Sternenfaust - 085 - Die Bedrohung
was war es eigentlich? Tentakel waren das wohl – subkutan ein Mittel in seine Stirn injiziert wurde, direkt gefolgt von einem sonderbar brennenden und bohrenden Gefühl in der Haut und der Knochenplatte über seiner Nasenwurzel. Er spürte allerdings keinen Schmerz. Ein Betäubungsmittel. Yngvar wankte zurück, gegen Dana. Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Eines der dünnen … Kabel, die aus den Sternspitzen hervorgeschnellt waren, drang in sein Gehirn! Ihm musste ein winziger Laser oder etwas Vergleichbares vorangehen, das sich erbarmungslos Platz schaffte.
»Dana, es dringt in mein Gehirn …«
Die Welt verschwand. In seinen Gedanken wurde ein Bild aktiviert, das Yngvar, wäre er noch bei Sinnen gewesen, am ehesten mit einem Traumbild verglichen hätte. Er selbst kam darin vor. Vor ihm stand der Herr , der im Karalon-System regierte. Seine kahlköpfige Gestalt war eindrucksvoll. Er trug schlichte dunkelbraune Kleidung und breitete einladend die Arme aus.
Sein Mund lächelte. Die Geste passte nicht zu ihm und wirkte wie das, was sie war: eine emotionale Imitation. Der Herr sprach Yngvar mit tiefer Stimme an.
»Herzlich Willkommen im Selbstlernprogramm E 367 der Interface-Corporation zur besseren Nutzung von Fremdvölkern der Neuen Ordnung. Dies ist eine an menschliche Wirtskörper angepasste freiwillige Transferleistung, die nicht auf genetischem Defekt beruht. Sie haben sich für den Erwerb einer Erinnerung der G-Klasse entschieden, Rubrik Geschichte , die sie in folgenden freigewordenen Bereichen des Wirtshirnsektors als Netzwerk ablegen wollen: Hypothalamus C-16, Hirnstamm S-7 und sowie an mehreren Stellen des Limbischen Systems. Über die Rindenfelder wird Ihnen dieses Wissen dauerhaft zur Verfügung stehen, wenn sie mit den Ganglien Rückenmarkskontakt herstellen. Das Netzwerk wird jetzt erstellt. Der Vorgang kann einige Minuten beanspruchen und wird in sechs Schüben durchgeführt. Bitte versuchen Sie Ihren Wirtskörper während der gesamten Dauer des Datentransfers entspannt zu halten und nutzen Sie dazu besonders die Pausen zwischen den einzelnen Übertragungs-Sequenzen. Bei auftretenden Fehlern wenden Sie sich umgehend an unseren Hauptsitz auf Geralion VIII im Lenesis-System. Die multimediale Interface-Corporation dankt für Ihr Vertrauen.«
Das Bild des Herrn verschwamm. Yngvar war nicht mehr bei Bewusstsein.
*
Übermittelte Interface-Sequenz 1, Status Direktverbindung
Kühle. Angenehme Kühle und Dunkelheit.
Sie öffnete ihre fünf winzigen Augen und blickte auf blinkende Lichter in samtener Schwärze. Sterne. Sie hatte keine Sprache und doch wusste sie, was das war. Es waren Sterne und sie lag im nachtschwarzen Sand, allein, eben geboren.
Sie war die Erste. Die Mutter . Sie hatte eine Aufgabe.
Du bist nicht allein.
Der Gedanke vom Anderen. Nein, sie war nicht allein. Sie sah durch seine Augen und fühlte seinen Körper. Auch er war eben erst geboren. Er war ein Kind der Erhabenen, so wie sie. Er fühlte sich kräftig und gut an. Sein sternförmiger Leib umfing sie und gab ihr Schutz. Langsam krochen sie ein Stück über den dunklen Sand. Alles war neu und fremd. Gleichzeitig war vieles in ihrem Denken, doch sie musste es erst mit Leben füllen. Sie wusste, was eine Pflanze war, obwohl sie nie eine gesehen hatte. Sie wollte sie riechen, schmecken, fühlen, ihre Emissionen spüren, falls sie welche ausstrahlte.
Aber sie war müde. Das Geborenwerden war anstrengend gewesen und so lag sie geborgen in seinem Leib im Sand und blickte durch seine Augen auf die blinkenden Lichter, bis sie verblassten, weil ein strahlendes Doppelgestirn sich hinter der Welt erhob und die kleineren Lichter mit seinem Feuer auslöschte. Es wurde wärmer. Der Andere wurde munter und machte sich auf den Weg. Sie ließ ihn gewähren. Sollte er sie führen. Sie fühlte seine Ruhelosigkeit. Obwohl auch er erschöpft war, hatte er Hunderte von Fragen.
Die Fragen sind nicht wichtig , versuchte sie ihm durch ihre Gedanken zu vermitteln. Es sind die Aufgaben, die zählen.
Er stimmte ihr zu. Während der Himmel sich rot und orange verfärbte und den Sand bläulich schimmern ließ, ging er auf seinen fünf dünnen Beinspitzen zum Wasser. Ja, das war Wasser . Schwarz gefärbt von den hohen Bäumen und Büschen, die das Wasser umstanden und über ihre Wurzeln dunkle Stoffe abgaben.
Die Mutter bat ihren Wirt noch näher an das Wasser zu treten. Er tat es. Durch seine fünf Augen konnten sie sich sehen. Er
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