Sternenfaust - 085 - Die Bedrohung
schimmerte bläulich, wie der Sand, hatte fünf eckige Auswüchse, die nach oben hin spitz wurden. An vier Auswüchsen saßen drei winzige Greiffinger. Er hatte keinen Namen und keine Stimme, doch er konnte denken, wie sie dachte und so konnten sie einander verstehen. Vorsichtig senkte er eine Zackenspitze in das Nass und trank. Sie mochte sein Wohlgefühl bei dieser Versorgung. Das Wasser plätscherte leise, als es von seinem Körper abperlte und in den See zurücktropfte. Er ging ein Stück von dem schwarzen Nass fort. Die Zweige der Bäume hingen bis zum sandigen Boden. Mit seinem kleinen Mund zog er ein Blatt von einem der dunklen Baumriesen. Es schmeckte süß. Nur das Innerste war bitter und er spuckte es wieder aus. Eine Weile standen sie am Ufer des Sees und taten nichts.
Wir sind allein , dachte er, während er den Zacken hob, in dem seine Augen saßen und ihn nach hinten bog. Sie sahen das schwarze Wasser vor sich, umgeben von Hügeln aus blauem Sand. Bis auf die wenigen Bäume gab es nichts anderes. Kein Leben. Keine Stimme. Sie hörten nichts außer dem leise pfeifenden Wind, der die Kuppen der Hügel schliff.
Die Aufgabe , drängte sie. Sie fühlte, dass es das war, was sie tun mussten.
Aber sie wusste nicht, was die Erhabenen von ihr wollten. Die Erinnerung fühlte sich nicht echt an. Man hatte ihr vieles mitgegeben, doch sie verstand nicht alles davon.
Lass uns deine Welt erkunden , schlug er vor. Dann werden wir die Aufgabe finden und verstehen.
Sie mochte diesen Gedanken: Es war ihre Welt . Es gab hier nichts, außer ihr und ihrem Träger. Wieder war sie einverstanden und sie schleppten sich über den blauen Sand. Viele Tage und Nächte wanderten sie über die blaue Ebene. Manchmal war der Sand geschmolzen und hart. Die spitzen Zackenenden des Wirtstieres rutschten darauf leicht weg.
Die Mutter warnte ihn, wenn sie die Stellen früher als er bewusst ausmachte, und dann mieden sie diese.
Andere Wesen sahen sie nicht. Nach sechs Tagen war er sehr durstig und auch sie spürte das Verlangen nach Wasser. Sein Körper versorgte ihren und wenn er sich nicht gut darum kümmerte, starb sie vielleicht auch. Sie hatten Glück und fanden einen weiteren schwarzen See. Wieder tranken sie. Die Mutter fühlte sich verändert. Schwerer und zufriedener. Es machte ihr nichts aus, stundenlang von ihm über ihre Welt mit den kargen blauen Wüsten und den wenigen Pflanzen getragen zu werden. Sie döste vor sich hin, während er für sie beide die Umgebung erforschte und sie sich nach und nach erschloss.
Nachdem das Doppelgestirn vierzigmal auf und untergegangen war, spürte sie, dass sie nun so schwer war, dass sie sich nicht mehr an der Ausbuchtung unten in seinem Bauch halten konnte.
Sie hatte das Verlangen, sich zu lösen und auch er war unbequemer geworden. Sein Bauch drückte und quetschte sie und ohne, dass sie größer darüber nachdachte, ließ sie ihn los und fiel in den warmen blauen Sand. Er lag neben ihr und machte ein seltsames, klagendes Geräusch, ganz ähnlich dem Pfeifen des Windes. Sie hatte es nie zuvor von ihm gehört. Ein großes Glücksgefühl überkam sie, als sie spürte, wie etwas sie verließ. Sieben Mal löste sich ein Teil ihres Körpers von ihr, der unbeachtet in ihr herangewachsen war. Das war diese glückliche Schwere.
Auch er brachte sieben Kinder zu Welt. Sie mussten ihrem Nachwuchs nichts beibringen. Die Neugeborenen folgten dem Willen der Erhabenen und vereinigten sich. Sieben Stern-Dronte lagen bald um die Mutter herum und wieder brauchte sie Zeit, sich auszuruhen. Glücklich und erschöpft lag sie im Sand. Ihre erste Aufgabe war erfüllt. Sie trat weg, nahm nichts wahr. Erst als der Andere sich über sie beugte, reagierte sie reflexartig, hakte sich mit den Ganglien fest, zog sich hoch und nahm ihre alte Position wieder ein. Von da an wusste sie, was ihre Aufgabe war und alles geschah von selbst, so wie die Götter es wünschten.
Sie vermehrten sich, wanderten über die Welt und vermehrten sich weiter. Doch ihre Kinder waren nicht so stark wie sie und viele von ihnen starben. Sie vertrockneten in der blauen Wüste unter dem Himmelsfeuer. Auch konnten sie keine eigenen Kinder bekommen. Die Mutter machte das traurig, doch sie wusste nicht, wie sie es ändern sollte. In regelmäßigen Abständen traf sie sich mit ihren Kindern an dem See, an dem sie sie geboren hatte. Das war kurz nach der Zeit des Steinregens, wenn harte Körner von den Sternen herabfielen und tiefe Löcher in
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