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Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger

Titel: Sternenfaust - 082 - Gotteskrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Seitdem verfluchte er das Schicksal, dass es ihm nicht erlaubt hatte, an der Seite Narel-Dals zu sterben. Aber jetzt hatte er eine neue Aufgabe.
    Ich muss durchhalten. Ich muss dem Imperium seine glorreichen Zeiten zurückgeben.
    Klin-Tar trat an den Spiegel und wischte sich mit einem nassen Tuch den Schweiß um den Schnabel ab. Er sah Milgor zusammengerollt auf dem Boden liegen. Der Gengo schlief in letzter Zeit ständig – er und seine Verbündeten sorgten dafür.
    Bisher war alles gut gelaufen. Fast schon zu gut. Durch die Erforschung der Artefakte des Ersten Volkes gab es genug Konfliktpotential mit den Menschen, um früher oder später einen Krieg erklären zu können. Er musste nur durchhalten. Seine Rolle spielen. Das war er seinen Leuten schuldig. Ein Kridan durfte nicht im Bett sterben. Das war eine Schande.
    Klin-Tar betrachtete die hauchfeine Maske, die er nun seit vielen Tagen und Nächten trug. Er durfte nicht zweifeln. Sein Tun war das Wahre. Alle anderen fehlten und er würde dafür sorgen, dass sie auf den wahren Weg zurückfanden. Und wenn seine Aufopferung für das Reich ihm den Tod brachte, dann sollte es so sein. Er musste an das Gebet denken, das das Credo der Tanjaj darstellte. Das Gebet, das er als junges Küken aus dem Schnabel Narel-Dals gelernt hatte.
    Leise begann er zu sprechen: »Gott, in dessen Hand mein Leben liegt: Mein Denken und Handeln, mein Fühlen und Sehnen, das Streben meiner Seele und alle Taten meines Lebens dienen dir allein zur Ehre.« Sofort kam eine große Ruhe über ihn und er schaffte es, die Albträume zu vergessen.
     
    *
     
    Sun-Tarin hielt dem strafenden Blick seines Onkels stand.
    Feran-San berührte mit der Klaue die Einbuchtungen und Verschmelzungen, die der Handgraser von Wanda auf seinem Harnisch hinterlassen hatte.
    »Du hast ihre Leiche also nicht mitnehmen können?«
    »Wie ich Euch bereits sagte, schoss sie auf mich. Ich hatte wenig Zeit, deshalb stieß ich sie in eine Schlucht. Ihren toten Körper die Felswand bei diesem Sturm heraufzutragen, wäre unnötig riskant gewesen. Ich habe ohnehin viel zu lange gebraucht, sie zu finden.«
    »Und die Pläne der Menschen, den Raisa zu entführen?«
    »Sie hat alles abgestritten. Sie hält es für eine Lüge. Rudenko plane nicht, den Raisa zu entführen.«
    »Bedauerlich. Höchst bedauerlich. Vielleicht sind die Menschen noch verlogener, als wir dachten.« Feran-San fuhr wieder gedankenverloren über Sun-Tarins Brustpanzer.
    »Ich weiß einfach nicht, ob ich dir trauen kann. Meine Augen sagen ›Ja‹, meine Nieren ›Nein‹.«
    »Ich werde es Euch beweisen, Onkel. Ich bin bereit, den Deranon zu leisten. Ich werde Satren-Nor töten und Gott selbst wird uns zeigen, dass die Zeit des Blutes wieder gekommen ist.«
    »In der Tat, es ist an der Zeit, dass dieser Ketzer endlich verschwindet«, bestätigte sein Onkel. »Doch ich weiß nicht, ob ich das von dir verlangen kann, Sun-Tarin. Viele meiner Leute haben bereits damit angegeben, Satren-Nor zu töten. Und keinem ist es gelungen. Zwei Tanjaj haben sogar ihren Wahren Glauben verloren und sind zu Anhängern des Ketzers geworden. Ich möchte nicht, dass du dein Leben beenden musst, weil du im entscheidenden Moment zweifelst.«
    »Haltet Ihr mich für ein unreifes Küken, Feran-San? Ich weiß, was ich tue. Und ich werde den heiligen Schwur leisten.«
    Feran-San klackerte zustimmend mit dem Schnabel. »Gut. So soll es sein. Ich werde dir zwei Helfer schicken, die dich auskleiden und reinigen. Zur Stunde des Sonnenaufgangs soll die Zeremonie stattfinden. Dann soll das Blut des falschen Predigers fließen und die Steine des Gotteshauses tränken. So wie es in der Vorzeit mit allen Ketzern geschah.«
    Sun-Tarin hob die geballte Klaue. »Für das Imperium. Für Gott.«
     
    *
     
    Gereinigt und mit Tjamil-Öl bestrichen trat Sun-Tarin in den Tempel.
    Er fühlte die Heiligkeit dieses Ortes und betete stumm. Gott war näher als sonst, auch wenn allein der Gedanke Blasphemie war, denn Gott war allgegenwärtig.
    Nicht Gott ist es, der näher oder ferner ist, sondern der Gläubige entfernt oder nähert sich IHM.
    Mit gesenktem Schnabel und halb geschlossenen Augen betrat Sun-Tarin den kreisrunden Raum. Wie in einer Arena waren die Stehplätze um die Vertiefung in der Mitte verteilt. Auf insgesamt sieben Stufen standen die Selif-Tanjaj – sie waren Krieger und standen aufrecht während des Gebetes. Keiner der gut hundertsechzig Kridan sagte ein Wort, als Sun-Tarin die breiten

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