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Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Titel: Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Stufen hinunterging. Sie alle wiegten sich leicht vor und zurück, die Augen in einer tiefen Trance geschlossen.
    Sie erschienen Sun wie ein Wald voll schwankender Bäume. Auf den Stufen standen hüfthohe ausgehöhlte Rasim -Stämme, die flackernde Flammen in die Luft warfen. Der Vorteil der Rasim -Pflanze bestand aus ihren außen sehr harten und widerstandsfähigen Borken, die sich so gut wie gar nicht entzünden ließen, während das Innere der Pflanzen leicht brennbar war.
    Insgesamt siebzehn Säulen trugen den Tempelraum – zumindest wirkte es so, denn was die Statik betraf, waren die siebzehn Säulen vollkommen überflüssig. Sie waren ein Symbol. Die Zahl siebzehn war den Kridan – wie jede Primzahl – heilig. Denn es waren einst siebzehn Heilige gewesen, die das Kridanische Imperium – das Heilige Imperium – gegründet hatten.
    Auf dem Boden des Tempelrundes lag roter Sand, wie er in prä-stellaren Zeiten zur Reinigung verwendet wurde. In den Sand war ein geringer Anteil eines Salzes gemischt, das eine desinfizierende Wirkung hatte. Früher hatte man es auch zur Wundversorgung benutzt.
    Sun-Tarin ging auf die eindrucksvolle Gestalt im roten Umhang in der Mitte des Raumes zu – Feran-San, den selbsternannten Mar-Tanjaj und Anführer der Selif. In den ausgestreckten Krallen seines Onkels lag die überdimensionale Nachbildung eines Kurison. Die heilige Waffe, mit der einst der Märtyrer Selif-Anin seinen Tod gefunden haben sollte, war mit kunstvollen Symbolen versehen, die wie Gold im Licht der Feuer aufloderten. Auch das blutrote Gewand seines Onkels war mit goldenen Mustern verziert, die hell aufschimmerten.
    Sun-Tarin trat vor seinen Onkel und sank nach hinten auf die Knie.
    »Mein Neffe und Waffenbruder!« Die volltönende Stimme Feran-Sans drang durch den hohen, mehrstufigen Raum. »Du bist gekommen, wie wir es vereinbart hatten, um die heilige Aufgabe zu bewältigen. Siebzehn Wochen lang befindet sich der Ketzer Satren-Nor nun in unserer Gewalt. Siebzehn Läuterungen musste er erfahren, ob seiner Todsünde den wahren Apokryphen entsagt zu haben und das kridanische Volk mit seiner Irrlehre geblendet zu haben. Doch Satren-Nor ist störrisch und uneinsichtig. Gerne hätten wir ihm das Leben geschenkt. Er verzichtet darauf und möchte seiner Ketzerei nicht abschwören. Nun soll er aus der Hand eines Selif den Tod empfangen, damit Gott selbst über ihn richten mag. Siebzehn Stiche soll er erhalten. Siebzehnmal sein Blut den Sand benetzen, auf dass der heilige Sand es aufnehme und reinige und ihm Frieden mit Gott bringen möge. Sun-Tarin, bist du bereit, das Werk Gottes in seinem Namen zu vollziehen?«
    Sun-Tarins Stimme war fest. »Ich bin es, Feran-San. Ich erfülle meinen Eid.«
    »Bedenke, dass ein Versagen dich zum Jun-Kaduun macht, zum Ausgestoßenen, dessen einziger Ausweg der selbst gewählte Tod ist, denn ein Jun-Kaduun kann kein Mitglied der Gesellschaft mehr sein und muss diese verlassen.«
    »Ich bedenke es, Onkel.«
    »Bringt den Ketzer!«
    Fünf Kridan schleppten Satren-Nor herein. Der Prediger war sehr schwach, und doch glomm in seinen Augen ein Feuer, heller als die Flammen aus den Rasim-Stämmen. Sun-Tarin fühlte eine plötzliche Andacht, die ihn beim Anblick des heiligen Mannes überkam.
    Du weißt, warum ich das tue, Gott. Es muss sein. Sei mir gnädig.
    Man zog Satren-Nor vor Sun-Tarin. Während Sun-Tarin sich erhob wurde der Prediger nach unten gedrückt. Feran-San trat einen Schritt vor.
    »Dies ist deine letzte Möglichkeit, Ketzer. Schwöre deinen Irrlehren ab und wir werden dich verschonen. Ein böser Geist hat dich verwirrt, ein Sternenteufel sich deiner Sinne bemächtigt. Wir werden dich reinigen, durch Schmerz, und du wirst wieder die Stimme Gottes hören.«
    »Ich höre Gott so deutlich wie niemand sonst«, zischte Satren-Nor. »Aber ihr alle seid taub.«
    »Du verweigerst die Erkenntnis. So muss es sein.« Feran-San gab Sun-Tarin das kunstvoll verzierte Kurison in die Krallen.
    »Beginne, mein Waffenbruder.« Die Stille wurde greifbar.
    Und Sun-Tarin begann.
    Er holte aus und trieb seinem Onkel das Kurison tief in das Fleisch unter dem Schnabel. Sein Onkel kam nicht einmal mehr zu einem Krächzen. Er sank nach hinten, stürzte mit einem ungläubigen Blick in den Sand und regte sich nicht mehr. Sun-Tarin wartete nicht ab, er packte Satren-Nor, warf sich den Prediger über die Schulter und sprang die sieben Stufen hinauf, noch ehe die Tanjaj aus ihrer Trance erwachten. Er

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