Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
Seite, nur Sie, Herr Vorsitzender und Sie, Mr. Gustafsson, als unser Vertreter nach außen, fehlen uns da noch.«
»Was hat denn das alles zu bedeuten?«, stöhnte Vijay Gustafsson, der die Eröffnungen Diaz’ noch nicht richtig fassen konnte.
Auch Jefica Moll runzelte die Stirn in Ratlosigkeit, bis sie auf einmal verstand. Sie wies mit einem beringten Finger auf die beiden Ratsmitglieder ihr gegenüber. »Sie beide hat er schon auf seine Seite gezogen, nicht wahr? Sie sind der Grundstock für seine loyalen Anhänger im Hohen Rat!«
»Wir sind nicht die ersten, die eine stärkere Zusammenarbeit mit den Genetics befürworten!«, verteidigte sich Raikkonen.
»Und was hat er Ihnen angeboten?«, spottete Rudenko. »Macht? Geld? Schutz?«
»Das, was sich ein jeder wünscht«, gab Sabine Raikkonen lapidar zurück. »Gesundheit! Nicht nur für uns, sondern für unsere Familien. Eine familiäre Veranlagung für Krebs können die Genetics ohne Weiteres aus dem Erbgut eines Menschen entfernen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich möchte eines Tages Kinder haben, die davon unbelastet ihr Leben leben können.«
»Was sowieso kein Problem wäre, hätten die Solaren Welten nicht eine solche Phobie vor genetischen Optimierungen«, ergänzte Özal. »Die Möglichkeiten der Lebenszeitverlängerung, die die Genetics bieten, sind äußerst verlockend.«
»Nun«, meinte Jefica Moll langsam. »Wenn es darum geht, das eigene Leben zu erhalten, ist wahrscheinlich beinahe jeder bestechlich, Mr. Rudenko.«
Jurij R. Diaz erhob sich und wandte sich zum Gehen.
»Was geschieht jetzt mit uns?«, verlangte Jefica Moll zu wissen. Die sonst so findige Diplomatin hatte keinen Ansatzpunkt gefunden, mit Diaz zu diskutieren und es deswegen auch gar nicht erst versucht.
»Sie bleiben zunächst einmal hier. Mr. Parks war so frei, ein paar Sicherheitskräfte zu organisieren, die sicherstellen werden, dass Sie das Orbitalheim fürs Erste nicht verlassen werden. Versuchen Sie gar nicht erst, Verbindung mit irgendjemandem aufzunehmen. Ein installiertes Störsignal kappt jegliche Verbindung nach außen. Da Sie alle seit einigen Stunden eigentlich im wohlverdienten dienstfreien Wochenende sind, wird sich so schnell niemand wundern, dass Sie nicht erreichbar sind. Ich sehe später noch einmal nach Ihnen.«
»Es passt zur sprichwörtlichen Arroganz von Ihresgleichen, dass Sie uns dies hier in meinem Haus eröffnen.« Rudenko gab sich jetzt keine Mühe mehr, mit seinem Zorn hinterm Berg zu halten.
»Nun, ich denke, Sie haben viel zu besprechen«, sagte Diaz verbindlich, ohne auf diesen Einwurf einzugehen und stand auf. Raikkonen und Özal taten es ihm gleich. »Falls Sie etwas brauchen, wenden Sie sich an Mr. Parks. Ansonsten dürfen Sie sich hier natürlich frei bewegen.«
*
Auf der Brücke der STERNENFAUST war es während der Beschleunigungsphase auf Sprunggeschwindigkeit ruhig.
Nachdem van Deyk mit seinem Außenteam zurückgekehrt war und den Brückenoffizieren sowie Dana Frost noch einmal persönlich Bericht erstattet hatte, waren sie allesamt in ihre Gedanken versunken und sprachen nur das Nötigste. Botschafter Maunga war in seinem Quartier verschwunden. Schiffsarzt Dr. Tregarde hatte sich zur Analyse der überreichten Probe und des Datenspeichers auf die Krankenstation zurückgezogen und würde Bericht erstatten, sobald er erste Erkenntnisse über die Echtheit der Daten und die Zusammensetzung des Mittels gesammelt hatte.
Niemand hatte geahnt, welche Dimensionen die Verschwörung annehmen würde, die sie nun fast vollständig aufgedeckt hatten.
Dana Frost hatte eine sofortige und umfassende Kommunikationssperre verhängt. Die Genetics durften auf keinen Fall erfahren, welche Beweisstücke sie an Bord hatten – und welche Informationen ihnen zugespielt worden waren. Erst bei genügend weitem Abstand zu den Drei Systemen konnten sie es wagen, Admiral Takato und Valentina Duchamp zu unterrichten und das weitere Vorgehen abzusprechen.
»Santos, wie lange noch, bis wir die Eintrittsgeschwindigkeit in den Bergstrom-Raum erreicht haben?« Dana Frost hatte keine Lust, sich die entsprechenden Daten selbst auf ihre Konsole zu laden. Das dumpfe Brüten der Brückencrew ging ihr auf die Nerven.
»Noch etwa eine Stunde, Ma’am«, antwortete der Ruderoffizier abwesend.
Van Deyk sah von seinem Sitz aus zum Captain herüber. In seinen Gesichtszügen zeichnete sich dieselbe Ungeduld ab, endlich etwas unternehmen zu können, wie sie Dana auch
Weitere Kostenlose Bücher