Sternenfaust - 084 - Der Fremde
höchstwahrscheinlich schon moderne Menschen waren, als es auf der Erde noch nicht einmal den Ackerbau gab. Und wir haben keine Ahnung davon, wie hoch entwickelt oder wie alt seine Kultur damals schon war. Ich halte es sehr gut für möglich, dass er telekinetische Fähigkeiten hat und vielleicht auch noch andere, mit denen er jetzt diese Störungen verursacht.«
»Möglicherweise ist ihm ja gar nicht bewusst, dass er unsere Systeme in irgendeiner Weise beeinträchtigt«, wandte Bruder William ein. »Er macht mir nicht den Eindruck, als wäre er uns feindlich gesonnen. Eine solche Manipulation scheint mir daher keinen Sinn zu machen.«
»Zumindest keinen, der offensichtlich wäre«, stimmte Telford ihm zu. »Aber wir wissen nichts über diesen Mann, weder woher er kommt, noch wohin er wollte oder vielleicht immer noch will und was seine Mission war beziehungsweise ist. Und weil wir uns mit ihm immer noch nicht verständigen können, haben wir auch keine Möglichkeit herauszufinden, was ihn diesbezüglich bewegt. Seine Störmanöver könnten ein Versuch sein uns aufzuhalten. Oder ihn zu seinem Fundort zurückzubringen.«
»Aber da ist nichts mehr«, wandte Bruder William ein. »Sein Schiff würde vernichtet.«
»Weiß er das auch?«, hielt Telford dem entgegen.
»Nein«, antwortete Yngvar MacShane. »Zumindest haben wir es ihm noch nicht begreiflich machen können, weil wir uns noch nicht auf die Vokabeln für ›Schiff‹ und ›Zerstörung‹ haben einigen können. Ich habe ihm zwar Bilder von der STERNENFAUST gezeigt, aber er scheint unser Schiff kaum als Raumschiff identifizieren zu können.«
»Was mich nicht sonderlich wundert«, wandte Jennings ein, »wenn wir bedenken, wie grundverschieden sein eigenes Schiff war. Wenn Sie einem modernen Menschen einen Faustkeil zeigen, der so ein Ding noch nie gesehen hat und nicht weiß, wozu es unsere Vorfahren benutzten, der käme allein vom Aussehen des Dings auch nicht unbedingt auf den Gedanken, dass es sich dabei um den Vorläufer einer heute gebräuchlichen Hightech-Axt handeln könnte.«
MacShane nickte. »Richtig. Und ja, so in etwa geht es dem Unbekannten wohl mit vielen Dingen, die wir ihm zeigen.«
»Das ist ja alles sehr interessant«, wandte Dana Frost ein, »aber viel wichtiger ist die Frage, was wir tun, um seinem Treiben Einhalt zu gebieten.«
»Wenn wir ihn von Anfang an gelassen hätten, wo er war«, bemerkte Tregarde, »so hätten wir dieses Problem jetzt überhaupt nicht.«
»Aber er ist nun einmal jetzt an Bord, und wir haben das Problem«, stellte Dana eisig in eben jenem Tonfall fest, der ihr den Spitznamen »Eisbiest« eingebracht hatte. Zwar ließ sich Tregarde wie meist nicht allzu sehr davon beeindrucken, aber er verfolgte das Thema auch nicht weiter. »Und damit stellt sich die Frage, wie wir den Fremden dazu bringen, mit dem Unsinn aufzuhören.« Sie sah MacShane an. »Haben Sie eine Idee, Professor?«
Obwohl Dana und er liiert waren, siezten sich die beiden bei offiziellen Anlässen mit Rücksicht auf Danas Posten als Captain nach wie vor. Zwar war MacShane in ziviler Funktion auf der STERNENFAUST, doch sie hielten ihre Beziehung weitgehend unter Verschluss. Die Mannschaft hatte bisher Verständnis dafür gezeigt.
Jetzt zuckte der Kryptologe mit den Schultern. »Da uns die entsprechenden Vokabeln noch fehlen, können wir ihm leider nicht damit drohen, ihn ohne Raumanzug in den Raum hinauszuwerfen, wenn er nicht mit seinen Manipulationen aufhört. Außerdem haben wir auch keinen Anhaltspunkt, ob er überhaupt auf solche Drohungen reagieren würde. Ich arbeite mit ihm so schnell ich kann, aber es wird noch ein paar Tage dauern, bis wir so weit sind, um in diesem Punkt weiterzukommen.«
»Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«, wandte van Deyk ein.
»Doch, Commander, und zwar die, auf die ich gerade zurückgreifen wollte, als ich zu dieser Besprechung gerufen wurde. Wir haben auf den unbekannten Schiff eine Schrift gefunden, die der Toten Götter ähnelt. Ich werde ihm die Schriftzeichen der Reihe nach zeigen, die wir bereits entschlüsselt haben. Einige davon wird er vielleicht erkennen. Vielleicht genug, dass eine rudimentäre Verständigung möglich wird.«
Dana warf ihm einen auffordernden Blick zu. »Machen Sie sich bitte wieder an die Arbeit, Professor, und sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich vorankommen.«
»Gern«, stimmte MacShane zu. »Der Fremde ist ein ausgesprochen kooperativer Gesprächspartner, was mir
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