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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Wort Goldalgen durfte dabei auf keinen Fall auftauchen. Hensley gedachte so rasch wie nur möglich an den Fundort des tiefen Nestes zurückzukehren, ehe »ALG-Food« auf die Idee kam, diesen Quadranten an einen anderen Skipper abzutreten.
    Byron wollte die Goldalgen, denn sie waren sein Flugticket – weg von diesem irren Planeten mit seiner durchgedrehten Sonne. Nur weg! Sollten doch andere »ALG-Food« reich machen. Er wollte diesen Job nicht mehr haben.
    Mit ein wenig Glück sollte die Sache doch machbar sein … nur ein wenig Glück brauchte er!
    Andererseits erinnerte er sich daran, dass er sich in der Tradition der Helden sah, die sein Namensvetter Lord Byron so prachtvoll beschrieben hatte. Tragische Heroen, denen im entscheidenden Moment immer etwas ihre Hoffnungen und Sehnsüchte durchkreuzte.
    Hensley zuckte zusammen, als Priors Stimme direkt neben seinem Kopf aus dem Lautsprecher kam. »Skipper – bitte ins Ruderhaus. Zwischen dem Dock und uns liegt ein Problem. Besser gesagt sind es sogar zwei.«
    »Dann umschiffen wir sie doch einfach.« Byrons Antwort klang genervt. Zusätzliche Probleme waren genau das, was er nun nicht brauchen konnte.
    »Geht nicht, Skipper. Kommen Sie hoch und sehen es sich selbst an. Mit Worten ist das schlecht zu beschreiben.« Prior unterbrach die Sprechverbindung einfach. Byron war wütend, doch was blieb ihm jetzt schon für eine Wahl. Missmutig stapfte er nach oben zum Ruderhaus.
    Die Außenkameras der Tyche waren völlig überaltert, doch was sie hier auf die Monitore zeichneten, das reichte vollkommen aus, um Byrons Nackenhaare sich aufstellen zu lassen. Ein klares Zeichen für nahenden Ärger, dachte er missmutig – so war das bei ihm schon immer gewesen.
    Er sah das Wrack, die Reste von dem Ernteschiff. So wie das aussah, waren hier die Motoren explodiert. Scheußlich, denn das dürfte wahrscheinlich niemand an Bord überlebt haben. Und er sah das Prunkschiff von »ALG-Food« – die Marina , in deren Rumpf, teils über und teils unter der Wasseroberfläche, ein verflixt großes Stück des havarierten Ernteschiffes steckte. Byron konnte sich die Sache zusammenreimen, und er konnte erkennen, dass die Marina mit Mann und Maus sinken würde – und das schon bald. Bis vom Trockendock Hilfsschiffe hier ankamen, würde viel zu viel Zeit vergehen.
    »Was sollen wir tun, Skipper? Da drüben sind Menschen an Bord …«
    Byron wandte sich wütend an seinen Navigator. »Mir ist klar, dass die Besatzung der Marina nicht aus zweibeinigen Algen besteht, Mister Prior! Aber wie sollen wir helfen? Schauen Sie sich die Wunde an, in der das Messer noch steckt.«
    Prior kannte Byrons oft merkwürdige Vergleiche ja schon. Hensley meinte natürlich den Erntekäfig, der von dem explodierenden Schiff fortgeschleudert worden war. Schlecht war der Vergleich ja nicht gewählt – das hatte wirklich etwas von einem Dolch, der in einem Körper steckte.
    »Wenn das aufbricht …« Byron starrte wieder auf die Monitore. »Dann saufen die allesamt ab. Oder sehen Sie ein Rettungsboot, dass dieser Witzkapitän Hunter zu Wasser gelassen hat?« Prior schüttelte mit dem Kopf. »Werden Sie auch nicht sehen, denn die haben keins – sowenig wie wir. Eine unglaubliche Schweinerei. Wie sollen wir den armen Teufeln dort nur helfen? So nahe heran können wir nicht, sonst reißt uns der Sog des sinkenden Schiffes mit nach unten.«
    Prior konnte keine Gegenrede starten, denn Hensley hatte ja recht. Jegliche Sicherheitsgedanken waren bei den Ernteschiffen – und selbst beim Vorzeigeschiff des Konzerns – einfach so beiseite geschoben worden. Marina III hatte da ganz eigene Gesetze, die allerdings nicht der Planet und die auf ihm geltenden Naturgesetze, sondern die Führung von »ALG-Food« schrieben. Niemand konnte sie zwingen, sich dem üblichen Standard anzupassen. Man nahm Verluste hin, solange sie in die Kalkulation passten. Auch Verluste von Menschen.
    Und mit diesem Unglück hier hatte offensichtlich niemand gerechnet. Die Verkettung von Zufällen war zugegebenermaßen hoch, doch auch das eigentlich Unmögliche konnte passieren.
    »Warum sollten wir überhaupt helfen?« Der Navigator sprach aus, was auf dieser Welt durchaus Normalität war. Jeder war sich selbst der Nächste.
    Der Konzern lebte es vor – die Skipper hatten diese mehr als fragwürdige Philosophie übernommen.
    »Weil ich nicht mit den Wölfen heule.« Prior, der auf der Wasserwelt Marina aufgewachsen war, verstand die Antwort seines

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