Sternenfaust - 071 - Amok!
anzusehen, dass ihre coole Fassade in sich zusammenbrach. »Wir wollten kämpfen!«, fuhr er fort.
Jefferson schüttelte verständnislos den Kopf.
»Ich denke, das können Sie früher wiederhaben, als Ihnen lieb ist«, knurrte er. »Wir haben doch schon ein paar Angriffe der Morax erlebt – und der vor ein paar Tagen wird nicht der letzte gewesen sein.«
»Nein, nicht so«, ergänzte der Crewman. »Wir wollten miteinander, äh, gegeneinander kämpfen, ohne Waffen, aber auch ohne Regeln.«
»Einfach so«, sagte der Marine. »Mal Dampf ablassen …«
»Einfach so«, erwiderte Jefferson und zwang sich dazu, nicht dem Impuls nachzugeben und sein Gesicht zu einem breiten Grinsen zu verziehen.
»Ja, einfach so! – Jetzt wissen Sie es«, sagte der Marine mit unüberhörbarem Trotz in der Stimme.
Den Jungs ist langweilig! dachte Jefferson und grinste innerlich. Er konnte gut verstehen, was in ihnen vorging. Seit Wochen trudelten die STERNENFAUST und die anderen Expeditionsschiffe im Unterlichtflug durchs All und zwar sinn- und ziellos, wie es sicher vielen in der Crew erschien. Seit Wochen schoben sie ihren Dienst, der in der letzten Zeit aus blanker Routine bestand. Die Gefahr durch die Morax war zwar allgegenwärtig, wie sich vor ein paar Tagen wieder gezeigt hatte, aber dabei waren die Schiffe nicht geentert worden – und für die Marines war letztendlich wenig zu tun geblieben.
»Ja, jetzt weiß ich’s«, grunzte Jefferson unbestimmt. Er konnte sie verstehen, aber billigen oder gar dulden konnte er ihr Vorhaben unter keinen Umständen. Eine nette kleine Rauferei mochte zwar Abwechslung in ihren derzeit als so öde empfundenen Alltag bringen, aber sie barg auch Risiken. Sie konnten sich dabei verletzen. Und zwar – ohne es zu beabsichtigen – so schwer verletzen, dass sie den Rest der Reise nur noch in der Krankenstation mitmachen konnten.
»Ohne Regeln« sollte die kleine Prügelei unter Freunden abgehen, hatte der Marine gesagt. Das sollte es dann wohl besonders spannend machen und dem Ganzen den Thrill des Unvorhergesehen geben. Jefferson spürte, dass er hier mit Verboten nicht weiterkommen würde. Mit disziplinarischen Maßnahmen ließ sich da nichts ausrichten, dann würden die Teilnehmer an diesem kleinen Fight Club einfach in Zukunft besser aufpassen und ihre Kämpfe in noch größerer Heimlichkeit organisieren. Eine Alternative musste offenbar her. Und in seinem Gehirn zeichneten sich auch schon die Umrisse einer Idee ab, die den Burschen mehr als nur einen Kick verschaffen würde – und das ohne die Gefahr größerer Verletzungen und unter seiner Aufsicht.
»Hm«, knurrte er noch einmal.
»Werden Sie uns …«, fragte der Marine, jetzt schon ziemlich kleinlaut.
»Wenn Sie fürs Erste ruhig bleiben und einen Bogen um Gymraum drei machen, dann nicht«, sagte Jefferson. »Mir ist da etwas viel Besseres eingefallen.«
Er sah so etwas wie Neugier in den Augen aufblitzen.
»Ich informiere Sie morgen darüber«, fuhr er fort. »Bis dahin habe ich hoffentlich alles geklärt. Und jetzt hauen Sie ab!«
In diesem Moment öffnete sich das Schott und Captain Dana Frost betrat gemeinsam mit Kkiku’h die Kantine.
*
Es war die Phase, wo er alles unternehmen musste, um sich mit seinen Bewachern wieder gut zu stellen. Die schwierigste Phase. Die beste Strategie für dieses Vorhaben war wohl, mit ihnen zu reden und damit ihr Vertrauen zu gewinnen. Es fiel Caan nicht leicht, diese nahe liegende Schlussfolgerung zu akzeptieren. Wenn er eines nur äußerst unwillig tat, dann mit Kreaturen zu reden, die für ihn kaum mehr Intelligenz besaßen als Tiere. Er fluchte ausgiebig, aber ihm fiel keine Alternative ein.
Er hatte es anhand des Fehlens von Veränderungen an seinem Lager gemerkt, dass sie seine letzte Bewusstlosigkeit nicht dazu ausgenutzt hatten, ihn und seine Zelle gründlich zu filzen. Während seiner Gefangenschaft hatten sie bereits zweimal alles mit einem speziellen Roboter durchsucht, der auch den letzten Winkel seiner Zelle durchschnüffelte. Daraus ließ sich zwar noch keine Regelmäßigkeit ableiten, aber die Tatsache, dass sie die letzte Gelegenheit in dieser Hinsicht ungenutzt hatten verstreichen lassen, stimmte ihn misstrauisch.
Du musst vorsichtig sein! , sagte er zu sich. Sie haben es sicher nicht vergessen.
Er musste also damit rechnen, dass sie ihn schon bald wieder einnebeln würden. Seine Wut war mittlerweile ins Unermessliche gewachsen. Sollte er je die Gelegenheit bekommen,
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