Sternenfaust - 090 - Der goldene Kubus (1 of 2)
auch«, murmelte Patrisha halb geschmeichelt, halb genervt. Die Zahlen auf dem Display verschwammen vor ihren Augen. Sie veränderten sich. Die Sieben und die Neun tauschten ihre Position. Patrisha blinzelte. Wie konnte das sein? Sie hatte doch eben noch den genauen Wert der Fluktuation berechnet! Jetzt stand da ein Ergebnis, das mit nichts zusammenhing, was sie zuvor ermittelt hatte. Das war unmöglich! Es bedeutete …
»Bullshit!«
Sie spürte ein Knistern von Elektrizität in der Luft und schmeckte Metall. Ozon. Markes schien es ebenfalls wahrzunehmen, denn er blieb stehen und fuhr zu ihr herum. Doch er sah nicht sie an, sondern an ihr vorbei.
» Cia kareshna … «, stieß er atemlos hervor. Er musste genau in den Kern der Energiequelle gesehen haben, denn er schloss geblendet die Augen. Sein ganzes Gesicht spiegelte seinen Schmerz.
Patrisha stürzte auf ihn zu. »Weg hier! Es sind nur zehn Sekunden bis zur nächsten Erup- …!« Ihre Stimme verstummte. Sie versuchte sich weiter von der Konsole wegzubewegen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Ein Lähmungsfeld erfasste sie, das ihr jegliche Kraft nahm. Sie war wie erstarrt. Sie konnte nicht einmal mehr die Lippen bewegen. Nur ihre Schultern und Hände zitterten unkontrolliert. Das Messgerät fiel wie in Zeitlupe zu Boden und zerschellte auf den harten Boden wie ein Spiegel in tausend Scherben.
Patrisha sah den Schein der gleißenden Lichtquelle auf den stählernen Wänden. Im Inneren der freigelegten Quelle musste eine wahre Explosion stattfinden. Das Fluidum veränderte seine Farbe. Gelb und Orange brodelten, vermischten sich und verstärkten ihre Intensität. Sie schimmerten in den metallenen Spiegelflächen, die den Raum einschlossen. Patrisha konnte ihre Augen nicht schließen. Ihre Lider gehorchten ihr nicht mehr. Sie war zum Nichtstun verdammt. Das Licht wird auch mich blenden. Für immer.
Markes packte sie an der Taille. Seine Bewegungen waren sonderbar verzerrt. Auch er bewegte sich in Zeitlupe, doch im Gegensatz zu ihr konnte er sich noch bewegen.
Sie fühlte, wie ihre Sinne schwanden, wie ihr Körper von der sich ausbreitenden Strahlung weggerissen wurde. Markes warf sie neben sich auf den Boden. Die Strahlung schoss knapp über ihre Körper hinweg. Die plötzliche Hitze trieb Patrisha den Schweiß aus den Poren. Ihr schwindelte. Ihre Welt versank in orangerotem Feuer.
Sie spürte nicht mehr, wie sie, festgehalten von den Armen Markes Irendals, auf dem Boden aufschlug. Sie hatte das Bewusstsein bereits verloren.
*
Stephan van Deyk hatte sich erholt und versuchte, den Vorfall mit Humor zu nehmen.
Er hatte sich beim Captain entschuldigt. Lieutenant Jamil und Lieutenant Briggs hatten von Dr. Tregarde ein leichtes Beruhigungsmittel erhalten und waren ebenfalls wieder auf der Brücke.
Doch völlig entspannt hatte sich die Situation noch nicht. Noch hielt Bruder William die Dronte hin. Sie verweigerten den Sichtkontakt. Dennoch konnte man die Bemühungen des Christophorers als Erfolg bezeichnen – er verhandelte immer noch mit den Dronte, über eine Funkverbindung via Bergstrom-Technik. Überraschenderweise wirkten die Schiffe der Dronte den Gesprächen nicht abgeneigt.
Stephan van Deyk hatte das Gefühl, als sehe er die Brücke das erste Mal seit einer Stunde wieder normal. Er schämte sich. Ich bin 48, das darf mir eigentlich nicht passieren. Wie will ich je wieder Captain werden, wenn ich mich nicht etwas mehr unter Kontrolle habe?
Am liebsten hätte er sich von Dr. Tregarde, der an der wissenschaftlichen Konsole saß und sich medizinische Daten aus der Krankenstation sowie einige technische Daten von der Ortungskonsole und aus dem Maschinenraum aufgerufen hatte, krankschreiben lassen. Immerhin wäre das eine Entschuldigung gewesen, sich von der Brücke zu verdrücken.
Doch dann nahm er sich zusammen. Es half jetzt in dieser Situation nicht wirklich weiter, wenn er solchen Gefühlen nachgab, die eigentlich nur ein Raumkadett haben durfte.
»Alles in Ordnung, Commander?« Frosts Stimme klang kühl.
»Das wird schon wieder, Captain«, nickte van Deyk. Sein Lächeln wirkte ein wenig gezwungen.
Bruder William meldete sich zu Wort. »Captain, die Dronte genehmigen eine akustische Verbindung. Sichtkontakt wird verweigert. Wir behalten weiter beide Schiffe auf dem Hauptschirm. Lieutenant Jamil stellt die Verbindung her.«
»Danke, Bruder William. Bitte verfolgen Sie den Dialog weiter, ich bin sicher, ich kann Ihre
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