Sternenfaust - 081 - Der Hohe Rat
diesem Zeitpunkt nur bedingt Sinn, ein solches geplantes Diplomatencorps zu etablieren. Durch die Bedrohung durch das PFS-Virus gibt es ganz erhebliche Probleme im Inneren der Solaren Welten. Ein Rechtsruck, wenn man das so sagen darf, hat die Solare Politik erfasst. Mit anderen Worten: Ihre Idee ist äußerst unpopulär – ähnlich unpopulär wie derzeit die meisten außerirdischen Rassen. Der Sinn eines solchen Corps ist schlicht und ergreifend fragwürdig. Oder wollen Sie ernsthaft versuchen, mit einer kaum anzumessenden Sonde zu verhandeln? Oder einem außerirdischen Virus?«, fragte Özal an Moll und Gustafsson gewandt. Er lachte leise, als hätte er einen besonders guten Witz gemacht. Er lachte als einziger.
»Seien wir ehrlich: Eine starke Führung könnte dabei helfen, solche internen Bedrohungen zu erkennen und einzudämmen.«
Was ist das denn für eine blödsinnige Argumentation? , ging es Moll durch den Kopf. Sollen wir vielleicht eine interne Diktatur errichten, damit wir einer außerirdischen entgehen? Das ist nicht dein Ernst, Özal!
»Danke, Mr. Özal. Ich glaube, das war deutlich«, schloss Rudenko den Vortrag des Ratsmitgliedes für Innenpolitik.
»Wenn ich dazu etwas sa…«, hob Vijay Gustafsson an, dessen rötliche Gesichtsfarbe von ähnlichen Gedanken zeugte, wie Jefica sie just gehabt hatte. Doch der Mann mit dem Sikh-Turban wurde von Rudenko unterbrochen.
»Wir wollen erst noch die Ausführungen von Mrs. Raikkonen hören, ja? Dann haben wir genug Zeit für Diskussionen, nichts für ungut, Mr. Gustafsson.«
»Wie Sie meinen«, schmollte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die zierliche Sabine Raikkonen stand auf, und Özal nahm wieder auf dem Zweisitzer Platz, den er und seine Kollegin in Beschlag genommen hatten.
»Aus der Sicht der Finanzverwaltung«, begann sie mit fester Stimme, »ist die Etablierung eines Corps Diplomatique ebenfalls eine fragwürdige Sache. Durch die eben schon von Kollege Özal erwähnte erhöhte Bedrohungssituation durch diverse Feinde der Solaren Welten sind die Etats für Aufrüstung und das Militär wieder enorm gestiegen. Unsere Ressourcen lassen es deshalb auf keinen Fall zu, eine große Gruppe von Diplomaten zu finanzieren. Der Aufbau einer solchen Organisation, die laufenden Kosten für Transporte und Materialien sowie Spesenabrechnungen würden langfristig gesehen unseren Haushalt sprengen.«
Hätten wir für Diplomaten schon früher mehr Geld zur Verfügung gehabt, müssten wir vielleicht jetzt nicht so viel in die Aufrüstung pumpen! Wie wäre es denn mal mit der Einstellung, Kriege besser von vorne herein zu verhindern, als diese später ohne Ende finanzieren zu müssen! , tobte Moll innerlich.
Rudenko hatte Raikkonen lächelnd zugenickt, als diese geendet hatte und sich wieder setzte. Das Lächeln erstarb, als er in die Gesichter der den beiden Ratsmitgliedern gegenübersitzenden Gegenpartei blickte. Die unzufriedenen Mienen von Moll und Gustafsson schienen auf eine langwierige Diskussion hinzuweisen. »Das sind in meinen Augen gewichtige Gründe gegen einen solchen Luxus, wie es ein diplomatisches Corps darstellen würde.«
»Das sind fadenscheinige Argumente!«, platzte der im Hohen Rat für Außenpolitik Zuständige als Antwort heraus. »Ich denke, die Botschafterin wird mir darin zustimmen, wenn ich sage …«
In diesem Moment klopfte es gegen die geschlossene Holztür des Besprechungszimmers.
Rudenko wandte sich stirnrunzelnd um. »Was soll die Störung?« blaffte der Ratsvorsitzende seine verstört aussehende Sekretärin an.
Bevor sie antworten konnte, wurde sie bereits höflich, aber bestimmt beiseitegeschoben.
»Mr. Rudenko? Ich habe gehört, in welcher Sache Sie hier konferieren – und vor allem mit wem , und da dachte ich, Sie könnten möglicherweise meine Anwesenheit wünschen.«
Jefica Moll bekam den Mund nicht mehr zu, als sie erkannte, wer da ihre Konferenz so unsanft unterbrochen hatte.
»Ex-Lord Manager Jurij R. Diaz …!«
*
Rudenko hatte sich erhoben und trat schnellen Schrittes auf Jurij R. Diaz zu. »Was fällt Ihnen ein, hier so hereinzuplatzen? Woher wissen Sie überhaupt, dass ich hier bin?«
Im Hintergrund trat jetzt Besster Parks aus dem Flur in das Besprechungszimmer. Der Berater von Rudenko lächelte pflichtschuldig. »Das, Herr Ratsvorsitzender, erklärt möglicherweise meine Anwesenheit.«
»Parks!«, bellte der Erste Mann der Solaren Welten. »Was hat das alles zu bedeuten?«
»Setzen
Weitere Kostenlose Bücher