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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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Respekt, den Dana in der Mannschaft der STERNENFAUST genoss – manchmal auch Untertöne stirnrunzelnder Verständnislosigkeit unter die allgemeine Bewunderung ihrer Person mischten.
    Ihm hatte niemand etwas erklären müssen. Er kannte die Geschichte und konnte nur zu gut nachempfinden, wie Dana darauf verfallen war. Im Moment war es nicht viel anders. Sie jagten dem Wloom hinterher, der sicher längst dort angekommen war, wo er hinwollte, während sie noch nach dem richtigen Weg suchten.
    William konnte sich, wenn er wollte, eine Menge darauf einbilden, dass er sich besser als die meisten anderen in fremdartige Lebensformen und Spezies hineinzudenken vermochte. Doch diesmal fiel es ihm unbegreiflicherweise viel schwerer als sonst. Er wurde aus Seng einfach nicht schlau, hatte nicht die geringste Ahnung, was für Motive dieses bizarre Wesen antrieben, warum sich der Wloom überhaupt mit ihnen abgab und was er sich wohl selbst davon versprach.
    Die einfachste Erklärung, dass Seng als letzter Überlebender seiner Art einfach jemand brauchte mit dem er sich austauschen konnte, erschien William abwegig. Vor allem deshalb, weil er nicht davon überzeugt war, es tatsächlich mit dem letzten Wloom zu tun zu haben.
    Vielleicht lag seine Unsicherheit daran, dass er sich erst kürzlich auf so fatale Weise in einer fremden Spezies getäuscht hatte. Die ebenso machtvollen wie manipulativen Gedanken, die jene Wesen aus dem Drei-Sonnen-System ihm und einer Reihe anderer ihrer Expedition in den Kopf gepflanzt hatten, hatten einigen Expeditionsteilnehmern das Leben gekostet. { * } Für ihn mündeten sie in einer Beinahe-Katastrophe. Nur dem Eingreifen von Dr. Gardikov hatte er es zu verdanken, dass er seinen Irrtum nicht mit einer Querschnittslähmung zu bezahlen hatte.
    Das unverdiente Glück des Überlebens …
    Ab und zu bog der Gang mal nach rechts, mal nach links ab. Gelegentlich wurde er niedriger, um wenig später in Hohlräume zu münden, die wie der untere Abschnitt eines Kamins wirkten. Sie waren so hoch, dass sich das Licht seiner Lampe im Ungewissen verlor. Zu keiner Zeit aber fand er einen Hinweis auf Seng oder traf ihn selber an, so dass sich William bald sicher war, den falschen Weg genommen zu haben. Er hatte sorgfältig nach abzweigenden Gängen Ausschau gehalten, aber außer handbreiten Spalten, in denen der Wloom natürlich hätte verschwinden können, war ihm nichts aufgefallen.
    Es kam ihm vor, als sei er bereits kilometerweit gelaufen. Jedenfalls taten ihm die Beine weh.
    Dann trat er in die Halle. Es war der ausgedehnteste Hohlraum, den er bisher in diesem Höhlensystem gesehen hatte, ein gigantischer, beeindruckender Raum, den er etwa auf halber Höhe betreten hatte. Ein schmaler Weg führte fast kreisförmig direkt von dem Gang, von dem er gekommen war, an der Wand entlang und kam dann wieder zu seinem Ausgangspunkt zurück. Es war, als stünde er im Inneren eines riesigen, bauchigen Krugs, dessen Wandung vor seinen Füßen in sanftem Schwung nach unten ging, während sie sich senkrecht in der Höhe fortsetzte.
    William hörte durch die Außenmikrophone seines Schutzanzugs, dass eine unglaubliche Akustik herrschte, die das kleinste Geräusch seiner Schritte oder eines in die Tiefe rollenden Steins in vielfache Echos brach und verstärkte.
    Er war sich unsicher, ob es sich bei diesem Raum um ein natürliches oder künstliches Gebilde handelte. Wieder war die Höhe kaum zu erfassen, da sich das Licht dort verlor.
    »Eine Kathedrale im Innern des Bergs«, murmelte er und spürte, dass dieser Raum ein Gefühl des Friedens ausstrahlte. Dennoch wagte er nicht, den Weg zu verlassen und bis zum tiefsten Punkt vorzudringen oder mittels Antigrav in die Mitte der gewaltigen Halle hineinzuschweben. Ihm war, als würde er in diesem Fall eine unsichtbare Grenze überschreiten. Ohnehin sah er, dass sein Weg hier zu Ende war. Außer dem Gang, durch den er gekommen war, gab es, so weit er sehen konnte, keinen weiteren noch so schmalen Schacht. Möglicherweise käme man weiter oben wieder aus der Höhlenkathedrale heraus. Aber das wäre wohl kaum Sengs Weg gewesen. Ansonsten war der Raum von einer fast erdrückenden Leere.
    »Captain«, sagte er in sein Funkgerät. »Hier geht es nicht mehr weiter und von Seng keine Spur. Wie sieht’s bei Ihnen aus?« Gespannt wartete William auf Danas Antwort, doch er hörte nur leises Rauschen.
     
    *
     
    Sie stießen ihn in die Zelle. Er verstand ihre barbarische Sprache nicht, wusste

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