Sternenfaust - 074 - Kern der Macht (2 of 2)
machen.
Wie es aussieht, werde ich wohl noch ein paar Stunden hierbleiben müssen , dachte er missmutig. Und die beginne ich am besten mit Schlaf. Zu Pikok sagte er: »Unter diesen Umständen: ja. Zu Hause – falls wir denn je wieder nach Hause kämen – hätte ich nie solche Möglichkeiten bekommen. Ich bleibe gern bei Ihnen. Und bis Sie mir eine Wohnung eingerichtet haben, würde ich gern noch einen Vorrat des Medikaments herstellen. Außerdem brauche ich noch ein paar Zutaten für ein anderes Medikament, das ich selbst regelmäßig einnehmen muss, damit meine Gesundheit erhalten bleibt.«
Pikok war außer sich vor Freude. »Wir tun alles für Sie, Brekken Dabruun!«, versicherte er noch einmal. »Hilam wird Sie bei allem unterstützen. Vielen Dank!«
»Ich habe zu danken für alles, was Sie für mich tun wollen«, antwortete Brekken und wandte sich an Hilam. »Also, ich brauche …« Und er zählte die Zutaten auf, während Hilam ihm diensteifrig und höchst konzentriert zuhörte. »Und bevor Sie das alles besorgen, zeigen Sie mir bitte einen Platz, wo ich schlafen kann.«
»Aber gern! Folgen Sie mir. Ich sorge auch dafür, dass niemand Ihren Schlaf stört.«
Brekken konnte nicht verhindern, dass er sich bei der ganzen Sache höchst unwohl fühlte. Es fiel ihm schwer, die Kenoor zu täuschen und ihr Vertrauen zu verraten. Dabei hatte man ihm genau das während seiner Ausbildung zum Geheimdienstagenten beigebracht. Er war einer der Kandidaten gewesen, die chirurgisch als Mensch modifiziert werden und die Menschheit unterwandern sollten. Man hatte ihm beigebracht, Menschen zu verstehen, wie sie zu denken und zu fühlen. Und man hatte ihm beigebracht, keinerlei Skrupel zu haben, sich jemanden zum Freund zu machen und ihn hinterher trotzdem zu verraten oder sogar zu töten.
Und genau da habe ich versagt , erinnerte er sich. Nachdem ich das Wesen der Menschen kennengelernt hatte, konnte ich sie nicht mehr verraten und wurde aus dem Infiltrationsprogramm ausgemustert. Ich muss nur aufpassen, dass mir das jetzt nicht auch mit den Kenoor passiert.
Aber diese Gefahr war relativ gering, denn es gab Dinge, die für ihn erheblich schwerer wogen als das Vertrauen der Kenoor. Die Expeditionscrew brauchte ihn und seine Fähigkeiten, von denen wahrscheinlich nicht nur das erfolgreiche Eindringen in die Station der Morax abhing. Ohne sich selbst zu schmeicheln, war er sich doch bewusst, dass er ein wichtiger stabilisierender Faktor für Siron Talas’ derzeitige seelische Verfassung war. Von dessen Verfassung wiederum hing die Moral der restlichen J’ebeem-Crew ab. Die wiederum wirkte sich indirekt auch auf die der anderen beiden Crews aus.
Und ein bisschen vom nicht zu unterschätzenden Stolz der Söhne Ebeems auf ihr Volk spielte in die ganze Sache auch noch hinein.
Außerdem hatten die Kenoor ihn entführt. Und das nahm er ihnen bei allem Verständnis für ihre Situation immer noch übel. So hielten sich seine Skrupel ihnen gegenüber in vertretbaren Grenzen, als er sich in einem Raum schlafen legte, den Hilam ihm zuwies.
*
Als die Expedition die Station der Morax erreichte, wurde sie zwar entgegen ihrer Befürchtung noch nicht von ihnen erwartet. Doch es stellte sich schnell heraus, ein Eindringen ohne Brekken Dabruuns Betäubungsdroge würde schwierig werden.
Die Station lag wie diejenige, in der man sie in den ersten Tagen gefangen gehalten hatte, auf einem Hochplateau, das dem anderen so sehr ähnelte, dass kein Zweifel daran bestand, dass diese Plateaus von Anfang an als Standorte für die Wachstationen geschaffen worden waren. Sie waren offensichtlich darauf ausgerichtet, unerwünschte »Gäste« schon von Weitem sehen und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Zwischen dem Rand des Plateaus und der Außenwand der Station gab es keine noch so winzige Deckung, wie die Späher erkannten, die als Vorhut geschickt worden waren. Mit Hilfe der Antigrav-Packs flogen sie gerade so weit über den Rand, dass sie darüber hinwegblicken konnten, ohne selbst gesehen zu werden. In dieser Höhe umkreisten sie das gesamte Plateau und kamen überall zu demselben Ergebnis. Sobald sie sich auch nur einen Schritt auf das Plateau begaben, würden sie entdeckt werden.
»Wir können außerdem davon ausgehen, dass das ganze Plateau mit Kameras überwacht wird«, sagte Kandor Mertan, der Sicherheitschef der J’ebeem, als er und seine Mitstreiter Telford und Rakon-Lal ihren Kommandanten Bericht erstatteten.
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