Sternenfaust - 073 - Gefangen im Zentrum (1 of 2)
Halluzinationen gehabt, aber ich bin mir sicher, dass dieses Ding da war.«
»Corporal Telford!«, rief Dana den Marine. »Sehen Sie dort drüben einmal nach, ob Sie irgendein Lebewesen oder was anderes entdecken. Bruder William zeigt Ihnen wo.«
»Aye, Ma’am.«
William führte Telford zu der Stelle, und der Marine sah sich aufmerksam um. Schließlich kehrte er zurück. »Nichts, Ma’am«, meldete er. »Außer dass es hier von diesen seltsamen silberweißen Spinnchen nur so wimmelt.«
»Das tut es im Lager auch. Vielleicht habe ich mich geirrt«, wandte Bruder William ein.
»Das haben sie nicht«, sagte eine leise Stimme hinter ihnen. »Ich habe es auch gesehen.«
Die Stimme gehörte einem Wesen, das einer mannshohen glatten Säule glich, der oben als Kopf ein großer Tropfen verkehrt herum aufgesetzt worden war. Darin befanden sich vier strahlend blaue, trapezförmig angeordnete runde Einbuchtungen als Augen. Seine Gliedmaßen waren flexibel in den Körper integriert und konnten bei Bedarf umgeformt werden. Seine glatte Haut wechselte die Farbe zwischen Grau und Violett in rascher Folge und zeigte dadurch an, dass das Wesen verängstigt und besorgt war.
Sikona war eine Rhukapai vom Planeten Rhuka und hatte sich beim Besuch der Expedition dort unbemerkt an Bord der WEITE REISE geschlichen, um der Strafe zu entgehen, die die Morax für sie planten, weil Sikona herausgefunden hatte, dass die nicht die Diener der Götter waren, für die sich ausgaben. { * } Seitdem hatte Sikona alles getan, um ihren Rettern, als die sie die Expeditionsteilnehmer und besonders die Shisheni sah, möglichst nützlich zu sein. Da sie eine Priesterin war und daher mit der alten Sprache der Götter vertraut, welche mit großer Wahrscheinlichkeit die Toten Götter waren, hatte sie den Kryptologen Professor Yngvar MacShane bei der Entschlüsselung der Inschriften unterstützt, die er im Tempel auf Rhuka fotografiert hatte. Zu diesem Zweck hatte sie sich zum Zeitpunkt des Angriffs der Morax auf der STERNENFAUST befunden. Leider war dadurch das alte irdische Sprichwort für sie wahr geworden, das da lautete: Mitgehangen, mitgefangen!
»Ich habe es auch gesehen«, wiederholte sie jetzt. »Aber es ist kein Wesen, dem ich schon einmal begegnet bin oder das in irgendeiner unserer Legenden beschrieben wird«, fügte sie unaufgefordert hinzu.
Da die Rhukapai keine Raumfahrt kannten und eine Kultur besaßen, die in etwa den frühen Bauernkulturen auf der Erde entsprach, war es nicht verwunderlich, dass Sikona vieles nicht kannte.
»Bruder William«, wandte sich Dana an den Mönch, »hat dieses Wesen oder was immer es war, auf Sie einen bedrohlichen Eindruck gemacht?«
William zögerte. »Ich fühlte mich nicht bedroht«, sagte er schließlich. »Ich hatte nur ein unangenehmes Gefühl dabei. Aber das ist verschwunden, als das Ding … nun, auch verschwunden ist.«
»Können Sie das Gefühl näher beschreiben?« Dana hatte schon lange festgestellt, dass Bruder Williams Ahnungen und Gefühle oft genug akkurat ins Schwarze trafen oder doch zumindest wichtige Hinweise lieferten.
Er zuckte jetzt mit den Schultern. »Nicht genau. Aber es ähnelt ungefähr dem Gefühl, das man hat, wenn man vor einer Prüfungskommission steht und alle einen in einer Art anstarren, dass man sich schon belauert fühlt. Wenn Sie verstehen, was ich meine, Captain.«
»Durchaus«, bestätigte Dana und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. »Corporal Telford, ich denke, ich muss Ihnen nicht sagen, dass Sie und Ihre Leute besonders wachsam sein sollten.«
»Müssen Sie nicht, Ma’am«, bestätigte Telford. »Und in dem Punkt muss ich sagen, dass die Zusammenarbeit zwischen uns und den Leuten der J’ebeem und Kridan hervorragend funktioniert. Ich habe mit deren Sicherheitschefs Kandor Mertan und Rakon-Lal eine umfassende Rund-um-die-Uhr-Bewachung unseres Camps organisiert. Uns allen ist bewusst, dass wir hier vollkommen aufeinander angewiesen sind. Das bedeutet, dass wir alle unsere teilweise noch vorhandenen Animositäten im Zaum halten.«
»Das ist gut zu wissen, Corporal«, sagte Dana erleichtert. Allerdings hatte sie das ungute Gefühl, dass das vielleicht nicht genug sein würde …
*
Er studierte die Daten, die er über die Schiffe der Neuankömmlinge erhalten hatte und war fasziniert. Zwar lag die Technik weit hinter der zurück, die es hier im Zentrum gab und dessen Funktionen er aufrecht erhielt, aber dennoch besaßen die Fremden einige
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