Sternenfaust - 083 - Kampf um Karalon
meine Entscheidung daran hindern sollte, einer mir nicht bekannten Geheimorder nachzukommen, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um mich darüber zu informieren,« schlug Dana mit unschuldiger Miene vor. »Damit ich einen etwaigen Fehler von vornherein vermeiden kann, Doktor.«
Tregarde betrachtete den Captain noch einmal lange und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.
»Nun gut, wie Sie wünschen, Captain Frost. Ich bin sicher, Sie wissen, was Sie tun.«
»In der Tat, Doktor, das tue ich. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Professor MacShane.
Sie wissen ja, wie viel für die Menschheit davon abhängen könnte, dass wir das Erbe der Toten Götter entschlüsseln. Ich bin sicher, mit zwei so kompetenten Koryphäen wie Ihnen beiden wird es nicht lange dauern!«
Mit diesen Worten drehte sich Frost herum und verließ den Raum.
*
Die Landefähre STERNENFAUST L-1 wurde ausgeschleust, als das Mutterschiff am Kubus vorbeiflog, um in die Umlaufbahn von Karalon III einzuschwenken. Pilot Ya’akov Bogdanovich saß konzentriert an seinen Kontrollen und bremste die Fähre mit maximalem Gegenschub herunter. Außer Frost, Bruder William, dem Leitenden Ingenieur Simon E. Jefferson und Professor Yasuhiro von Schlichten befanden sich noch die drei Marines James Marquanteur, Phil Harris und Lester Ramirez an Bord des Beibootes. Sie trugen schwere Kampfanzüge und Gauss-Gewehre. Dass Tregarde nun nicht an Bord der L-1 war, hatten sowohl von Schlichten als auch Jennings und Bruder William ohne Nachfrage zur Kenntnis genommen.
Der Christophorer blickte durch eines der Sichtfenster und betrachtete die schimmernde blaugrüne Kugel im All, auf der der Großteil der Menschen-Dronte lebte.
Karalon III …
Ehemals eine blühende menschliche Kolonie, die von den Dronte zunächst unterwandert und dann übernommen worden war. Die genauen Vorgänge, die dazu geführt hatten, dass Karalon unter das Regime des sogenannten Herrn und seiner Neuen Ordnung geriet, waren noch immer nicht in allen Einzelheiten bekannt. Nicht einmal die Zeit der Übernahme war genau bekannt, die Analysten der GalAb und des Star Corps nahmen allerdings an, dass die Neue Ordnung schon vor ungefähr neun Jahren stattgefunden hatte. Es gab nur ein ungefähres Bild, wie das vonstatten gegangen war – aber das war grauenvoll genug.
Und vor allem unumkehrbar. Die Persönlichkeiten jener Kolonisten, deren Körper von den Dronte übernommen worden waren, existierten nicht mehr.
Klar war aber auch, dass das Karalon-System nur die letzte Eroberung eines viel größeren Reichs war. Dass die Dronte ihr Zentrum gewissermaßen an die Front gelegt hatten, war nicht ungewöhnlich. Das hatten schon die römischen Kaiser zur Sicherung ihres Imperiums getan, indem sie ihre Residenzen in Grenzstädte verlegten.
Und was das Dronte-Reich betraf, war zwar die Expansion in den Cisalpha-Bereich zunächst gescheitert – aber ob und in wie weit sie dies mit Eroberungen im Transalpha-Sektor kompensiert hatten, war nicht bekannt.
Die Fragen, die die Dronte nach wie vor auch bei Bruder William auf warfen, ließen ihn an den Sirius denken.
Er dachte daran, wie er zum ersten Mal von den Zinnen des Klosters Saint Garran aus einen Blick zum Komplex der Brüderschule geworfen hatte. Das Kloster der Christophorer lag an einem Hang auf der Innenseite eines beinahe dreißig Kilometer tiefen Kraters auf Sirius III. Der Hauptteil des Klosters bestand aus der Ruine eines Gebäudes, das von den alten Sirianern hinterlassen worden war, einem Volk, das sich nach Erreichen des Atomzeitalters selbst vernichtet hatte. Die Mönche hatten den gigantischen, auf fantastische Weise den natürlichen Gegebenheiten angepassten Bau später im Stil der sogenannten Gotischen Moderne erweitert und ihren eigenen Zwecken angepasst.
Die Brüderschule lag auf der dem Kloster gegenüberliegenden Seite des Kraters, dessen Schlot von einem mehrere tausend Meter tiefen See erfüllt war. Bei Windstille wirkte dieser See wie ein Symbol der Klarheit – und Windstille herrschte oft innerhalb des Kraters, der ebenso wie das Kloster nach dem legendären Saint Garran benannt war, der einst auf der Suche nach Erkenntnis die Höhenzüge des an der Grenze zur Stratosphäre liegenden Kraterrandes überquert hatte und zu einem der geistigen Väter des Christophorer-Ordens geworden war.
»Sieh, wie tief du in das klare Wasser dieses Sees hinabzublicken vermagst«, hatte Bruder William noch die
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