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Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed

Titel: Sternenfaust - 107 - Spion auf Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Aussprache zu entschuldigen, aber mein Kridanisch ist bestenfalls rudimentär.«
    »Aber das war sehr gut«, freute sich der Raisa und war sichtlich überrascht. Offensichtlich hatte er nicht erwartet, dass sich ein Mensch die Mühe machen würde, seine Sprache zu lernen. »Und ich danke Ihnen für das freundliche Willkommen. Dies sind meine Berater Satren-Nor, Tanjaj Daren-Kan und Priester Orlan-Gal.«
    Wieder wurden Verbeugungen und Höflichkeiten ausgetauscht. »Möchten Sie zuerst eine Erfrischung genießen, Heiligkeit, oder wünschen Sie gleich mit der Besichtigung der Akademie zu beginnen?«, fragte Mitchell schließlich.
    »Die Besichtung bitte zuerst«, entschied der junge Raisa. »Ist das, was wir sehen werden, die typische Art, wie Menschen wohnen?«
    »Weitgehend, Heiligkeit«, antwortete Wanda, während sie die Delegation ins Innere der Station führte und versuchte, die faustgroßen Kameradrohnen zu ignorieren, die zahlreich wie Moskitos über ihren Köpfen schwebten und jede Geste, jedes Wort aufzeichneten und live übertrugen. »Allerdings ist dieser gesamte Komplex in erster Linie ein Arbeitsbereich, der allenfalls sekundär dem Wohnen dient. Die Wohnquartiere bilden einen gesonderten Bereich.«
    »Hier auf dem Boden, dieses Symbol«, erklärte Suresh und deutete auf ein im Boden eingelassenes, anderthalb Meter durchmessendes Emblem, »ist das Emblem der Akademie. Das Spruchband, das seinen Rand einfasst, lautet: Forschung und Wissenschaft zum Nutzen und Schutz der Menschheit. «
    Wanda hatte Mühe, ein gleichmütiges Gesicht beizubehalten, denn das war genau die Art von Stichwort, die der Raisa oder einer seines Gefolges dazu benutzen konnte, das Gespräch auf die Ergebnisse zu lenken, die die Erforschung der Technik der Toten Götter ergeben hatten. Mitchells leicht gerunzelter Stirn nach zu urteilen, dachte er wohl dasselbe. Doch der Raisa schien daran zumindest im Moment nicht interessiert zu sein.
    »Interessant«, meinte er nur und ließ sich weiter führen.
    »Interessant« war, wie die Massai schnell feststellte, wohl sein Lieblingsprädikat, denn er verwendete es für nahezu alles, was man ihm zeigte: die ausgedehnten Gänge, die hellen Unterrichtsräume mit dem Ausblick auf den parkähnlichen Innenhofgarten unter einer durchsichtigen Plastikkuppel, die riesigen Fotografien an den Wänden, die als besonders schön empfundene Landschaften von Ganymed und anderen Welten zeigten sowie die moderne Einrichtung der Labors. Doch am meisten begeisterte ihn natürlich der Anblick der STERNENFAUST III, die von der Promenadenterrasse aus in ihrer »Parkbucht« des Raumhafens zu sehen war.
    »Ist das Ihr Prototyp mit dem neuartigen Antrieb?«, wollte der junge Raisa wissen, und es hätte nicht viel gefehlt und er hätte sich den Schnabel an der Sichtscheibe platt gedrückt in seinem Bestreben, einen möglichst umfassenden Blick darauf zu bekommen.
    »Ja, das ist es«, antwortete Suresh und besaß genug Verstand, von sich aus kein Wort über die darin verwendete Technik zu verlieren.
    »Es sieht …«, der Raisa suchte nach Worten, »majestätisch aus. Die Crew muss sehr stolz darauf sein, ausgerechnet in diesem Schiff fliegen zu können. Ich kann es kaum erwarten, es zu besichtigen.«
    »Das steht erst morgen auf dem Programm, Heiligkeit«, versicherte Wanda, »denn auch das dauert mehrere Stunden, und wir sind mit unserer Tour durch die Akademie noch nicht fertig. Aber wenn Sie eine Änderung der Programmpunkte wünschen …« Und sowohl Suresh wie auch jeder andere – einschließlich der Kridan – hoffte inständig, dass der Raisa das nicht wünschte.
    »Das ist nicht nötig«, entschied er zur allgemeinen Erleichterung. »Ich will Ihre Pläne nicht umwerfen. Und die Lehranstalt zu sehen, in der Ihre Krieger und künftigen Wissenschaftler ausgebildet werden, ist sehr aufschlussreich.«
    Die Tour wurde fortgesetzt, und der Raisa stellte eine Unmenge Fragen an Wanda, die er sich als Hauptansprechpartnerin erkoren hatte. Vielleicht bin ich ja durch meine Freundschaft mit Sun-Tarin und die Zeit, die ich damals mit ihm verbracht habe, so etwas wie »kridan-kompatibel« , vermutete sie. Aber warum ist er nicht mitgekommen? Es kann ihm doch nicht gleichgültig sein, wie sich das Verhältnis zwischen unseren Völkern entwickelt. Oder hat sein Aufenthalt im Kloster dazu geführt, dass er uns Menschen nicht mehr mit derselben Offenheit begegnet wie damals, auch wenn er mich immer noch als Freundin

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