Sternenfaust - 092 - Widerstand
Paroli bieten zu können, schien da im ersten Moment nicht angemessen. Aber auf der anderen Seite … Drei herkömmliche Gehirne denken eben mehr als eins. Oder zumindest hoffentlich genauso effektiv wie das des Genetics.
»Wie ich sehe, haben Sie sich Verstärkung besorgt, Mister Gustafsson«, lächelte Wynton R. Canetti süffisant. »Nun, ich habe nichts dagegen. Wir führen hier ja keine geheimen Verhandlungen, sondern betreiben höchst offiziell Außenpolitik. Jedenfalls sehe ich das so. Sie pflichten mir sicher bei?«
Vijay Gustafsson nickte höflich. »Ja, das würde ich auch so sagen.«
»Gut. Also hier bin ich und habe dies hier für Sie bereit liegen.« Der Genetic hielt ein Datenpad hoch. »Hier auf diesem Handspeicher befindet sich das komplette Dossier, über das wir gesprochen haben – inklusive einiger Audio- und Videodateien, die als Beweise für die gemachten Aussagen innerhalb des Textes dienen sollen.«
»Welche wir natürlich prüfen werden«, platze Moll dazwischen.
Der Lordmanager wandte seinen Blick der Botschafterin zu. »Natürlich, Miss Moll. Ich habe nichts anderes erwartet und sichere Ihnen meine volle Unterstützung zu. Diese Aufgabe ist für das Corps Diplomatique wie geschaffen. Sie werden einige der Befragten erneut persönlich überprüfen wollen – dies stellt für uns kein Problem dar.« Er richtete seinen Blick wieder auf Gustafsson. »Natürlich erst dann, wenn wir uns einig sind. Mr. Gustaffson?«
Das Ratsmitglied räusperte sich vernehmlich und antwortete: »Doch, das könnten wir werden. Der Hohe Rat hat grundsätzlich die Bereitschaft erklärt, Diaz gegen die entsprechenden Informationen auszutauschen. Allerdings brauchen wir offizielle Verträge und Verbindlichkeiten für die von Ihnen gemachten Aussagen betreffend der neuen Rentenpolitik ohne Abschiebungen und dergleichen.«
»Selbstverständlich. Die entsprechenden Dokumente sind vorbereitet worden und werden mit dem Datenstrom eingehen, der auch das Dossier enthält. Ich frage Sie also noch einmal, und das verbindlich: Werden Sie Diaz an uns ausliefern, unter den Konditionen, wie wir sie gestern und heute festgelegt haben?«
»Nachdem wir die Echtheit der Dokumente geprüft haben – ja. Es spricht nichts dagegen, dass Diaz seine Strafe in den Drei Systemen unter Ihrer Aufsicht verbüßt. Das haben Sie ja zugesichert. Wenn uns damit gleichzeitig geholfen werden kann, und wir in die Aufklärung der PFS-Affäre ein bisschen Bewegung bringen können, umso besser.«
Canetti lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück. »Dann gilt es.« Er nahm das Datenpad an sich, tippte auf dem kleinen Touchscreen herum und legte das Speichermodul wieder auf den Tisch. »Das vollständige Dossier wird Ihnen jetzt überspielt.« Er beugte sich nach vorne auf die in seinem Bildschirm befindliche Kamera zu. »Sichten Sie die Daten. Am besten gemeinsam. Sie werden Fragen haben. Ich schlage vor, ich melde mich in einigen Stunden wieder, damit wir die Formalitäten festlegen können, mit denen uns Jurij R. Diaz übergeben wird.«
Vijay nickte höflich und bedankte sich formell für die gute Zusammenarbeit. Jefica Moll schnaubte leise, war aber Diplomatin genug, sich zurückzunehmen.
Kaum war die Verbindung unterbrochen, stellten sich Wanda und Jefica hinter Gustafsson auf und schauten dem Ratsmitglied über die Schulter, wie er aufgeregt den Datentransfer annahm, das Dossierdokument abspeicherte und öffnete.
Die Drei hatten kaum den ersten Absatz gelesen und ein im Text entsprechend verlinktes Beweisdokument geöffnet, als Wanda Ndogo aufgeregt: »Das glaube ich ja jetzt nicht!« hauchte …
*
Die nächsten zwei Stunden verbrachten Ndogo, Moll und Gustafsson mit dem faszinierten Lesen des Dossiers und dem Betrachten des mitgelieferten Beweismaterials.
Die Grundaussage des Dokuments wurde schnell deutlich, und mit jedem neuen Detail, dass sich den drei Menschen offenbarte, wurde klarer, dass es eigentlich nur so sein konnte.
Ex-Lordmanager Jurij R. Diaz war der alleinige Drahtzieher hinter dem Putsch und dem PFS-Virus. Die von den Genetics gelieferten Beweise waren eindeutig. Sie warfen kein gutes Licht auf die innenpolitische Lage der Drei Systeme . Und darüber hinaus entlasteten sie den Ratsvorsitzenden Gregor Rudenko beinahe in allen Punkten.
»Am besten setzt du dich jetzt wieder mit Canetti zusammen, Vijay« sagte Jefica Moll, als sie alle Beweise gesichtet hatten. Sie hatte zwar grundsätzlich verstanden, was
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