Sternenfaust - 071 - Amok!
selbst. Jeder einzelne Bestandteil der Ekel erregenden Mahlzeiten, die durch die doppelt gesicherte, kleine Schleuse ins Innere seiner Zelle gelangte, war in Tütchen, Bechern und anderen Behältnissen verpackt und mit Plastikbändern gesichert.
Er pflegte mit Absicht einen barbarischen Stil der Nahrungsaufnahme. Er schlürfte, schmatzte und kleckerte dabei, was das Zeug hergab.
Das Tablett, auf dem die Mahlzeiten angerichtet waren, sah nach jedem Essen aus, als habe er – wie es seinem Image und den Erwartungen seiner Feinde entsprach – ein Schlachtfeld hinterlassen. Caan wusste, dass die Reste seiner Mahlzeiten auf diese Art angewidert und besonders schnell im Müllkonverter entsorgt wurden. Fehlendes Verpackungsmaterial würde da nicht weiter auffallen. Dabei achtete er sorgfältig darauf, zwar harmlose, aber dennoch spitze Gegenstände wie Gabeln oder Messer aus leicht brechbarem Kunststoff immer vollständig wieder zurückzugeben.
Dann kommen diese dummen Sklaventiere erst recht nicht darauf, dass ich all das andere nützliche Zeug behalte!
Das dritte Depot, das er allerdings nicht mitzählte, befand sich in seinem Körper. Caan wusste, dass er während seiner Ohnmächten einige Male untersucht worden war. Dabei hatten diese Kreaturen vor keiner Körperöffnung haltgemacht. Das schloss er aus dem eigenartigen Geruch, der ihm an sich selbst aufgefallen war, nachdem er das Bewusstsein zurückerlangt hatte: Desinfektionsmittel und aseptische Sprays, mit denen die Menschen ihre diagnostischen Geräte und scheinbar auch ihn steril gemacht hatten. Er selbst konnte als Versteck also erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Zeit gekommen war, um loszuschlagen. So lange lagerten seine bisher erbeuteten Schätze sicher in den anderen beiden Depots.
*
Stephan van Deyk, Bruder William, Kkiku’h und Dana Frost beugten sich auf der Brücke über den Monitor, auf dem gerade im Schnelldurchlauf die wichtigsten Szenen aus den bisherigen Gesprächen mit Davanwil zu sehen waren und die man Kkiku’h noch nicht für seine Dokumentation zur Verfügung gestellt hatte. Die Meinung des Freundes war Dana Frost wichtig. Außerdem war ja sowieso abgemacht, dass alle Expeditionsmitglieder Zugang zu allen Informationen haben sollten, beruhigte sie sich.
»Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass er gar nicht so viel weiß«, sagte van Deyk.
»Wir kennen die Brax noch zu wenig, um zu wissen, ob er viel weiß oder nicht«, erwiderte Bruder William. Er teilte die Meinung des Ersten Offiziers nicht und war der Ansicht, dass die Gespräche bisher nur aus einem Grund so unergiebig gewesen waren: Der Captain war zu sehr bemüht, selbst nichts über die Gründe der Expedition zu verraten. Wer wusste schon, ob damit nicht ein Tabu berührt wurde und der Brax dann nicht mehr bereit war, über seine Hintergründe zu reden! Doch Bruder William war der Ansicht, dass Davanwil einfach nicht richtig auf Fragen antworten konnte, deren Ziel und Zweck ihm völlig schleierhaft waren – und so hatten die Interviews mit ihm bisher kaum Ergebnisse gebracht.
»Vielleicht«, sagte Kkiku’h jetzt, »sollte Davanwil einfach mehr über uns und unsere Expedition erfahren. Unsere Interessen besser kennenlernen, dann begreift er vielleicht auch schneller, was wir umgekehrt von ihm erwarten.« Sein großer Insektenschädel fuhr herum, um Dana anzusehen, die schräg hinter ihm stand. Dadurch entging ihm die Geste, die Bruder William in diesem Moment machte und die ebenfalls in Danas Richtung ging. Die Kombination aus Schulterzucken und dem zufriedenen Gesichtsausdruck des Christophorers entsprach seiner unausgesprochenen Frage: Habe ich das nicht von Anfang an gesagt?
Natürlich hast du das , dachte Dana und erinnerte sich daran, dass sie es gewesen war, die für die Gespräche mit dem Brax eine gewisse Zurückhaltung angeordnet hatte. Vielleicht sollte ich mein Misstrauen tatsächlich ein Stück weit zurückschrauben , überlegte sie und beschloss, darüber noch einmal nachzudenken. Ihr war nach wie vor unwohl bei dem Gedanken, zu viel vom Zweck der Expedition an einen potentiellen Feind zu verraten. Vielleicht war die Anwesenheit des Brax L38.C-A53/ ja nichts weiter als eine raffinierte Falle. Es schien ihr nach wie vor sinnvoller, zunächst einmal so viele Fakten wie möglich zu sammeln.
»Ich habe eben von Dr. Gardikov einige Untersuchungsergebnisse erhalten«, wechselte sie daher zunächst das Thema. »Und die sind in der Tat interessant: Die
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