Sternenfaust - 089 - Sirius III
technischer Kenntnisstand reicht dazu bei Weitem nicht aus.«
»Wie dem auch immer gewesen sei«, erwiderte Sragash ungeduldig. »Wir vernichteten nach mehreren Versuchen schließlich die Verteidigungsanlagen und erzwangen uns einen Zugang zu den Daten.«
»Warum seid ihr dann hier?«, fragte Meister Daniel und schaffte es dabei, ehrliches Erstaunen zu vermitteln. »Wenn ihr doch alles habt, was ihr in euren Besitz bringen wolltet?«
»Die Daten waren unbrauchbar. Wir haben das Phänomen untersucht und es gibt nur eine mögliche Erklärung: Beim Prozess des Ablesens und Scannens durch euch sind die Daten verändert worden. Wie sonst sollte es sein?«
»Das hieße, die genetischen Daten ungezählter pflanzlicher Lebensformen auf Wloom haben sich verändert?«, fragte Meister Daniel ungläubig. »Meines Wissens nach wurde der Datenbestand gar nicht in diesem Umfang aufgezeichnet, weil das die Speicherkapazität unserer Computer und des Bordrechners der STERNENFAUST und der PHOENIX II erheblich überlastet hätte.«
»Wollen Sie mir weismachen, dass Ihrer Wissenschaft das Prinzip unbekannt ist, nach dem sich unter gewissen Umständen das Objekt einer Beobachtung allein durch die Tatsache der Beobachtung verändern kann?«
*
Meister Daniel, der sich in einem Kommunikationsraum innerhalb des Klosters Saint Garran befand, schwieg einige Augenblicke erstaunt und beunruhigt. Was die Expedition der STERNENFAUST nach Wloom und ihre Ergebnisse anging, war er durch die Berichte von Bruder William Beaufort informiert. An die Geheimhaltungsbestimmungen des Star Corps hatte sich der Orden bisher gehalten. Nicht aus juristischer Verpflichtung, sondern eher aus einer Art von Kulanz.
Das Objekt verändert sich durch Beobachtung – in der Quantentheorie ein anerkannter, sogar experimentell belegter Effekt. Könnte hier etwas Ähnliches vorliegen?
Möglicherweise war dies der Grund dafür, dass Bruder William, Professor Yngvar MacShane und Yasuhiro von Schlichten bisher ebenso wenig Erfolg bei der Entschlüsselung dieser Daten gehabt hatten wie die Forscherteams, die an der Brüderschule und auf der Far Horizon -Akademie von Sedna an Kopien dieser Datensätze forschten. Bislang leider ohne Erfolge, die der Erwähnung Wert gewesen wären.
Selbst wenn die STERNENFAUST nicht die genetischen Daten aller Pflanzen auf Wloom speichern konnte – es wird zumindest ein planetarer Scan durchgeführt worden sein. Vielleicht war das schon ausreichend, um den Effekt auszulösen …
»Wenn es der Wahrheit entspricht, was Sie mir sagen, Kommandant, dann sind auch unsere Daten unbrauchbar«, erklärte Meister Daniel.
»Wenn dem so ist, dann gebührt Ihrer Art erst recht die Vernichtung, denn die Vernichtung des Wissens der Erhabenen ist ein Frevel, wie er schlimmer nicht geschehen kann. Aber dieser Frage werden wir uns später zuwenden, wenn sich Ihre Kampfverbände ergeben haben. Und wir haben die Möglichkeit, sämtliche Datenspeicher, die es hier gibt, zu untersuchen. Sie wissen, dass wir die Macht hätten, dies auch gegen Ihren Willen durchzusetzen! Daran würde auch eine verlustreiche Schlacht mit den von Ihnen herbeigerufenen Hilfsverbänden nichts ändern.«
»Wie Sie schon bemerkten, wäre diese Schlacht verlustreich. Und zwar für beide Seiten«, erklärte Daniel, scheinbar immer noch gelassen und ruhig. Selbst Jefica Moll, die die Verhandlungen über einen Bildschirm verfolgen konnte, musste widerwillig zugeben, dass Meister Daniel wohl sogar ihr das Wasser reichen konnte. »Und möglicherweise würden die bei uns vorhandenen Daten vernichtet, ehe Sie Zugriff darauf hätten.«
»Das haben wir befürchtet, dass Sie damit zu drohen versuchen – da Sie vermutlich Kopien in anderen Systemen aufbewahren!«, entgegnete Sragash und stieß dabei ein paar zumindest für hestanische Ohren sehr ärgerlich klingende Laute durch seine Knochenhöhlen aus, die so laut waren, dass das von Meister Daniel benutzte Translatorsystem Schwierigkeiten bekam, den verbalen Teil dieser Äußerung korrekt zu übersetzen.
»Aus diesem Grund lehnten Sie also bisher sämtliche Versuche der Kontaktaufnahme ab«, stellte Daniel freundlich fest. »Aber dass Sie jetzt sogar von sich aus mit uns reden, hat mit den herannahenden Flotten zu tun. Ihren vorherigen Bemerkungen habe ich entnommen, dass Sie in der Lage sind, die Daten unserer Bergstrom-Sonden zu entschlüsseln?«
»Das ist richtig.« Sragash klang stolz.
»Mein Respekt vor dieser
Weitere Kostenlose Bücher