese Energie innerhalb der Anlage übertragen wird.«
»Elektrizität scheidet aus«, erwiderte Jefferson.
»Das sehe ich genauso«, sagte Navron und schwieg nachdenklich.
»Es ist ja nicht nur die Frage der Energie-Übertragung, sondern auch der Informations-Übertragung«, ergänzte Jefferson.
Der J’ebeem sah ihn fragend an. Der ohnehin nicht zu fixierende Blick der Facettenaugen Jeffersons schien endgültig ins Unbestimmte zu schweifen.
»Klassischerweise«, sagte er schließlich, als spräche er nicht zu Dr. Navron, sondern direkt zu der gewaltigen Transmitteranlage, »wird Energie und Information mittels Elektrizität übertragen. Seit dem einundzwanzigsten Jahrhundert kamen in den Solaren Welten noch eine Reihe anderer Möglichkeiten hinzu, die sich aber nur zum Teil als praktikabel erwiesen. Zum Beispiel extrem kurz getaktete Laserstrahlen …«
»Für die Informationsübertragung seit langem gängiger Standard. Aber für Energie? Ich weiß nicht …«, sagte Navron skeptisch.
»Ich würde das genauso sehen, gäbe es nicht zumindest die theoretische Option, mit der Taktfrequenz von Laserstrahlen in Bereiche vorzudringen, die weit unter den bei uns heute üblichen 0,2 Femto-Sekunden liegen …«
»Femto … was?« Die Zwischenfrage kam von Dana Frost, die zusammen Professor MacShane den Weg der beiden Männer kreuzte. Sie war froh über die Abwechslung, da die Gedanken in ihrem Kopf wild rotierten aufgrund MacShanes zahlloser Fragen.
»Ihr Leitender Ingenieur spricht von einer kaum messbaren Einheit«, erläuterte Dr. Navron.
»Eine Pico-Sekunde«, sagte Jefferson, »ist der Millionste Teil einer Millionstelsekunde. Eine Femto-Sekunde ist noch tausendmal kürzer.«
Dana starrte Jefferson fragend an.
»Eine entsprechende Taktrate bei einem in Frequenz und Wellenlänge absolut präzise arbeitenden Laser kann so gut und gerne eine Billion Impulse in weniger als einer Sekunde abstrahlen. Hinzu kommt, dass bei solchen Vorgängen keinerlei elektronische oder gar mechanische Schalter benötigt werden. Das Ganze funktioniert gewissermaßen verschleißfrei …«
»Interessant«, murmelte MacShane.
»In der Tat«, sagte auch Navron, »denn genau das könnte die molekulare Gitterstruktur des im Transmitter verwendeten Materials erklären.« Er holte einen kaum handtellergroßen
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