Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse
Experimente im Griff. Dabei liegt es gar nicht in meiner Hand, was mit den Ergebnissen geschieht.
Und jetzt?
Vielleicht ist es gar nicht so sehr die äußere Bedrohung durch die Dronte, der wir uns hier stellen müssen, sondern eine, die von uns selbst kommt. Wir unterschätzen besonders Letztere immer wieder.
Gedankenverloren nahm Tregarde die Phiole mit der Gegenmittelprobe und ließ sie spielerisch durch die langen Finger gleiten.
Jetzt ist für mich wirklich die große Frage, wie ich am besten aus dieser Nummer wieder herauskomme. Nicht, weil ich mir Sorgen um meine Karriere mache. Dazu ist es zu spät, ich stecke jetzt mittendrin, mein Name ist mit diesen Entdeckungen untrennbar verknüpft.
Nein, ich muss alles dafür tun, um morgens auch weiterhin in den Spiegel sehen und mir sagen zu können: Du bist ein guter Mediziner. Du tust alles, um deine Patienten lebendig und bei guter Gesundheit zu erhalten. Und diese Patienten, die Walt mir ganz offiziell anvertraut hat, sind die Menschen und die Dronte. Ich werde dafür sorgen, dass mein Forschungsauftrag gelingt – Trennung von Wirt und Parasit, ohne das einer von beiden stirbt.
Er überlegte eine Weile.
Wenn man bei den Ereignissen der letzten Tage eins und eins zusammen zählte, dann lag auf der Hand, dass hier der Vorsitzende des Hohen Rates ausgeschaltet werden sollte. Im Grunde war es ein Treppenwitz der Geschichte – er war wahrscheinlich wirklich der Einzige innerhalb der Solaren Welten, der genau wusste, um was für ein Gift es sich hier handelte.
Das Star Corps ist mittlerweile die einzige Institution, die Far Horizon in der Forschung das Wasser reichen kann. Ich muss versuchen, im Namen des Star Corps alles über die Dronte herauszufinden. Nur dann ist garantiert, dass Far Horizon nicht macht, was es will und das mein guter Name nicht mit diesem Unternehmen in einem Atemzug genannt wird .
Nun, in diesem Fall lag die Vorgehensweise klar auf der Hand: Er würde dafür sorgen, dass Captain Frost die richtigen Hinweise auf die Lösung dieser Verschwörung und auch ihrer Hintermänner bekam. Er warf die Phiole in die Luft und fing sie wieder auf. Er musste leise lachen.
Lassen wir Rudenko doch sehr zum Ärger seiner Gegenspieler noch ein Weilchen länger im Amt. Noch weiß niemand, dass die Dronte früher oder später das Gegenmittel gegen das D-1-Virus finden werden.
Er stand auf. Es war Zeit, eine größere Menge des Gegengiftes herzustellen.
Doch zuerst ging er in Richtung Brücke. Die Pläne von TR-Tec mussten durchkreuzt werden, und die Kommandantin, Dana Frost, hatte Verbindungen zu einer Agentin der GalAb, die auch Sicherheitsberaterin von Rudenko, dem Ratsvorsitzenden selbst war.
Für ein paar Sekunden überlegte er, ob es vielleicht schon jetzt an der Zeit war, Captain Frost in die Ziele seines Projekts einzuweihen.
Doch er verwarf den Gedanken wieder.
Noch vertraute er der jungen Frau nicht genug. Noch musste er sein eigenes Spiel spielen.
Und sowohl TR-Tec als auch Far Horizon würden sich noch wundern, wenn er erst wieder mit seinen Ergebnissen der Dronte-Forschung nach Cisalpha zurückkam.
*
Transalpha, TASO-24716, Oktober 2254
Miles Jennings schnappte nach Luft. »Ein Dronte! – Miss Scott, rufen Sie den Captain und Sergeant Telford. Er muss einige Marines vor der Krankenstation und hier neben dem Bett postieren. Und wir müssen den Gefangenen festschnallen!«
Kendra Scott wollte schon loseilen, als die scharfe Stimme ihres direkten Vorgesetzten sie zurückhielt.
»Miss Scott, Sie werden nichts dergleichen tun. – Dr. Jennings, Sie sollten doch etwas mehr Ruhe bewahren. Dieser Fremde hier hat einen Dronte in sich! Den wird er so bald wohl niemand anderem einpflanzen.«
Jennings wirbelte mit hochrotem Gesicht zu seinem Kollegen herum. Doch der hatte sich schon wieder den Anzeigen für die Lebenserhaltung des Krankenbettes zugewandt. Der Anblick des hochgewachsenen Arztes, den die schreckliche Nachricht, dass sich ein Dronte an Bord der STERNENFAUST befand, vollkommen kalt zu lassen schien, ließ Miles Jennings jetzt rot sehen.
»Na, wunderbar, Sie sind nicht beunruhigt! Dann ist die Welt ja in Ordnung! Es geht aber nicht nur um Sie, Sie Egozentriker!«
Für einen Moment hielt Kendra Scott den Atem an. Auf der Krankenstation herrschte für eine Sekunde völlige Stille. Doch Tregarde schien den schweren Vorwurf nicht gehört zu haben und befasste sich weiter mit der Diagnoseeinheit.
Verblüfft starrte die
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