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Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)

Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 078 - Der Flug der PHOENIX (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erfahren hatte.
    ›Alles Leben kommt aus dem Chaos, alles Bewusste aus dem Unbewussten und jedes Licht aus der Dunkelheit‹, erklärte der Mentor. ›Glaubst du, dies wäre in der Geschichte meines Volkes anders gewesen als in der deines eigenen?‹ Seng schwieg immer noch.
    Farbschweigen.
    Nicht eine Farbnuance changierte auf seiner Körperoberfläche, aber gleichzeitig wollte sich auch nicht ein einziger klarer Gedanke formulieren.
    Vielleicht ist es so, wie der Mentor mir sagt , dachte er schließlich. Vielleicht waren die Anfänge allen Lebens und jeder Zivilisation so bescheiden und armselig, dass es dann die Aufgabe der nachfolgenden Generationen wurde, großartige Geschichten über die Vergangenheit zu erfinden, sodass die eigene Existenz nicht wie ein Irrtum der Natur oder das Ergebnis einer zufälligen Konstellation war. Oder dass nur die kalte Experimentierlust einer anderen Macht dahinterstand, so wie es im Fall der Wloom wohl abgelaufen war.
    Seng war verwirrt. Was war nun von dem barmherzigen, fürsorglichen Bild geblieben, das die Legenden der Wloom von den Mentoren zeichneten? Ein Bild, das offenbar ebenso wenig Berechtigung hatte wie die Irrlehren jeder Unverbesserlichen, die glaubten, dass die Weisheit der Mentoren sich irrte und die Wloom-Welt in Wahrheit keine Kugel, sondern eine Scheibe sei.
    ›Sei beruhigt‹, nahm er den eindringlichen Gedanken des Mentors wahr. Zur Hälfte Befehl mit hypnotischer Kraft – zur anderen Hälfte eine Stimme des Trostes.
    ›Ich bin beruhigt‹, erwiderte Seng nach einer Weile. ›Ich bin zumindest in der Hinsicht beruhigt, dass es jetzt wohl nichts mehr geben kann, was mich noch tiefer zu erschüttern vermag!‹
    ›Deine Verwirrung verstehe ich. Viele vor dir, die in deiner Lage waren, haben sie geteilt. Und du wirst auch nicht der Letzte in dieser Reihe sein.‹ Der Gedanke an Rebellion regte sich in Seng. Aber nur kurz. Es war mehr ein augenblickliches Aufflackern von aufgestautem Zorn, der eine Richtung benötigte, in die er gelenkt werden konnte.
    Schnell erinnerte sich Seng des furchtbaren Schmerzes, der ihm versetzt worden war und ihm wurde klar, dass er besser daran tat, jeden Gedanken an Auflehnung zu unterdrücken. Es war sinnlos, danach zu trachten.
    Vollkommen sinnlos.
    ›Auch wenn vielleicht manches an dem, wie du dir die Geschichte deiner Spezies vorgestellt hast, von deinen bisherigen Vorstellungen abweicht, so hat es die Begegnung von Sengeng und seinem Mentor tatsächlich gegeben. Allerdings unter etwas anderen Umständen, als es den Überlieferungen entspricht …‹
    ›Du wirst mir die Einzelheiten kaum ersparen, Mentor!‹, warf Seng bitter ein.
    ›Damit du den Sinn deiner Existenz erfährst. Deshalb.‹ Seng drängten sich nun Bilder auf, die er zunächst nicht verstand. Er sah, wie Sternenschiffe explodierten, flirrende Strahlen von einem dieser Schiffe zum anderen geschossen wurden und Trümmerteile als glühende Metallstücke durch das All irrlichterten.
    ›Das ist Krieg‹, erklärte der Mentor.
    Der Wloom konnte mit diesem Begriff nichts anfangen. Die erste Assoziation, die ihm dazu einfiel, war die Heimsuchung durch die affenartigen Besucher, die den Wloom-Planeten verwüstet und Sengs Volk zu einem Leben unter der Oberfläche gezwungen hatten, weil dort oben das unsichtbare Licht brannte, das auf der Haut juckte und Zellschäden verursachte.
    ›So haben die Mentoren eine Katastrophe gebracht?‹
    ›Nein. Nicht alle. Aber Geschöpfe, die als ihre Diener geschaffen worden waren und deren Bestimmung es eigentlich war, das zu tun, was kein Mentor mehr tun wollte, haben den Krieg hierher, auf die Welt der Wloom gebracht.‹
    ›Der Feind aus den Legenden …‹
    ›Ja, so ist es.‹
    ›Was war es, was kein Mentor mehr tun wollte, wozu die Diener aber offenbar geschaffen worden waren?‹
    ›Sternenschiffe fliegen. Mentoren fliegen nicht mit Sternenschiffen. Sie benutzen die Tore.‹ Es war alles sehr verwirrend, was Seng über den Krieg erfuhr, der damals ausgebrochen war. Es ging darum, dass die Diener freien Zugang zu dem Wissen haben wollten, dass im Haus der Mentoren zu finden war – gespeichert in Kristallen und in Maschinen, deren Funktionsweise kein Wloom jemals verstanden hatte. Nicht einmal jene, die das zu Grunde liegende Wissen in den Wurzelbüchern versucht hatten, in sich aufzunehmen. Aber offenbar hatten bereits Generationen von Bibliothekaren und Schreibern festgestellt, dass dies nicht so ganz leicht war. Seng

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