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Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse

Titel: Sternenfaust - 097 - Erkenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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junge Ärztin ihren Vorgesetzten an. Es konnte ihn doch nicht derart kalt lassen, wenn ein Kollege, mit dem er täglich zu tun hatte, ihm so einen Vorwurf an den Kopf warf? Doch dann sah sie, dass Tregarde rot geworden war. An seiner Stirn, zwischen zwei seiner dunklen Locken, sah sie jetzt, dass eine Schläfenader hervorgetreten war und wütend pochte. Sie wünschte sich mit einem Mal glühend, woanders zu sein und versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu benehmen.
    »Das alles kümmert Sie nicht, was, Tregarde?« Miles Jennings ging aufgeregt auf und ab. »Der Dronte hier könnte das ganze Schiff übernehmen, das wäre Ihnen egal. Sie sind ja nur froh, dass Sie jetzt endlich das erreicht haben, was Sie schon seinerzeit auf Daroka II haben wollten – einen lebenden Dronte-Wirt, mit dem Sie experimentieren können! Sie haben wie Dr. Scott und ich den hippokratischen Eid geschworen – Ich finde es unglaublich, wie Sie ihn interpretieren!«
    »Dr. Jennings, Sie vergessen sich!«, meinte Tregarde kalt und richtete einen zornigen Blick auf seinen Kollegen. »Sie wissen doch überhaupt nicht, woran ich forsche und was ich erreichen will. Sie scheinen mich für einen Doktor Frankenstein zu halten, aber –«
    »Oh ja, das tue ich! Sie vergessen wohl, dass Gregorovitch mir noch vor Ihnen selbst das Projekt angetragen hat! Aber Sie haben es angenommen! Das sagt doch schon alles über Sie! Und jetzt ist Ihnen sogar die Sicherheit des Schiffes egal!«
    Tregarde schien sich nur noch mühsam zu beherrschen. »Ich weiß als Lieutenant Commander des Star Corps sehr wohl, was ich dem Schiff und meinen Vorgesetzten, in diesem Falle Captain Frost, schuldig bin, Jennings! Ich brauche Ihre Belehrungen daher nicht!«
    Doch Miles Jennings hatte sich jetzt in Rage geredet. Er kam um die Krankenliege, auf der der Fremde immer noch reglos und mit geschlossenen Augen lag, herum, um sich vor Tregarde aufzubauen.
    Kendra Scott hielt es jetzt für angebracht, dazwischenzugehen. »Dr. Jennings, ich bin sicher, Sie meinen nicht, was Sie sagen! Sie sollten besser in die Kantine gehen und sich einen beruhigenden Tee geben lassen. Oder soll ich Ihnen ein Beruhigungsmittel verab-«
    Doch Jennings war nicht mehr zu bremsen. Er streckte die Linke aus und wollte Kendra Scott einfach beiseite schieben. Doch urplötzlich schlossen sich kräftige Finger um seinen Unterarm. Jennings wollte sich losreißen, doch das gelang nicht. Tregarde hatte seinen Arm fest gepackt und ließ nicht locker. »Sie werden Miss Scott nicht anrühren!«
    »Drohen Sie mir etwa, Tregarde?«, zischte Jennings und erwiderte den sprühenden Blick des Kollegen zornig.
    »Ich tue nichts dergleichen! Sie sind derjenige, der hier vergisst, was er seinem Beruf schuldig ist!«
    Ohne Vorwarnung holte Jennings mit der Rechten aus – und verpasste seinem Gegenüber einen gut gezielten Kinnhaken.
    Damit hatte Ashkono Tregarde nicht gerechnet. Er taumelte und wäre beinahe über die Diagnoseeinheit gestolpert. Das frei schwebende 3D-Bild des Brustkorbs des Fremden zog Schlieren, beruhigte sich dann aber wieder.
    Kendra Scott schrie erschrocken auf, schubste Jennings beiseite, der fassungslos auf die Szene starrte und selbst nicht glauben konnte, was er da getan hatte, und packte ihren Vorgesetzten am Oberarm, damit er nicht fiel.
    »Was ist denn hier los?« Eine eisige Frauenstimme peitschte mitten in die Szene und brachte die erhitzten Gemüter auf der Stelle zur Besinnung. »Haben Sie alle den Verstand verloren??«
    Miles Jennings wurde erst blass, dann wieder dunkelrot. Diesmal nicht vor Wut, sondern vor Scham. Kendra Scott war ebenfalls beim Anblick von Captain Frost rot geworden und zog Ashkono Tregarde jetzt noch einmal kräftig am Arm. Der Schiffsarzt der STERNENFAUST rappelte sich auf, rieb sich den Unterkiefer und bewegte ihn vorsichtig. »Danke, Miss Scott«, murmelte er.
    Dana Frost stand mit kalt leuchtenden Augen und hinter dem Rücken verschränkten Armen sehr aufrecht vor den drei Ärzten, die alle einen Kopf größer waren als sie. Dennoch standen sie jetzt da, wie raufende Kadetten vor einem Drill Instructor.
    Keiner wagte zu antworten.
    »Es gab eine kleine Meinungsverschiedenheit, Captain«, murmelte Kendra Scott schließlich. »Aber ich bin sicher, dass –«
    »Dr. Scott, verkaufen Sie mich doch bitte nicht für dumm! Die Sachlage liegt doch auf der Hand! Zwei Ärzte, Mitglieder des Star Corps, die sich an einem Krankenbett prügeln! – Nein, Dr. Tregarde, Sie

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