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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Skippers zwar nicht so richtig, aber er ahnte deren Bedeutung. Eine Weile schwiegen die beiden Männer. In Hensleys Kopf rotierten die Gedanken, seine Umgebung trat da weit in den Hintergrund. Die Erinnerungen an so manche waghalsige, oft sogar vollkommen unmöglich erscheinende Rettungsaktion aus seinen Zeiten als Pilot blitzten in seinem Bewusstsein auf. Auch wenn es oft unsinnig erschienen war – er hatte es immer versucht … und oft war dann ein kleines Wunder geschehen.
    Warum nicht auch hier?
    Warum nicht … so? Ja, das konnte funktionieren. Der Gedanke war irrwitzig, aber oft entpuppte sich der Irrsinn am Ende als einzig richtige Lösung.
    »Mister Prior. Wir können den Ernterüssel nicht einziehen, aber wie steht es mit dem Ausfahren?«
    Der angesprochene Mann zog die Augenbrauen in die Höhe. Eine vage Ahnung von dem, was der Skipper plante, hatte er nun. Aber war das denn machbar? Mit wenigen Handgriffen überprüfte er den Schlauch und seine verbliebene Funktionalität. »Ja, ist machbar. Er lässt sich noch ausfahren.«
    »Wie weit genau?« Byron spürte das Adrenalin, das sich langsam in ihm aufbaute.
    »Bis auf maximal 85 Meter – also knappe 280 Fuß Tiefe.«
    »Nicht Tiefe, Mister Prior – Entfernung! Können wir so dicht an die Marina heran, ohne selbst gefährdet zu werden?« Er wusste die Antwort, doch er wollte auch Priors Meinung hören. Der zögerte nur kurz.
    »Ich denke schon. Nicht ungefährlich, aber es geht. Aber Sie glauben, die armen Teufel da drüben können durch den Rüssel hindurch …«
    Byron nickte. »Das müsste gehen, besonders dann, wenn wir ein wenig nachhelfen. Sorgen Sie mit den Zyklonen dafür, dass der Rüssel Auftrieb bekommt – er muss so waagerecht wie möglich auf dem Wasser liegen. Und dann … das Schlauchende so nahe wie möglich heran an die Marina . Wir bleiben in Funkkontakt.« Mit langen Schritten war Hensley aus dem Ruderhaus verschwunden. Prior musste nicht erst nachfragen, wohin der Skipper hastete.
    Byrons Ziel war der Ernterüssel – und er würde an seinem Ende den Schiffbrüchigen der Marina beim Einstieg in die rettende Öffnung helfen.
    Schließlich war das sein Job. Der Job des Skippers eben, der im Ernstfall auch schon einmal zum Helden mutieren musste. Bleibt nur zu hoffen, dass ich nicht wieder zu einem von Lord Byrons Antihelden mutiere , dachte Hensley sarkastisch.
    Prior wandte sich der Kontrollkonsole des Rüssels zu. Seine Finger flitzten über die Touchscreens der Instrumente. Kein leichter Job, den Hensley ihm da aufgedrückt hatte, doch der Navigator glaubte, dass der verrückte Plan vom Lord vielleicht tatsächlich funktionieren konnte.
    Er jedenfalls würde sein Bestes geben …
     
    *
     
    Jefica Moll war verzweifelt darum bemüht, den Kopf von Baal Senok über Wasser zu halten – und den ihren gleich mit. Das Leck in der Marina vergrößerte sich von Sekunde zu Sekunde. Nur eine Sache von Minuten, vielleicht auch nur noch Sekunden, bis das Metallgerüst sich endgültig lösen würde. Dann gab es für die Wassermassen kein Halten mehr.
    Das Schiff ist praktisch unsinkbar … – diese Worte hatte sie vor nicht sehr langer Zeit aus dem Mund des Mannes gehört, den sie jetzt vor dem Tod durch Ertrinken zu bewahren versuchte. Praktisch unsinkbar … das hatten Reeder schon in vergangenen Jahrhunderten von ihren Schiffen behauptet. Moll erinnerte sich an eine Dokumentation, die den Titel »Die Titanic« getragen hatte.
    Unsinkbar – pah! Die Marina konnte man natürlich in keiner Weise mit dem Luxusdampfer vergleichen, der im Jahre 1912 untergegangen war; dagegen war die Marina ein Gummiboot für Kinder. Doch das Endergebnis würde gleich lauten.
    Lebte an Deck noch jemand? Wenn ja, dann mussten die dort oben doch wissen, in welchen Schwierigkeiten die Passagiere im Rumpf steckten. Warum kam dann niemand um zu helfen? Moll fluchte herzhaft und riss sich dann zusammen.
    Jammern hatte ihr im Leben noch nie geholfen. Im Grunde war es immer so gewesen, dass nur sie allein sich aus dem Fettnapf hatte ziehen können, in den sie getreten war – hier würde das nicht viel anders sein. Das Problem, und Jefica Moll gab es nicht gerne zu, waren ihre Körpermassen, die es ganz einfach nicht zuließen, großartige Kletterpartien zu bewältigen. Schlussendlich hätte in diesem Fall auch das Senok und ihr nicht mehr geholfen, denn das Wasser würde über kurz oder lang die Decke erreichen. Und dort war Endstation. Hätte sie schwimmen können,

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