Sternenfaust - 094 - Wandlungen
halte diese Ansicht ebenso für höchstwahrscheinlich. – Wie schade, dass zu diesem Zeitpunkt keine CT-Aufnahmen von Ihnen allen gemacht werden konnten!«, murmelte er geistesabwesend.
»Nun, wenn man gewusst hätte, dass Sie, der große Dr. Tregarde, eines Tages danach fragen würden, hätte man das sicher nicht versäumt«, meinte von Schlichten ätzend.
Doch Tregarde achtete nicht auf die spitze Bemerkung. »Wissen Sie zufällig, ob diese Auswertungen der medizinischen Datenbank der STERNENFAUST hinzugefügt wurden?«
Der Physiker zuckte mit den Schultern und schob die Fäuste in die Taschen seines weißen Kittels. Mit hochgezogenen Brauen sah er den Arzt hin und her laufen. »Kann ich Ihnen nicht sagen. Ich halte es für sehr gut möglich – warum auch nicht? Commander van Deyk sollte darüber genau Bescheid wissen. – Sagen Sie mir jetzt, warum Sie das alles wissen wollen? – … Ja natürlich«, meinte er plötzlich und wedelte ärgerlich mit einer Hand, als er bemerkte, dass Tregarde längst gegangen war. »Lässt mich hier einfach sitzen. Was für ein unhöflicher, egoistischer Mensch!«
*
»Relativer Stillstand erreicht. Maschinen werden heruntergefahren. Nur Lebenserhaltungssysteme bleiben online.«
»Danke, Lieutenant Santos. Commander Mutawesi, roter Alarm, aber stellen Sie ihn stumm. Es reicht, wenn wir uns die nächsten 12 Stunden auf Zehenspitzen bewegen, damit keiner an den falschen Knopf kommt. Lieutenant Jamil, absolute Funkstille, auch innerhalb der STERNENFAUST.«
»Aye, Ma’am.«
Dana Frost lehnte sich nach diesen Anweisungen in ihrem Kommandosessel zurück.
Die Außenkameras zeigten beinahe nur schwarze Fläche, abgesehen von den Anschnitten der Lichtkegel, die Santos so ausgerichtet hatte, dass auf dem Kamerabild so viel wie möglich von der Höhle zu sehen war. Dana wechselte einen Blick mit ihrem ersten Offizier.
Stille breitete sich auf der Brücke aus, eine Stille, die bedrückend wirkte.
Jetzt konnten sie nur hier sitzen und abwarten.
*
»Ich fasse es nicht!« Ildiko Pangatas Stimme klang ängstlich und wütend. »Die haben sich wirklich ohne uns versteckt?« Yngvar MacShane, der immer noch vor der Wand hockte und eine Art Karte der Symbole anfertigte, unterbrach sein Pfeifen und sah kurz zu ihr hinüber. »Ildiko … Sowas kann beim Star Corps jederzeit passieren, aber wir sind hier in der Höhle vielleicht sogar sicherer als an Bord. Die beiden Marines haben am Eingang Posten bezogen und werden dort die nächsten 12 Stunden abwarten, bis die FEUERMEER wieder weg ist und uns mit einem kleinen Magnetfeld gleichzeitig vor der Entdeckung schützen. – Und, was noch viel besser ist, wir beide haben die Möglichkeit, uns noch ein wenig länger als geplant mit dieser Höhle hier befassen zu können!«, fügte er noch betont fröhlich hinzu, als die Archäologin aufbegehren wollte.
Sie gab angesichts seiner gelassenen Stimme nach. Dennoch schien er ihre Sorgen nicht ganz vertrieben zu haben. »Wie kannst du nur so ruhig bleiben, Mac? Wir sitzen hier fest!«
»Ja, und bald ist alles wieder in Ordnung, Ildiko. Wie alt sagtest du, ist diese Höhle nochmal? Mal sehen, ob sich das mit meinen Annahmen hier über die Symbole deckt, ein paar konnte ich schon entziffern, jedenfalls glaube ich das.« Er wandte sich wieder seiner Bestandsaufnahme zu.
Ildiko Pangata seufzte unmerklich. Sie war zwar nicht beruhigt, aber sie hatte wohl keine Wahl. Und hysterisch zu werden, war ja auch keine gute Alternative.
Zähne zusammenbeißen und durch , sagte sie sich.
Es bleibt uns nichts übrig, als abzuwarten.
*
Abzuwarten war für Dr. Ashkono Tregarde nach den Ergebnissen seiner – rudimentären! – Forschung bezüglich der Schlaflosigkeit Bruder Williams keine Option.
Kaum hatte Yasuhiro von Schlichten seine Erklärungen abgegeben, war Tregarde wieder auf dem Weg in die Krankenstation.
Als er hereingestürmt kam, lag Bruder William wie zuvor auf einer der Medoliegen. Kendra Scott stand daneben und hatte den Sensor des Computertomografen wieder über Bruder Williams Kopf ausgerichtet. Sie starrte angestrengt auf das erzeugte 3-D-Bild des Gehirns und versuchte, etwas darauf zu erkennen.
Ashkono Tregarde nahm sich zusammen. Er war zwar aufgeregt über seine Theorie und hätte sie am liebsten sofort mit Bruder William diskutiert, aber es lag nicht in seiner Absicht, sie auf dem ganzen Schiff herumzuposaunen, ohne vorher mit seinem Patienten darüber zu
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