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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
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aber dennoch, was sie gerade sagten. Er konnte es aus ihrer Reaktionen schließen, aus der gespannten Aufmerksamkeit, mit der sie ihn über die Läufe ihrer Waffen hinwegmusterten. Sie würden ihm die Fesseln lösen.
    Anhand der verstärkten Wände sah er, dass sie den Raum extra für ihn hergerichtet hatten. Selbst wenn er zu toben und zu wüten begann, würde das speziell gehärtete Material unter seinen Hieben nicht nachgeben. Hier würde er erst dann wieder herauskommen, wenn sie es ihm gestatteten. Hier sollte also die Krönung seiner Demütigung stattfinden.
    Natürlich würden auch die Wände dieser Zelle seiner Monoklinge keinen nennenswerten Widerstand bieten, doch dieses Wissen nutzte ihm nichts. Sie hatten ihm alle Waffen abgenommen, auch sein Schwert, ohne dass er sich nur noch als halber Morax empfand, als ein verkrüppeltes Wesen.
    »Warum habt ihr mir nicht direkt mein Herz aus dem Leib gerissen«, knurrte er.
    Caan senkte seinen Kopf, ließ die Schultern sinken und versuchte sich, so gut es ging, zu entspannen. Ausgerechnet jetzt in dieser Situation war das beinahe ein Ding der Unmöglichkeit und verlangte mehr Mühen und Kraft von ihm als alle Kämpfe, die er in seinem kampfreichen Leben bisher ausgefochten hatte. Er wollte damit den Eindruck tiefster Resignation erwecken. Jeder Widerstandswille in ihm war erloschen, noch lebte zwar sein Körper, aber sein Geist war längst tot. Er war innerlich zerbrochen auf Grund der schmählichen Niederlage, die er erlitten hatte. All das signalisierte er mit seiner Körperhaltung. Er unterdrückte selbst den Gedanken an die Hoffnung, dass seine Feinde genau diesen Eindruck von ihm gewännen.
    In sicherem Abstand warteten rings um ihn herum die Feinde mit den entsicherten, auf ihn gerichteten Waffen. Ein weiterer hielt unauffällig die Fernbedienung in der Hand, bereit, sofort die Kapsel in seinem Nasenloch zur Explosion zu bringen, die das Betäubungsgas in seine Lungen pressen würde. Zwei von ihnen traten vor und begannen, die Fesseln zu lösen. Alle konzentrierten sich auf seine Arme und Beine. So achteten sie nicht auf die lange Zunge, die wie eine Schlange zu seiner Nase schnellte. Das Schnalzen war kaum zu hören, als er die Kapsel hervorschleckte. Erst als sie mitsamt des kleinen Fernzünders auf den Boden fiel, schienen einige von ihnen zu begreifen, dass nicht alles so lief wie geplant.
    Die beiden Männer, die ihm die Stahlbänder lösen sollten, flogen zur Seite. Kaum waren die Fesseln gelockert, sprengte er sie mit einer Wucht, dass sie wie zerreißende Klaviersaiten, wie scharfkantige Metallpeitschen durch den Raum flogen.
    Das leise puffende Schussgeräusch der Nadler ertönte, aber Caan hatte sich längst zwischen seine Bewacher geworfen. Mit grimmiger Freude sah er, dass sie sich mit ihren Schüssen nur gegenseitig trafen …
     
    *
     
    Dana verlor zur gleichen Zeit den Halt. Von irgendwoher drang Feuchtigkeit in den steil abwärtsführenden Gang. Ein stetiger, dünner Wasserfilm beförderte seit Urzeiten mit bloßem Auge kaum sichtbare Lehmpartikel in die Tiefe und hatte mit Hilfe dieser feinen, winzigen Teile den darunterliegenden Fels spiegelglatt geschliffen.
    Sie ruderte, während sie in zunehmendem Tempo nach unten rutschte, hilflos mit den Armen, um irgendwo Halt zu finden. Vor ihrem inneren Auge sah sie bereits das grünlich-blaue Hämatom, das sich wegen des unsanften Sturzes an ihrem Hintern bilden würde. Erst dann fiel ihr ein, dass sie das Antigrav-Aggregat einschalten konnte. Das erforderte ein Fingerspitzengefühl, das sie während der rasenden Fahrt abwärts nicht aufzubringen vermochte.
    Besser das Teil drückt mich unter die Decke des Gangs, als dass ich ungebremst gegen eine Felswand krache , schoss es ihr durch den Kopf. Doch in diesem Augenblick erfasste ihre Helmlampe die knapp oberhalb von ihr vorbeifliegenden nadelspitzen Stalaktiten, die wie das Nagelbrett eines Fakirs von oben herabhingen und darauf warteten, sich in ihren Schutzanzug oder – noch schlimmer – das darunterliegende Fleisch zu bohren. Im Gegensatz zu den Marines trugen Dana und William keine Panzeranzüge. Um mit diesen Rüstungen zurecht zu kommen, die über Servomotoren für die Fortbewegung am Boden verfügten, bedurfte es einer speziellen Ausbildung. Die normalen Schutzanzüge bewahrten Dana und William zwar vor den Auswirkungen der Radioaktivität oder anderer Strahlung, waren aber viel anfälliger. Im Gegensatz zu den Panzeranzügen boten die

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